Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2012
Erst knallt es, dann verbeugt sich ein Gebäude
Herne.  Die Kohleverladung der Schachtanlage Blumenthal in Herne ist am Samstagmorgen
erfolgreich gesprengt worden. 62 Kilogramm Sprengstoff waren nötig, um das 600 Tonnen
schwere Gebäude zum Einsturz zu bringen.
Zuschauer erlebten ein Spektakel.
9.45 Uhr: Rund 60 Schaulustige sind am
Samstag gekommen, um den großen Knall zu
erleben. Der ist für 10.15 Uhr angekündigt. Für
die Besucher  ist extra ein Zelt aufgebaut
worden, in dem Brötchen und Getränke gereicht
werden. Journalisten und Zuschauer haben ihre
Kameras auf Stative gestellt und warten
gemeinsam auf die Explosion, die ein Stück Bergbaugeschichte beenden wird.
„Wir haben 62 Kilo Sprengstoff in den Turm gepackt“, sagt Sprengmeister Andreas Polivka. 
Das Problem bei der anstehenden Sprengung ist die Nähe zum EON Kraftwerk, direkt
nebenan. Das Gebäude muss so fallen, dass das Kraftwerk nicht in Mitleidenschaft gezogen
wird.
Nach den Vorbereitungen, die seit April liefen, startete am Freitag die heiße Phase. „Da
haben wir den Sprengstoff in die Bohrungen am Gebäude gesteckt.“ Seitdem hat Polivka so
gut wie keinen Schlaf gefunden. 62 Kilo Sprengstoff lässt man nicht aus den Augen. Natürlich
hat er nicht alleine auf den verminten Koloss aufgepasst, ein Sicherheitsdienst war auch
da.
9.52 Uhr: Die Zuschauer auf dem Gelände der Schachtanlage Blumenthal 11 sind auffallend
gelassen. Die Kinder der Familien scheint das alles nicht zu interessieren. Sie finden die
Steine und den Sand auf dem Gelände viel interessanter. Auch die Berufsfeuerwehrmänner
sind auffallend entspannt. Sie lehnen sich an den Bauzaun und schicken mit ihren Handys
SMS in die Welt hinaus.
9.58 Uhr: „Du darfst noch nicht auf den großen Bagger, in ein paar Minuten knallt es hier“,
ermahnt eine Mutter ihren kleinen Sohn. Der hat mittlerweile keine Lust mehr zu warten und
will lieber spielen. Er hat die fünf Bagger und den Kran gesehen, die auf dem Gelände
stehen, bereit zum Aufräumen.
„Bis hier alles sauber ist, dauert es noch“, sagt Konstantin Montemor, Ingenieur bei der RAG,
der das Gelände gehört. „2013 wollen wir hier mit den Arbeiten fertig sein.“ Auf dem Gelände
sollen dann Firmen angesiedelt werden.
10.08 Uhr: „Gleich gibt’s La Boum“ witzelt ein Zuschauer und erntet Gelächter bei seinen
Begleitern. Jetzt werden die Anwesenden doch ein wenig nervös. Die Frequenz der
Telefonate steigt, es gibt anscheinend viele private Live-Reportagen an die angeschlossenen
Frühstückstische, an denen die Verwandten zu Hause sitzen.
10.15 Uhr: Das Warnsignal von der Sprengleitung ertönt, ein lautes Hupen schallt über das
Zechengelände. „Das war die erste Warnung“, sagt einer der Besucher mit professionellem
Grinsen. Es scheint nicht die erste Sprengung zu sein, bei der er dabei ist. Das Signal ertönt
noch einmal, dann kommt die Explosion, der Boden bebt einmal kurz, die Kohleverladung
bricht nach vorn in sich zusammen.
Die Sprengladungen lassen den Turm in einem schwarz-rot-goldenen Blitz verschwinden,
dann ist es vorbei. Einige Zuschauer applaudieren. „Das war's?“ fragt ein Teenager-Junge
seine Mutter. „Ja, Schatz, das war's.“
10.25 Uhr: Die Sprengmeister sind zufrieden. „Alles ist so gekommen, wie es der Statiker
berechnet hat“, sagt Andreas Polivka. „Die Stützen der Kohleverladung sind komplett rasiert“,
sagt sein Chef Michael Stewering. „Das EON Kraftwerk wurde nicht beschädigt.“ 2013 soll
dann auch der Förderturm fallen.
Patrick Mammen