Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2017
Bergparaden und Bergaufzüge in Sachsen zum immateriellen Kulturerbe erklärt
• einstimmige Entscheidung der Kultusministerkonferenz
• Glückwünsche durch Staatsministerin Kurth vor mehreren hundert Gästen der Zwickauer
Bergparade überbracht
In Dezember 2016 erfolgte die Aufnahme der „Bergparaden und Bergaufzüge in Sachsen" in
das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Der vom zuständigen
Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe bei der Deutschen UNESCO-Kommission
bewertete und durch die deutsche Kultusministerkonferenz einstimmig angenommene Antrag
würdigt die identitätsstiftende, lebendige Bewahrung bergmännischer Tradition in Sachsen
sowohl vor dem Hintergrund der historischen Bedeutung des sächsischen Montanwesens,
als auch im Hinblick auf das Engagement der Vereine zum Erhalt des Brauchtums. Anläßlich
der Weihnachtsparade in Zwickau überbrachte Kultusministerin Kurth die Glückwünsche der
Sächsischen Staatsregierung.
Wem geht nicht das Herz auf, wenn im Widerschein leuchtender Blenden die ehrwürdige
Bergparade durch die abenddunklen Gassen eines verschneiten Erzgebirgsstädtchens zieht;
unter den Klängen vertrauter Märsche die nach Herkunftsorten und Berufen farbenfroh
kenntlich gemachten Berg- und Hüttenleute in ihren überlieferten Habits paradieren - vorweg
die Fahnen als Symbole einer gefahrerprobten, gegenseitig einstehenden Kameradschaft,
gebauscht vom Winde? Mit den historischen sächsischen Berg- und Hüttenparaden wird ein
Stück jener einzigartigen bergbaulichen Geschichte Sachsens lebendig, das nicht nur die
begeisterten Zuschauer immer wieder beeindruckt, sondern vielmehr ein positives, nach
außen und innen gleichermaßen identitätsstiftendes Bild unseres Lebens- und
Wirtschaftsraumes sichtbar und spürbar werden läßt, getreu dem Grundsatz „Zukunft braucht
Herkunft". Erst recht macht sie die lebendige, respektvolle und verpflichtende Bewahrung in
einer langen Generalionenreihe zum glaubwürdigen, wertestarken Bindeglied zwischen
Gestern und Morgen.
Aller Grund für den Sächsischen Landesverband der Bergmanns-, Hütten- und
Knappenvereine, für diese Tradition eine Bewerbung um den Eintrag im bundesweiten
Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes einzureichen. Eine Vorankündigung der
Geschäftsstelle Immaterielles Kulturerbe bei der Deutschen UNESCO-Kommission in Berlin
in der Vorwoche gestaltete es noch einmal spannend: würde der am 01.04.2016 eingereichte
Antrag zu jenen zählen, für die am 09.12 . .,mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit'' die
Bekanntgabe der Entscheidung zu erwarten stand? Kurz nach 06.00 Uhr dann die Gewißheit:
,. ... wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass die „Bergparaden und Bergaufzüge in
Sachsen" in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen
wurden."
Weiter heißt es in dem Schreiben: .,Das Expertenkomitee würdigt Ihren Vorschlag als
identitätsstiftende Tradition, die an die historische Bedeutung des Bergbaus in Sachsen
erinnert. Die große Anzahl an beteiligten Vereinen ist bemerkenswert. Ihr Engagement liefert
einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt des Brauches. Weiter sind der integrative Charakter
der Tradition positiv hervorzuheben sowie die erfolgreiche intergenerationelle Weitergabe."
Anläßlich der traditionellen Weihnachtsparade in Zwickau beglückwünschte nun mit der
sächsischen Staatsministerin für Kultus, Brunhild Kurth, eine der unmittelbaren
Fürsprecherinnen stellvertretend für die mehr als 3.200 Bergkameradinnen und -kameraden
der 63 Mitgliedsvereine den 2. Vorsitzenden des Sächsischen Landesverbandes,
Bergmeister Ray Lätzsch, zur Aufnahme in das deutsche Kulturerbe.
Sie betonte ausdrücklich, daß die Entscheidung im Rahmen der Kultusministerkonferenz in
Berlin im Gegensatz zu lebhaften Diskussionen über vielfältige weitere Bewerbungen durch
die Kultusminister aller Bundesländer einstimmig getroffen wurde.
Der überwältigende Beifall von mehreren hundert Zuschauern der bergmännischen
Aufwartung unterstrich dabei vor allem: das für den inneren Zusammenhalt und die
gesellschaftliche Stabilität einer Region, aber auch eines Landes so maßgebliche
Selbstverständnis, und nicht zuletzt die daraus erwachsene Innen- und Außenwahrnehmung,
finden wesentliche Grundlagen in jenen volkstümlichen, regionalspezifischen Erscheinungen
der Lebensart, des Brauchtums und der Traditionen. Dieses in Jahrhunderten durch
verschiedenste Bedingungen, Veränderungen und Einflüsse gewachsene „Gefühl" und „Bild"
zu bewahren und weiterhin zu leben, ist notwendig. Denn im Erhalt der Unverwechselbarkeit
entsteht bei Menschen weltweit eine sofortige Gedankenverknüpfung, die unter einem
bestimmten Inbegriff einen Landstrich einzigartig und interessant macht - die „Bergparaden
und Bergaufzüge in Sachsen" leisten dabei einen nicht hoch genug zu bewertenden Beitrag.
Daher ist die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes eine
wichtige Botschaft, weil die Bedeutung der gemeinsamen Eigenheiten für die zukünftige
Entwicklung des Arbeits- und Lebensraumes bewußt wird. Im Zusammenhang mit der
angestrebten Aufnahme der Montanregion Erzgebirge in das UNESCO Welterbe ist dies
besonders sinnfällig. Denn Kulturlandschaften sind stets nur mit der verändernden
Schöpferkraft des Menschen denkbar. Materielles und immaterielles Erbe müssen eng
verzahnt begriffen werden: eine liebevoll gepflegte sächsische Bergstadt mit einer Berg-und
Hüttenparade inmitten einer lebendig fortentwickelten Handwerks- und Industrieregion mit
ihren begeistert erhaltenen und vermittelten montanhistorischen Wurzeln bilden doch erst
recht das Gesamterlebnis einer Landschaft ab.
Aus der Aufnahme ersieht der Sächsische Landesverband eine Würdigung des Wirkens und
Wollens aller ehrenamtlich in seinen Mitgliedsvereinen engagierten Bergkameradinnen und
-kameraden. In der Anerkennung versteht er zugleich die Verpflichtung und den Ansporn, die
lebendige Pflege der in Jahrhunderten gewachsenen Traditionen im Sinne der
überlieferungsgetreuen Bewahrung des anvertrauten Erbes fortzuführen, um das
authentische, unverfälschte Fortwirken des Brauchtums zu sichern.