Bergmannsverein General Blumenthal
Chronik 1960
Die Konjunktur läuft in der gesamten Industrie auf Hochtouren. Davon profitiert auch der Steinkohlenbergbau. Er
kann nicht nur die gesamte Jahresförderung von 142,3 Mio t absetzen, auch die Haldenbestände sinken um
6,4 Mio t auf 11,2 Mio t (ohne Auslagerungen der Notgemeinschaft) - nur eine Atempause oder mehr?
Die Einfuhrmenge an Importkohle geht um 1,2 Mio t auf 7,3 Mio t zurück. Die Rohöleinfuhr nimmt indessen
gleichmäßig weiter um 6,6 Mio t auf 23,3 Mio t zu.
Der Primärenergieverbrauch steigt um 9,3%. An der Zuwachsrate hat jedoch das Mineralöl einen höheren
Anteil als die Steinkohle, trotz ermäßigter Kohlenpreise. Ein höherer Verbrauch von Kohle und Koks ist im
wesentlichen nur bei der eisenschaffenden Industrie und bei den Steinkohlenkraftwerken zu verzeichnen, weil
weniger Importkohle verwendet wird.
Anfang des Jahres ist die Gründung einer "Aktionsgemeinschaft Ruhrbergbau" im Gespräch. Diese soll im
Rahmen des Kartells unrentable Zechen stillegen.
Am 30. Juni läuft die Genehmigung der Hohen Behörde der Montanunion für die gemeinschaftliche
Absatzorganisation, insbesondere für das gemeinschaftliche Büro und die anderen
Gemeinschaftseinrichtungen des Steinkohlenbergbaus aus. Dem Plan, nunmehr die Kohlenproduktion über
eine gemeinsame "Ruhrkohle-Verkaufs-GmbH" abzusetzen, versagt die Hohe Behörde ihre Zustimmung. Die
Verkaufsgesellschaften der Ruhrkohle erheben darauf Klage beim Gerichtshof der Europäischen
Gemeinschaft. Zwei Jahre braucht man dort zur Urteilsfindung. Dann wird die Klage im Mai 1962
abgewiesen.
Die revierfernen Länder haben inzwischen erreicht, daß die Verbrauchssteuersätze für schweres Heizöl nur
noch 25 DM/t und für leichtes Heizöl nur noch 10 DM/t betragen. Die Verzögerung der Gesetzesvorlage ist auf
den Widerstand der Mineralölindustrie und der Mehrheit der Bundesländer zurückzuführen. Auch im Bonner
Wirtschaftsministerium glaubt man, das Kohleproblem könne sich mit dem Aufschwung von selbst lösen, wenn
nur die Rohöleinfuhr unter der Steigerungsrate des Energiebedarfs gehalten würde.
Die Besteuerung des Heizöls zeigt wenig Wirkung, zumal die vor allem zur Sanierung des Steinkohlenbergbaus
vorgesehenen Mittel aus dem Steueraufkommen zur Finanzierung der Feierschichtenhilfe zur Verfügung
gestellt werden müssen.
Der Mineralölindustrie ist es längst gelungen, das Öl als sauberere und bequemere Alternative zur Kohle
darzustellen. Die Vorzüge führen dazu, daß nicht mehr allein der Preis die Kaufentscheidung vieler
Industriezweige und auch der privaten Haushalte zu Ungunsten der Kohle beeinflußt. Selbst Bundeskanzler Dr.
Adenauer stellt in einer Krisensitzung über das Kohleproblem dar, ihm sei es "in Rhöndorf nicht möglich, einen
Mann zu bekommen, der die Koksheizung versorgt und den Abtransport der Asche übernimmt". Er sehe sich so
gezwungen, einen erst vor zwei Jahren gekauften Koksheizkessel auf Heizöl umzustellen.
Die 7. ordentliche Generalversammlung der IG Bergbau vom 03. August in Dortmund beschließt die Änderung
des Namens der Organisation in IG Bergbau und Energie.
