Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2016
Bagger buddeln im Akkord
Blumenthalbrache: Bei der Altlastensanierung werden 16 700 Lkw-Ladungen Erdreich
bewegt
VON HERMANN BÖCKMANN RECKLINGHAUSEN.
Die Aufgabe, die die Wirtschaftsförderung im Rathaus und die Stadtentwicklungsgesellschaft
RE (SER) vor der Brust haben, ist nicht von Pappe. Sie sollen aus einer alten Zechenbrache
ein florierendes Gewerbegebiet machen: die „Neue gewerbliche Mitte RE Blumenthal". Die im
September 2015 gestartete Bodensanierung läuft auf Hochtouren. Anfang 2018 sollen auch
alle Abwasserkanäle verlegt und die Erschließungsstraßen gebaut sein.
Tausende Autofahrer, die über die Hemer Straße rollen, sind täglich Zeugen umfangreicher
Erdarbeiten. Da werden riesige Gruben bis zu einer Tiefe von sieben Metern ausgehoben
und Erdhügel aufgeschüttet, die mit Plastikplanen abgedeckt werden. „Wenn wir mit der
Sanierung durch sind, werden die Bagger 200000 Kubikmeter Erdreich bewegt haben. Das
sind rund 16 700 Lkw-Ladungen. 40 Prozent der Arbeiten sind bereits abgewickelt", rechnet
Helge Wassermann, Koordinator der SER vor.
Die Sanierung erfolgt nach einem Plan, der zuvor mit dem Kreis als Aufsichtsbehörde
abgestimmt wurde. Dieser begleitet die Aufbereitung der Zechenbrache durch die Firma Erd-
und Straßenbau Heltkamp. ,,Natürlich können wir nicht jeden Kubikmeter Erdreich
untersuchen", sagte Wassermann. In der Regel nehmen sich die Experten 2 500 Kubikmeter
vor, unterteilen diese in fünf Chargen und prüfen davon Mischproben. Stoßen sie auf erhöhte
Schadstoffwerte, wird der Boden auf dem Gelände zwischengelagert und durch „frisches"
Erdreich, das herangeschafft werden muss, ausgetauscht. Eingebunden ist auch der
Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung in Arnsberg. ,,Es gibt mehrere
Verdachtsflächen", berichtete Wassermann. Diese werden vorsichtig freigelegt. Dann
kommen die Experten aus Arnsberg und sondieren mit Spezialgeräten die Flächen. Mehr als
eine Handgranate wurde bisher nicht gefunden.
Schlechtes Wetter gefährdet Zeitplan
„In 15 Monaten hatten wir bisher vier Monate schlechtes Wetter. Deshalb liegen wir ein wenig
hinter unserem Zeitplan, hoffen aber, das wieder aufholen zu können", sagte der
SER-Vertreter. Problem: Nach einer Regenphase können die Bagger nicht sofort loslegen.
Schwere, nasse Böden eignen sich nämlich nur bedingt zum Einbau. „Und schließlich ist es
unser Ziel, den Investoren tatsächlich Grundstücke von bester Qualität und ohne
Restriktionen anbieten zu können", sagte Cornelia Döhlert, die im Fachbereich
Wirtschaftsförderung die Projektleiterin für Blumenthal ist. Bei ihr laufen auch die Fäden für
die Vermarktung zusammen, die 2017 parallel zur Sanierung startet.
Die Fläche zwischen Übergangsheim und Bahnlinie muss trockengelegt und angehoben
werden, bevor dort Grundstücke für Firmen entstehen können.
Der Wirtschaftsausschuss hat grünes Licht gegeben, durch ein auswärtiges Büro ein
Vermarktungskonzept erarbeiten zu lassen. Dieses soll unter anderem beantworten, welche
Branchen überhaupt für eine Ansiedlung infrage kommen und welche Flächenbedarfe die
Unternehmen haben.
Punkten will Döhlert bei Investoren nicht nur mit tadellosen Grundstücken. ,,Die gewerbliche
Mitte liegt verkehrstechnisch optimal." Die Firma lnfotech werde das komplette Gebiet mit
Breitbandleitungen für schnelles Internet versorgen. Die Softwareschmiede aus Hochlar hat
wie berichtet als erstes Unternehmen ein Grund-
stück erworben und wird dort in einem Container ein mobiles Rechenzentrum platzieren. ,,Wir
bieten neben Breitbandanschlüssen auch Serverkapazitäten an. Das gibt es in dieser
Qualität in ganz Deutschland nicht oft", so Infotech-Chef Rainer Hans.
Erschwert wird die Vermarktung durch die Förderauflagen. Um tatsächlich neue Arbeitsplätze
in die Stadt zu holen, schreibt das Land vor, nur Firmen anzusiedeln die den sogenannten
Primäreffekt (s. Stichwort) erfüllen. Es gibt aber Signale, dass die Vorgaben gelockert
werden, sollten sich keine Unternehmen finden, die ins Förderraster passen.