Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2010
Zukunft auf Kohle
Recklinghausen, 24.05.2010, Ernst zur Nieden
Vest. Auf die Tradition haben sie immer gehalten. Doch seit es keine Zechen mehr gibt, ist
ihre Pflege umso wichtiger: Beim 5. Kreisbergmannstag beging der Bergmannsverein
General Blumenthal sein zehnjähriges Bestehen – neun Jahre nach der letzten Schicht.
Der Ort der Handlung besitzt Symbolkraft: Der Campus Blumenthal mit zwei Berufskollegs
steht für eine der Säulen der Zukunft: „Wir sind hier an einem Ort des Wissens. Wo früher
Bergleute gearbeitet haben, bilden sich heute junge Menschen und tragen dazu bei, dass
Recklinghausen Bildungsstadt für die Region ist“, sagt Bürgermeister Wolfgang Pantförder.
Ein Stück Pütt ist trotzdem noch da. Die Firma Minegas hat eine
Grubengasgewinnungsanlage errichtet, um aus dem Boden unter Blumenthal 3-4 Energie zur
Beheizung der modernen Schulgebäude zu fördern (siehe Info-Kasten).
Pantförders Zuhörer sind vor allem ehemalige Kumpel. Stolz tragen sie an diesem Festtag –
der Starttermin für die revierweite Aktion „Schachtzeichen“ – den schwarzen Kittel. Mit einem
ökumenischen Gottesdienst in St. Peter haben sie den Tag begonnen, was Peter Burkowski,
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises, lobt: „Ihr erinnert euch an eure Wurzeln
und schaut dabei nach oben. Beides trägt das Leben: Ora et labora, bete und arbeite.“
In einer Parade durch die Innenstadt sind die Kumpel dann zum Campus gezogen, ihr Marsch
hatte etwas von Maikundgebung, aber auch von Schützenfest. Beides gibt Sinn. „Diese
Region steht zum Bergbau. Das ist leider nicht mehr überall so“, sagt Bernd Zwingmann, der
Vorsitzende der Blumenthaler – mancher im Publikum widmet sich da bereits dem Gespräch
mit dem alten Kollegen und dem leckeren Bierchen oder den Info-Tafeln zu Traditionspflege
und Zechensterben.
Landrat Cay Süberkrüb betont die Bedeutung des Bergbaus für das Vest: „Er hat uns
Wachstum und Wohlstand gebracht. Und er war zum Beispiel auch der Vater der für unsere
Freizeit heute so wichtigen Haard: Dort wurden einst Fichten angepflanzt für das notwendige
Grubenholz.“
Der Kreisbergmannstag ist auch ein Anlass, um für die eine Zukunft des Bergbaus zu
werben. Das tut Prof. Dr. Franz-Josef Wodopia vom Gesamtverband Steinkohle. Er erinnert
an die Regelung, die CDU und FDP in ihrem Berliner Koalitionsvertrag gefunden haben:
Danach soll 2012 geprüft werden, ob 2018 Schluss ist mit der Subventionierung des
Schwarzen Goldes, „auch wenn sich eine kleine Partei daran nicht mehr erinnert“, so
Wodopia mit Blick auf die FDP, die einen früheren Ausstieg fordert. Er sei sicher, dass die
großen Parteien in NRW verantwortungsvoll mit dieser Frage umgehen und angemessene
Rahmenbedingungen schaffen, eventuell auch für Sockelbergbau über 2018 hinaus.
Doch das kommt später. Jetzt ist Kreisbergmannstag, jetzt ist Rahmenprogramm mit zwei
Bergkapellen und der Rockband „Seven Heaven“. Nicht im siebten Himmel, aber doch noch
oben über der Szenerie, über der Glitzerfassade des Max-Born-Kollegs schwebt der gelbe
Ballon, das Schachtzeichen, das natürlich auch hier nicht fehlen darf