Die Grubenbetriebe der Bergwerksgesellschaft Hibernia AG fördern mit rd.10 Mio tvF im Berichtsjahr etwa
300.000 tvF Kohle weniger als im Vorjahr. Am 28. Juni wird die Schachtanlage Wilhelmine Victoria in
Gelsenkirchen stillgelegt, nachdem bereits seit November 1959 nur noch auf einer Schicht gearbeitet worden
ist. Die Zentralkokerei Scholven wird am 01. Juni außer Betrieb gesetzt.
Im Zuge einer Felderbereinigung gibt die Hibernia das stillgelegte Grubenfeld der Zeche Wilhelmine Victoria,
das mit der Hoesch-Schachtanlage Fritz-Heinrich markscheidet und mit den übrigen Hibernia-Feldern keine
Verbindung hat, mit dem größten Teil der Übertageanlagen an die Hoesch AG ab. Im Gegenzug erhält Hibernia
das unverritzte Feld "Haltern", das ohne Verbindung mit den Hoesch-Zechen ist, aber mit dem Hibernia-
Felderbesitz markscheidet. Neben einem Wertausgleich fällt ferner der zum Feld "Haltern" gehörende
Grundbesitz an Hibernia. Für das Bergwerk General Blumenthal eine wichtige Entscheidung.
Seit September laufen die Schachtanlagen Bergmannsglück und Westerholt als Verbundanlage.
Die Belegschaft der Hibernia verringert sich um 11,1% und damit seit Ende 1957 um 22,6%.
Das Bergwerk General Blumenthal fördert im Berichtsjahr 46.590 tvF weniger als im Vorjahr. Die
Untertageleistung aber klettert erstmalig über die 2 t-Grenze. Die Fettkohlenflöze liefern 81,26% der Förderung.
Etwa ein Drittel davon kommt aus den Streben der Flöze Karl 1 und Karl 2. Ein weiteres Drittel bringen die
Steben der Flöze Katharina, Gretchen und Hugo. Die Gaskohlen werden in den Flözen der Zollvereingruppe
sowie in Flöz B
gewonnen.
In den flach gelagerten Flözen laufen weiterhin 6 Hobelanlagen.
Ende November erfolgt die Stundung des letzten Strebs in Flöz Gretchen, Bauhöhe nach Westen (Rev.14).
In diesem Jahr läuft der Streb im Flöz Karl 2 in der ersten Bauhöhe unterhalb der 7. Sohle vom 5. Querschlag
aus nach Osten an.
Man erwägt die Beschaffung eines Reißhakenhobels. Der von der Firma Westfalia Lünen entwickelte neue
Hobeltyp bietet neben anderen Vorteilen die Zwangsführung des Hobels durch den Strebförderer, ist durch
seine große Auflagefläche für weiches Liegendes geeignet und benötigt einen kleineren Hobelstall.
Für den Abbau der 1. Bauhöhe oberhalb der 5. Sohle in Flöz Katharina soll ein verbesserter Beien-Anbauhobel
beschafft werden. Von einem Umbau auf Überholgeschwindigkeit des Hobels nimmt man aber Abstand, da
Pilotversuche in Flöz Dickebank (Rev. 9) nicht die erhofften Ergebnisse bringen.
Die Firma Beien in Herne erhält den Auftrag zur Entwicklung einer hydraulischen
Abspannvorrichtung.
Am 27. April wird mit der Schachtanlage Ewald-Fortsetzung ein Abkommen über den Abbau der Flöze Robert
1/2 und Karl zwischen der 7. und 8. Sohle Schacht 3 im Bereich der Markscheide getroffen.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Mechanisierung im Streb ist der Einsatz von hydraulischen
Ausbaueinheiten. Im oberen Strebteil der 4. Bauhöhe nach Westen im flach gelagerten Flöz Karl 1 (Rev. 10) im
3. Querschlag oberhalb der 7. Sohle, -der Betrieb untersteht Fahrsteiger Hermann Weber -, werden am 20.
November erstmals 50 Stück hydraulische 5-Stempel-Wanderpfeiler der englischen Firma Gullick (Wigan)
eingebaut. Der Streb ist bis dahin mit hydraulischen Einzelstempeln der Firma Klöckner-Ferromatik
ausgerüstet. Die Engländer haben hier ihren Repräsentanten in der Recklinghäuser Firma Becorit
Grubenausbau GmbH, die auch die Kosten des auf 6 Monate befristeten Versuchseinsatzes trägt und später
die Ausbaueinheiten in Lizenz baut. Dieser neue Strebausbau ermöglicht durch die nun stempelfreie
Abbaufront auch unter schwierigeren Hangendbedingungen den Einsatz von Gewinnungsmaschinen und
zeichnet sich durch hohe Stützkraft sowie durch leichte Bedienung und gute Mechanisierungsmöglichkeit aus.
