Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2009
Flammende Reden am Altar
HZ vom 21.09.2009, Irene Stock
89 Knappenvereine mit über 600
Bergleuten aus Nordrhein-Westfalen,
Unterbreizbach/Thüringen, ja sogar
Österreich zeigten am Wochenende in
Haltern ihre Verbundenheit zur Kirche.
Nach dem ökumenischen Gottesdienst
gab es ein Ständchen von der
Blaskapelle Auguste Victoria auf dem
Marktplatz.
Höhepunkt der 37. Landeskirchschicht, die aus Anlass des 55-jährigen Bestehens des
Halterner Knappenvereins „Glück auf“ in der Seestadt stattfand, war die große
Knappenparade vom Schulzentrum in die Innenstadt. In der Sixtus-Kirche feierten die
Bergleute einen ökumenischen Gottesdienst mit den Pfarrern Werner Schröder und Karl
Henschel. Schirmherr der Veranstaltung war Bürgermeister Bodo Klimpel.
Kämpferische Stimmung
Über allem lag am Samstagnachmittag ein wenig Wehmut, aber auch kämpferische
Stimmung, hat doch die deutsche Steinkohle ihre Zukunft schon lange hinter sich. Am Altar
der Sixtus-Gemeinde wurde manch flammende politische Rede gehalten. Daran änderten
auch die Predigtworte von Pfarrer Karl Henschel nichts: „Wer sich nicht sorgen muss, hat
aufgehört, käuflich und erpressbar zu sein. Dass man ohne Sorgen leben kann, zeigt der
Blick in die Natur.“
Zusammen rücken
Auf Parallelen zwischen der kirchlichen Gemeinde- und der Bergmannsarbeit verwies Uwe
Enstipp, Landesvorsitzender der Bergknappen, hin: „Gerade jetzt, wo Arbeitnehmer immer
mehr Rechte verlieren, für die unsere Väter jahrzehntelang gekämpft haben, heißt es enger
zusammen zu rücken.“
Fast 450000 Beschäftigte zählte der Bergbau Mitte der 50-45 Jahre in Nordrhein-Westfalen.
Heute sind es noch 28000, davon sind 4000 bei Auguste Victoria beschäftigt. 2012
entscheidet die Politik, ob 2018 das Aus für den Bergbau kommt. Dass der Bergbau dem
Land einst Wohlstand bescherte, dass Energie und Grundversorgung auch heute nicht
selbstverständlich seien, daran erinnerte der AV-Betriebsrats- vorsitzende Norbert Maus. “Wir
nehmen die Revisionsklausel sehr ernst und werden genau gucken, wie die Politiker dazu
stehen.” Energie dürfe nicht zum Luxusgut werden: “Ich halte die Entscheidung, aus der
deutschen Steinkohle auszusteigen, für falsch.”