Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2002
Nach unten 800 Meter nichts.
Auf Blumenthal werden zwei Schächte verfüllt –
Finale im Juni. (WAZ v. 25.01.2002)
Hundert und mehr Jahre lang brachten sie Kumpels in die
Grube und Kohlen ans Tageslicht, seit dem letzten
Sommer haben sie ausgedient. Und jetzt sind es nur noch
ein paar Tage, bis die Blumenthal-Schächte 2 und 6
„gestopft" werden. Die WAZ konnte in 420 Metern Teufe
miterleben, wie die Verfüllung vorbereitet wird.
Schachthauer sind eine ganz eigene Sorte. Auf den
meisten Bergwerken arbeiten sie nur nachts, wenn der
Betrieb größtenteils ruht. Zurzeit sind die Männer von zwei
Schachtbau-Firmen auf Blumenthal aber rund um die Uhr
im Einsatz, um die Basis zu schaffen, auf die demnächst
zigtausende Kubikmeter Beton fließen, um die
gigantischen „Korken" zu bilden, mit denen die Schächte
dicht gemacht werden.
Peter Nowack ist Leiter der Betriebsstelle in Schacht 6. In
mehreren Schritten ist der einst über Jahre bis auf 1284
Meter abgeteuft worden, Jetzt legen 25 Schachthauer in
zehn Wochen die stählerne Basis, auf die dann 14 Tage
lang 15 000 Kubikmeter Beton laufen - dann ist Schacht 6
dicht. In 424 Metern Tiefe bilden drei Tonnen schwere
Stahlträger die Verschalung quer durch die 6,60 Meter
breite Schachtröhre. Knochenarbeit an einem Punkt, von
dem aus das Tageslicht hoch oben kaum größer ist als ein
Punkt - und nach unten ist 800 Meter lang nichts.
Für Peter Nowack und seine Männer ein ganz normaler
Job. Sie kennen das Gefühl seit Jahren, auf dem Deckel des Förderkorbs im Schacht nach
unten zu fahren, dort auf der Bühne zu schuften- angeseilt natürlich - und trotz Dunkelheit,
pfeifender Wetter und Feuchtigkeit ganz exakte Arbeit abzuliefern. Oben im Büro sitzen
derweil Thomas Deimel, Michael Sontag und Hartmut Günzel. Sie organisieren den Rückzug
des Bergbaus vom Blumenthal-Gelände. „Mit einem Kloß im Hals", wie Hartmut Günzel
eingesteht; fast 25 Jahre auf Blumenthal hat er hinter sich. 250 Mann arbeiten noch auf dem
Gelände. Die Raubarbeiten unter Tage - Zig-Millionen-Werte wurden aus de Grube geholt -
sind längst beendet. „Jetzt geht es darum, schnell wie möglich alles. frei von Aktivitäten des
Bergbau zu machen, um neue Nutzungen zu ermöglichen", sagt Michael Sontag. Im Juni soll
es soweit sein. Dann sind nach den Schächten 2 und 6 auch 3 und 8 verfüllt. Dann ist bald
wirklich Schicht am Schacht.
(von Ernst zur Nieden)