Weiterhin ist die Belegschaft wesentlich besser gegen Steinfall geschützt. Im Ruhrgebiet laufen zu diesem
Zeitpunkt bereits auf verschiedenen Zechen 11 Abbaubetriebe, die vollständig oder zum Teil mit hydraulischen
Ausbaueinheiten deutscher Hersteller ausgerüstet sind.
Im englischen Bergbau sind 78 Streben mit hydraulischem Ausbau in Betrieb. Der Versuch läuft bei gestörtem,
kalkschnittigem Sandschieferhangenden zunächst gut an, bis ein Sprung von 1,5 m Verwurfshöhe in den
Versuchsbereich hineinläuft. Die Wanderpfeiler werden entsprechend umgesetzt und müssen schließlich wegen
des ausbrechenden Hangenden aus dem Störungsbereich herausgenommen werden. Ende Mai 1961 sind
noch 30 Einheiten in Betrieb. Ende Juni 1961 endet der Versuchseinsatz mit der Annäherung des Strebs an
den Blumenthaler Hauptverwurf. Aber der Anfang ist gemacht. Nun folgen Lehrjahre für Bergwerk und
Herstellerfirmen.
Im Sommer führt die Kündigung eines bestehenden Generalgedinges in Flöz Sonnenschein zu erheblichen
Meinungsverschiedenheiten zwischen der Betriebsleitung und der Strebbelegschaft. Es kommt sogar zu einem
Streik , der aber bald beigelegt werden kann.
Einen Durchbruch auf dem Gebiet des Materialtransportes in söhligen und geneigten Strecken bedeutet der
Einbau der ersten von Firmen gefertigten Einschienenhängebahnen zu Anfang des Jahres. Man verwendet
unverstärkte Stahlschienen NP 120 St 37 im Doppel-T-Profil von je 3 m Länge mit Verbindungselementen, die
in der Firste am Ausbau aufgehängt werden. Mehrere Transporteinheiten mit Material werden an den in den
Schienen geführten Laufkatzen angeschlagen und mit Distanzstangen miteinander verbunden. Der Zug erhält
vorn ein Zuglaufwerk, das die Verbindung zu einem Endlosseil (damals noch ohne Zwangsführung) herstellt.
Das Stahlseil wird durch einen nicht regelbaren Treibscheibenhaspel mit Rillen- oder Parabolscheibe
angetrieben. Das so konzipierte Pendelfördersystem bewegt den Materialzug vom Antrieb zur Umkehre und
zurück. Die ersten Bahnen sind noch mit vielen Unzulänglichkeiten behaftet und bewältigen nur Transportlängen
von wenigen hundert Metern. Das sollte sich bald ändern. Denn nun setzt eine rasante Entwicklung dieses
Transportsystems ein, das heute nicht mehr aus dem Untertagebergbau wegzudenken ist.
An Schacht 3 wird die Bergefalltreppe zwischen der 7. und 8. Sohle fertiggestellt.
Im Hinblick auf eine ausreichende Versorgung der kommenden Abbaubetriebe in der steilen Lagerung im
Ostfeld mit Bergen plant man die Errichtung einer Bergebrechanlage auf der 7. Sohle.
Im Februar des Berichtsjahres wird mit den Abteufarbeiten für den Blindschacht 733, der als Abwetterweg die
oberhalb der 7. Sohle anstehenden Abbaubetriebe mit der 3. Sohle verbinden soll, begonnen. Zur Vermeidung
eines Wetterkurzschlusses wird der Blindschacht nicht auf Großbohrloch, sondern als Gesenk mit Greifer
geteuft.
