Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2004
Fördergerüst Schacht 8 will lange nicht weichen
WAZ vom 26.10.2004
Sprengmeister zündet seine Ladung vergebens
"Deutsche Wertarbeit", war der einhellige Kommentar der
Zuschauer auf der Halde am Schacht 8. Das Fördergerüst hielt
der Sprengladung nach einem durch Mark und Bein gehenden
Knall stand. Das war gestern Morgen, punkt 11 Uhr. Ein Bagger
und ein kräftiges Stahlseil
sorgten dann dafür, dass
die Konstruktion doch noch
fiel: um 15.35 Uhr. So
etwas hatte Projektleiter
Konstantin Lehnert noch nicht erlebt. Das Fördergerüst
an der Stadtgrenze zu Marl entpuppte sich gestern
Morgen als äußerst widerstandsfähig. Das 54 Meter
hohe und 200 Tonnen schwere Fördergerüst wackelte
nicht einmal nach der Detonation des Sprengsatzes.
Mit einer schwarzen Rauchwolke verabschiedete sich
die zuvor hoch gepriesene Sprengladung. Von den
Amerikanern für die Raumfahrt entwickelt, sollten zwei Kilogramm eigentlich ausreichen, den
Koloss zu Fall zu bringen. Zuvor waren die Stahlpfeiler der Anlage mit Schneidbrennern
angeschnitten worden. Sprengmeister Karl-Heinz Bühring hatte die Fallrichtung des
Bauwerkes ganz genau berechnet - eigentlich. Weil sich aber im Inneren der Stahlstützen
weitere Profile befanden, war das Bauwerk stabiler als erwartet, so dass es mit Hilfe von
Seilen auf die Seite gelegt werden musste.
So musste der Bagger rütteln und rütteln, das Objekt ächzte unter der Belastung, weigerte
sich aber beharrlich nachzugeben. Die Zuschauer fragten sich schließlich, ob die
Konstruktion vor Einbruch der Dunkelheit überhaupt noch in die Knie ginge. Der Schacht 8
war mit einer Teufe von 1 130 Metern der zweittiefste Schacht des Bergwerkes General
Blumenthal. Er wurde in der Hauptsache als Material- und Wetterschacht genutzt. Mit dem
neuen Bergbauverbund Victoria/Blumenthal und der Verlagerung der Abbaustätten wird die
Anlage nicht mehr benötigt.