Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2016
Verborgener Rohdiamant
„Wilder“ Blumenthal Schacht 7 wirbt um interessierte Besucher am Tag des Offenen
Denkmals
VON RALF WIETHAUP
WEST. Es ist ein bisschen so, als würde man
einen Schatz heben. Versteckt ist er
stadtauswärts rechts neben der Marler Straße,
zu erreichen ist er über den Westcharweg: Dort
fristet der ehemalige Schacht 7 der Zeche
General Blumenthal ein weitgehend
unbeachtetes Dasein. Das soll sich ändern,
und der erste Schritt in die Zukunft wird am kommenden Sonntag, 11. September, vollzogen:
Von 11 bis 17 Uhr kann jedermann Gebäude und Gelände besichtigen am Tag des offenen
Denkmals.
Und die Gelegenheit ist nicht zufällig gewählt,
denn Schacht 7 ist in wesentlichen Teilen in
der Tat ein Denkmal, das auf eine Perspektive
jenseits der längst vergangenen
Kohleförderung wartet. Und es gibt Leute, die
das forcieren wollen: Stephan Widera, Jochen
Klass und Prof. Heiner Krumlinde gehören
dazu. Unter dem Arbeitstitel „Blumenthal 7
Labor“ oder kurz „B7.1ab“ haben sie und andere sich schon seit einiger Zeit der
Schachtanlage angenommen mit dem Ziel, dort eine offene Bürgerwerkstatt zu installieren.
Das klingt abstrakt, und es ist auch sicher nicht ausdefinert, aber es gibt ein paar
Leitplanken, innerhalb derer sich die künftige Entwicklung bewegen soll. Das „B7.1ab" soll
ein Ort für Technik und Handwerk, ein Ort für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft und auch
ein Ort für intelligentes Recycling sein. Und ganz ausdrücklich sind Mitstreiter und Mit
„Macher“ erwünscht, die das Konzept und die Räume mit weiterem Leben füllen. Auch an
diese geht die Einladung für den nächsten Sonntag raus.
Und sicher ist schon jetzt: Schacht 7, der, wie Jochen Klass betont, „die einzige komplett
erhaltene Schachtanlage im
gesamten Kreis bietet“, wird
für alle Gäste, die ihn noch
nicht kennen, Fantasie
fördernde Überraschungen
bieten. Zwei große
Waschkauen gehören dazu,
die mit viel Schweiß und
Arbeiten am maroden Dach
wieder halbwegs in Form
gebracht wurden. „In der ehemaligen Weißkaue könnte eine Werkstatt für jedermann mit
Werkbänken und Maschinen Platz finden. Die Schwarzkaue sollte als Mehrzweckhalle
freigehalten werden“, erklärt Stephan Widera. „Vielleicht könnte man es eine Art
,Gründerzentrum’ nennen, was wir uns hier vorstellen“, sagt Klaas. „Oder man könnte den
Begriff ,Fab Lab’ von .Fabrication Labora tory’, benutzen“, fügt Widera hinzu. „Vor allem in
den Niederlanden, aber inzwischen auch in vielen deutschen Städten wurde das erfolgreich
eingeführt“, ergänzt Heiner Krumlinde.
Gleich nebenan gibt es etliche weitere Räume (auch im Keller), die auf unterschiedlichste
Weise genutzt werden können. Schön, aber nur eingeschränkt nutzbar, ist der Förderturm
inklusive der dazugehörigen Halle, in der noch viele alte Maschinen stehen.
Als echtes Kleinod könnten sich das Lüftergebäude 2 und das angeschlossene Schalthaus
entpuppen, die sich im hinteren Teil des knapp 24000 m2 großen Geländes unter den
Bäumen ducken.
„Hier ist sicherlich auch Gastronomie möglich, innen wie außen“, findet Krumlinde.
Potenzielle Biergartengäste könnten sich allerdings vom Grubengaskraftwerk gestört fühlen,
das nebenan betrieben wird. Und dabei wird es in den nächsten Jahren auch bleiben. Bereits
genutzt wird derzeit auch die alte Fahrradhalle, in der Segelboote eingelagert sind, und ein
Holzgebäude, das dem eigentlichen Schachtgelände vorgelagert ist. Dort residiert derzeit
nicht zuletzt die hiesige Sektion des „Chaos Compuer Clubs“. Gelegentlich Nutzer sind
zudem die Leute vom RepairCafe, die Freifunker und die Nachbarschaftshilfe.
Also: Einfach mal reinschauen in den „wilden“ Schacht 7 (Westcharweg 101), Führungen
werden am kommenden Sonntag nach Bedarf angeboten.
Die Graffitikünstler waren natürlich schon da: Oben im Bild ist die alte Schwarzkaue zu
sehen, während das kleine Bild ei­nen Blick auf För­derturm samt Hal­len bietet.
FOTOS: NOWACZYK