Bei der Weiterauffahrung der 4. Richtstrecke nach Osten auf der 4. Sohle bringt das Durchfahren der Hülser
Störung erhebliche Schwierigkeiten. Die Durchörterung des gestörten Bereiches kann nur bei kleinem
Querschnitt mit Vorpfändung im Türstockausbau mit Doppel-T-Trägern auf 30 cm Bauabstand erfolgen. Der
Nachriß auf vollen Querschnitt erfolgt später.
Auf der 7. Sohle wird im April von der 4. Richtstrecke aus der 9. Querschlag nach Süden angesetzt.
Zum selben Zeitpunkt beginnt auch an gleicher Stelle die Auffahrung des 9. Querschlages nach Norden.
Der Aufbruch des Blindschachtes 582 erreicht Flöz B. Nach Fertigstellung der Einbauten erfolgt die Abnahme
durch Inspektor Fiedler vom Bergamt Recklinghausen 2.
Nach der fallenden Auffahrung des Dickebank-Berges von der 3. Sohle im Bereich Schacht 7 wird im Juli vom
Fußpunkt des Berges aus der 5. Querschlag nach Norden angesetzt.
Die für die Bergeversorgung der Zollverein-Streben an Schacht 2 eingebaute Bergefalleitung hat nun bis
Anfang Juni 1960 insgesamt 1 Mio t Berge durchgesetzt und läuft einwandfrei.
Auch die Absaugung von Grubengas bringt einen neuen Höchststand. Im Berichtsjahr kommen 20,1 Mio m3
Normgas nach über Tage. Davon verbrauchen das Kesselhaus Schacht 6 und die Warmwasserbereitung allein
16,3 Mio m3. An das Kesselhaus Schlägel und Eisen und das dortige Kraftwerk werden 3,1 Mio m3 Normgas
verkauft. Bei einem Erlös von 698.000 DM kann ein Reingewinn von etwa 255.000 DM erwirtschaftet werden.
Die Zahl der meldepflichtigen Unfälle steigt wieder im Berichtsjahr. Leider haben gerade die schweren Unfälle
einen hohen Anteil.
Bei der Ausübung ihrer Tätigkeit finden 6 Belegschaftsangehörige den Tod. Dabei hat ein tödlicher Unfall im
März ein gerichtliches Nachspiel. Ein 29-jähriger Meisterhauer erklärt sich bereit, einen 21-jährigen Hauer trotz
bestehenden Seilfahrtsverbotes im Blindschacht 47 von der 7. zur 5. Sohle hochzuziehen. Etwa 6 m unterhalb
der 5. Sohle muß der auf dem Korbdeckel stehende Hauer auf einem kurzen Bohlensteg zum Fahrtrum gehen,
da der Blindschacht nur bis dahin befahrbar ist. Auf diesem Weg muß der Hauer das Gleichgewicht verloren
haben. Er stürzt 150 m in die Tiefe und kann erst nach Stunden geborgen werden. Der Verunglückte hat zu den
ortskundigen Leuten gehört, die im Blindschacht Kontrollen und Reparaturen ausführen. Daher läßt man vor
Gericht die Anklage auf fahrlässige Tötung fallen und verurteilt den mit einem ausgezeichneten
Leumundszeugnis ausgestatteten Meisterhauer wegen Durchführung einer nicht erlaubten Seilfahrt lediglich zu
einer Geldstrafe von 100 DM.
Die aufkommende Bergbaukrise bewirkt eine Abwanderung vor allem auch junger Belegschaftsmitglieder. Die
Berglehrlings- und Ledigenheime an der Wildermannstraße sind nur noch schwach belegt. Kurz vor der
Stillegung der Anlage Wilhelmine Victoria wird auch das zugehörige Jugenddorf in Gelsenkirchen geschlossen.
Am 01. und 02. Juni ziehen etwa 150 Berglehrlinge und Knappen in das Jugenddorf nach Recklinghausen um.
Weitere 100 junge Bergleute, darunter auch Bergschüler und Bergvorschüler kommen im Zuge einer
Werbeaktion.
Die Übernahme der Patenbezirke Rendsburg, Hannover und Remscheid wirkt sich kaum aus, da die dort
wohnenden Jugendlichen in ihrer Heimat ausreichend Beschäftigung finden und der Steinkohlenbergbau durch
die Krise an Anziehungskraft verloren hat.
