Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2011
Lok „Berta" hat das Ende der Zeche Blumenthal überlebt.
Heute erinnert sie in einer Ausstellung bei Wetzlar an den Bergbau im Revier.
VON ROLF GEORG
RE/SOLMS-OBERBIEL. Es klingt merkwürdig, ist aber eine Tatsache: Mehr als 100
Kilometer südlich des Reviers ist eine der neun BBC-Grubenlokomotiven des
Bergwerks Blumenthal/Haard für die Nachwelt erhalten worden und kann besichtigt werden.
Aber wie fand die Lok ihren Weg ausgerechnet nach Solms-Oberbiel bei Wetzlar?
Im Mai 1983 wurde der „Förderverein
Besucherbergwerk Fortuna e.V."
gegründet. Er hatte sich zum Ziel gesetzt,
der Nachwelt die kurz vorher stillgelegte
letzte „klassische" Eisenerzbergwerk
Deutschlands, die Grube „Fortuna", als
originales Bergwerk zu erhalten.
Nach der Eröffnung des Besucherbergwerks Fortuna im Jahre 1987 errichtete der Verein
dann auf dem Zechengelände ein zweites Museum, das „Feld- und Grubenbahnmuseum
Fortuna" (FGF). Zusätzlich zu den Loks des eigenen Bergwerks suchten die Aktiven nach
weiteren Maschinen, vor allem aus dem deutschen Bergbau und knüpften deshalb Kontakte
zu noch fördernden Betrieben, darunter auch das Bergwerk Blumenthal-Haard.
Als Blumenthal im Jahre 2001 stillgelegt wurde, bemühte sich das FGF erfolgreich beim
Vorstand der Deutschen Steinkohle AG um eine der Loks für sein Museum.
Wegen ihrer Länge von 7,4 Metern konnte die Maschine auch im Schacht 11 nicht mehr als
Ganzes nach über Tage gefördert werden und wurde deshalb in der Grube mit dem
Schneidbrenner durchtrennt. Warum haben wir uns so energisch um die Übernahme einer
der 21 Tonnen schweren BBC-Loks - von unseren Aktiven wegen ihrer Form
„Gruben-Krokodil" genannt - bemüht? Nun, sie bildete das Kernstück des ersten
vollautomatisierten untertägigen Förderbetriebes im europäischen Bergbau und symbolisiert
damit eine für die damalige Zeit ingenieurtechnische und bergmännische Meisterleistung.
Die vollautomatische Grubenlokomotive war von 1967 bis Sommer 2001 im Einsatz.
Insgesamt neun Loks des Typs G 509 lieferte BBC/Mannheim an „General Blumenthal", wie
die Zeche damals noch hieß. Mit diesem vollautomatisierten Zugverkehr löste die Zeche ein
Problem: Ihren hochwertigen und in großer Menge anstehenden Kohlevorräten standen
technisch veraltete und in ihrer Kapazität
stark begrenzte Fördernd und
Aufbereitungsanlagen gegenüber. Deshalb
entschloss man sich, die modernen Anlagen
der gerade stillgelegten Nachbarzeche
Shamrock für diesen Zweck zu nutzen und
stellte in zweieinhalbjähriger Arbeit eine 8,8
km lange Verbindungsstrecke zwischen den
beiden Bergwerken her. In 700 Meter Tiefe
unterquerte diese Strecke die Autobahn A2
und übertraf damals Europas längsten
Straßentunnel - den Tauerntunnel - um exakt 300 Meter. Der führerlose Zugbetrieb
bewältiegte 10000 Tonnen Kohle täglich.
Die führerlos fahrenden BBC-Lokomotiven waren im Betrieb kaum zu unterscheiden, deshalb
haben sie einprägsame Namen bekommen. „Berta" ist heute ein herausragendes Exponat
des FGF, dessen Sammlung insgesamt 54 Lokomotiven umfasst.
Grubenlok „Paula" ist in Dortmund zu bestaunen.
Gestern hatten wir über „Berta" berichtet. Die Grubenlok aus RE ist heute ein
Ausstellungsstück im Besucherbergwerk in Solms-Oberbiel bei Wetzlar. Daraufhin meldete
sich Klaus Jung bei uns. Der Mann von der Hillerheide weiß, wo noch so ein altes
Schätzchen steht. Mehr als 30 Jahre lang fuhr er die Grubenlok „Paula" tief unten im
Bergwerk Bluntenthal/Haard. Sie ist nun auf der Zeche Zollern in Dortmund zu
sehen. FOTO: PRIVAT