Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2007
Banger Blick in die Zukunft
RZ vom 03.12.2007
Bergleute huldigen der heiligen Barbara mit einem
Fackelumzug
Blickfang auf dem Altstadtmarkt: Die Besucher des
Weihnachtsmarktes stehen Spalier, als die
Bergmänner ihre Schutzheilige durch die Altstadt
tragen. FOTOS: NOWACZYK
Grubenlampe und Meterstock - für Kurt Tschirch sind
das mehr als nostalgische Insignien. 35 Jahre seines Lebens hat er unter Tage verbracht. Als
„technische Aufsichtsperson" auf General Blumenthal,
Die drückende Schwüle an der Abbaustrecke und der allgegenwärtige Kohlestaub sind für
den 55-Jährigen Geschichte, aber längst nicht
vergessen. Heute, am Barbaratag, hat Kurt Tschirch
die Uniform des Bergmannsvereins General
Blumenthal angelegt. In der rechten Hand die
Grubenlampe, wartet er vor der Peterskirche auf das
Signal zum Aufbruch. Es ist schon dunkel. Strahler
setzen die älteste Kirche der Stadt in Szene. Die
starken Mauern wirken am Samstagabend ebenso
würde - wie geheimnisvoll.
Orangene Farbtupfer: Die Grubenwehr AV begleitete den Fackelzug
Acht Bergmannsvereine und zwei Kapellen huldigen der Schutzheiligen aller Kumpel mit
einem Fackelzug. Erinnerungen: „Wir waren froh, wenn wir das Jahr gesund überstanden
hatten. Dafür danken wir St. Barbara." Kurt Tschirch blickt sich suchend um. Dann geht es
los. Politiker und Funktionäre vorneweg. Hunderte Kumpel folgen im Gleichschritt. Die heilige
Barbara ist unter ihnen, als hölzerne Figur, getragen von den Knappen der
Oberschlesischen Landsmannschaft.
Die Besucher des Weihnachtsmarktes halten inne, als der Fackelzug den Altstadtmarkt
erreicht. Für einen Moment gilt ihre Aufmerksamkeit nicht Bratwürsten oder gebrannten
Mandeln, sondern den Männern, die in geschlossener Formation über den Platz schreiten.
Zum Schwarz der traditionellen Bergmannsuniformen gesellen sich als Farbtupfer die
orangefarbenen Overalls der Grubenwehr des Bergwerks Auguste Victoria (AV). 4000
Kumpel versehen hier ihren Dienst. Noch.
AV-Ausbildungsleiter Bernd Spiekennann gibt sich keinen Illusionen hin: „Unsere jungen
Leute haben eine Zukunft. Aber nicht im Bergbau." Spätestens 2018, so will es die Politik, soll
Schluss sein mit den Subventionen.
Nach einer halben Stunde kehren die Männer auf den Kirchplatz zurück. Gleich beginnt der
Barbara-Gottesdienst. Die Bänke der Propsteikirche sind voll besetzt.
Für Propst Heinrich Westhoff ist es der letzte Barbara-Gottesdienst. Er verabschiedet sich am
6. Januar in den Ruhestand. Dort ist Kurt Tschirch schon angekommen. „Jetzt", sagt der
Recklinghäuser, als die Fackeln vor der Kirche erlöschen, „hat der Advent für mich
begonnen."
Mehr Bilder vom Fackelzug finden Sie unter. www.recklinghaeuser-zeitung
.de/bildergalerien.php