Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2006
Verlorene Kittel lassen Traum beinahe platzen.
NEW York: Bergmannsverein „General
Blumenthal“ nimmt an Steubenparade
teil.
Nichts gegen das Erzge­birge. Aber da
waren sie ja nun schon zweimal. Die
Barbara-Messe ist zwar alle Jahre
wieder ein Höhepunkt im Ver­einsleben.
Aber sie bleibt nicht ewig in Erinnerung.
Im Gegensatz zur New Yorker
Steubenparade. Mitglieder des
Bergmannsvereins „General Blumenthal"
flogen über den „großen Teich", um
beim umjubelten deutsch-amerikanischen Festzug über die 5th Avenue zu marschieren. „Ein
unvergessliches Erlebnis", sagt Hans-Günter Sorger, einer der 31 Teilnehmer.
Eigentlich ist er noch gar nicht richtig wieder angekommen. Hans-Günter Sor­ger seufzt. Ihm
schwirrt der Kopf. Unzählige Eindrücke gilt es zu ordnen. Gefühle zu sortieren. Rund 500
Bilder zu sichten. Der 58-Jährige weiß auf jeden Fall: Er war in New York. Tatsächlich: in
NEW YORK.
Hunderttausende säumten nach einem Gottesdienst
in der St.-Patrick-Kathedrale die Bürgersteige der
5th Avenue, als die Männer aus RE und
Oer-Erkenschwick mit Stolz geschwellter Brust im
Bergmannskittel an den begeisterten Zuschauern
vorbeischritten. „Das war gigantisch", sagt Sorge
und lächelt. „Wie geht es im guten alten Germany?",
riefen ihnen viele Auswanderer und
deutschstämmige Amerikaner zu.
Rund eineinhalb Stunden marschierten die Musik- und Trachtengruppen mit unzäh­ligen
Stopps durch die Stadt. ,,Etwa drei Meilen", erklärt Sorger und denkt noch in amerikanischen
Maßen. Im Central Park schließlich endete die
Parade mit einem zünftigen Fest bei Sauer­kraut und Bier.
Doch es war nicht nur dieser faszinierende Spaziergang, der die wenigen Tage zum Erlebnis
machte. Sorger kramt in seinen Erinnerungen. Da war die Bootsfahrt zur Frei­heitsstatue und
zu Ellis Island, der kleinen Insel, die früher
zuerst von den Einwandererschiffen angesteuert wurde. Da war der Ausflug zur kanadi­schen
Grenzen, zu den Niagarafällen und bis nach Toronto. Da war der Besuch des Empire State
Building und, und, und... „Beeindruckend."
Weniger beeindruckend fand der Recklinghäuser indes die Esskultur der Amerikaner.
Schnellrestaurants begegne­ten ihm an jeder Ecke. Und sü­ßer Kuchen zum Frühstück
machte ihn auch nicht wirklich glücklich. Sorger „Das al­les ist gewöhnungsbedürftig. Aber
wahrscheinlich auch nur eine Frage der Organisation. Mit Sicherheit wird es dort ir­gendwo
Leberwurst geben." An die Attentate vom 11. September musste der 58-Jäh­rige übrigens fast
nicht denken. „Das haben viele von uns verdrängt." Angst hatte er nicht in dieser „lauten und
hektischen" Stadt.
Schweißausbrüche bekam Sorger dennoch: Schließlich war bis wenige Stunden vor Beginn
der Parade die Teilnahme ungewiss. Denn Sorgers und der Koffer von 14 weiteren
Bergmännern war während des Flugs von Düsseldorf über Paris nach New York verloren
gegangen. Mit wertvollem Inhalt: den Kitteln. Beinahe wäre der Traum von der
Steubenparade also nicht in Erfüllung gegangen. Aber zum Glück nur beinahe!