Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2007
Steiger halten noch heute zusammen
RZ vom 08.08.2007
Geballte Bergbau-Kompetenz
triff sich bereits zum elften
Male auf der
Hibernia-Kampfbahn
BILD: Auch beim elften
Steigertreffen auf der
Hibernia-Kampfbahn
tauschten die ehemaligen
Beschäftigten des Bergwerks
Ge­neral Blumenthal jede Menge Erinnerungen aus.
Einmal im Jahr kommen sie in großer Runde zusammen. Der Heinz, der Dieter, auch der
Werner und der Hein­rich. Sie waren und sind auch heute noch per Du. Denn wenn eines in
den Köpfen der Steiger vom ehemaligen Bergwerk Ge­neral Blumenthal unver­gessen bleibt,
dann ist es die Kameradschaft.
In Sommerjacke oder Hemd -und ohne Bergmannskittel -sitzen 100 Männer zwischen 55 bis
82 Jahren auf dem Sportplatz Hibernia-Kampf­bahn. Zum elften Mal hat Her­mann Böckmann
die Kum­pels zum Steigertreffen auf der Anlage der Polizeisportverei­nigung (PSV)
zusammengeru­fen. Ein Flüstern hätte ge­reicht.
Jahr für Jahr finden immer mehr Bergleute den Weg. Je­der kennt jeden. „Auch wenn mir
manchmal der Name nicht sofort einfällt", sagt Werner Hebenstreit, „im Ge­spräch gibt sich
das." 1948 be­gann der 82-Jährige seine Bergmannskarriere in Bo­chum, landete nach
Berg­schule und Abstecher auf der Herner Zeche Shamrock in Recklinghausen. „Das war
unwahrscheinlich, wie wir da­mals zusammengehalten ha­ben", meint Hebenstreit. „Ei­ne
Pulle Bier in der Kaue, da passte die Kollegialität", ergänzt Heinrich Lange (81). Am
Getränkepavillon lässt Gastgeber Hansi Pförtner von der PSV das Pils fließen. Ein Kreis
junger Ex-Bergleute hat sich hier wiedergefunden. „Als Auszubildende waren viele der
Älteren unsere Vorgesetzten", erklärt Werner Koch. „Alle waren okay." Den geplanten
Ausstieg aus der heimischen Steinkohleförde­rung sehen viele kritisch. Mit einer Träne im
Auge hat He­benstreit die politische Ent­scheidung hingenommen.
„Da wird die einzige eigene Energie abgewürgt", meint er. „Ein Grundsockel wäre
ange­bracht, damit wir vom Aus­land nicht so abhängig sind", denkt Koch. Zeitgleich spürt der
Rohstöffmarkt den stei­genden Energiehunger Asiens. Der Tag werde kom­men, an dem
deutsche Stein­kohle sich wieder rentiere, glaubt deshalb Rainer Klanci­car. „Und das ganz
ohne Sub­vention." Doch dann sei erst eine enorme Investition nö­tig, um die Schächte
wieder zu öffnen. „Bergmann, das war unser Beruf", betont Hebenstreit. Zuzusehen, wie ein
gan­zer Berufsstand nun wegbricht, sei da nicht einfach. Es bleibt die Erinnerung. „Und die
wollen wir heute austau­schen", sagt Hebenstreit.