Auf dem Bergwerk General Blumenthal ist die Nachwuchslage recht zufriedenstellend. Generell aber ist die
Situation im deutschen Steinkohlenbergbau besorgniserregend. So berichtet die Recklinghäuser Zeitung vom
14.11 .1960, daß seit 1958 bereits 28 Berglehrlingsheime, 16 Knappschaftsheime, 10 Jugend- und
Pestalozzi-Dörfer und 74 Ledigenheime entweder geschlossen oder anderen Zwecken zugeführt worden seien.
Die Zahl der im Bergbau beschäftigten Nachwuchskräfte sei in diesem Zeitraum bis August des Berichtsjahres
von 51.500 auf 21.500 zurückgegangen. Durch die zunehmende Mechanisierung brauche die Kohle jedoch
"mehr Intelligenz" und das könne bei guter Werbung schon Anziehungskraft auf die jungen Menschen bei der
Berufswahl ausüben, zumal der Bergbau eine breite und vielseitig angelegte Ausbildung bietet. Auf General
Blumenthal sei dieser Tatsache Rechnung getragen worden.
Im Sommer des Jahres besuchen 12 junge französische Bergleute das Ruhrgebiet und auch das Bergwerk
General Blumenthal. In seiner Begrüßungsansprache erwähnt Bergwerksdirektor Kegel, daß solche Treffen
bereits 1956 bei der Zusammenkunft anläßlich des 50. Jahrestages des schweren Bergwerksunglückes von
Courrières im Jahre 1906, bei dem 1.094 Bergleute ums Leben kamen, vereinbart worden seien. Die
Bergwerksgesellschaft Hibernia war damals maßgeblich an den Rettungsarbeiten beteiligt.
Erste Gerüchte, denenzufolge der Vorstand über den Ausbau der Bergwerke General Blumenthal oder Schlägel
und Eisen zu Großschachtanlagen nachdenkt, tauchen in der Presse auf.
Die Abwerbung von Bergleuten nimmt bedenkliche Formen an. Eine Schachtanlage am Niederrhein sendet
einen Reisebus zur Hibernia-Zeche Waltrop, nimmt von da 40 Bergleute mit, um ihnen die niederrheinische
Zeche zu zeigen und sie mit einer Reihe von Versprechungen zur Abkehr von Waltrop zu veranlassen.
Waltrop,-so die smarten Werber -, würde ohnehin in Kürze stillgelegt. Der Vorstand stellt darauf in einer Sitzung
auf der Anlage Waltrop klar, daß Gerüchte über eine bevorstehende Stillegung der Zeche jeder Grundlage
entbehren.
Im August sind 30 Berliner Ferienkinder für 3 Wochen Gäste auf General Blumenthal. Die Kinder werden im
Jugenddorf von Kinderpflegerinnen betreut. Die Angestellten des Bergwerks stiften für jedes Kind ein Paar
neue Schuhe. Die kleinen Gäste lernen auch die nähere Umgebung von Recklinghausen kennen.
Am 01. Juni wird Eckard Lipsius Leiter der Ausbildungsabteilung. Der bisherige Leiter dieser Abteilung, Josef
Seiler,verläßt das Bergwerk.
Dr.-Ing. Ulrich Klinge erhält am 01. August vom Bergamt Recklinghausen 2 die Anerkennung als
Grubenbetriebsführer. Er ist zusammen mit Betriebsführer Heinrich Strieter für den Bereich Schacht 7
zuständig.
Im Spätsommer kommt Dipl.-Ing. Suitbert Schulte als Betriebsführer unter Tage nach General Blumenthal. Das
Bergwerk hat nun fünf Untertagebetriebsführer. Da sich die Kompetenzbereiche teilweise überschneiden, gibt
es zwangsläufig Schwierigkeiten. Der Zustand zieht sich bis in das Jahr 1961 hinein.
Reviersteiger Emil Waschke wird am 01. Oktober Fahrsteiger und übernimmt die Wetterabteilung von
Fahrsteiger Franz Böhmer, der wenige Monate später in den Ruhestand geht.
Im Herbst des Jahres hat das Bergwerk General Blumenthal nachstehende Führungsmannschaft:
• Bergwerksdirektor Dipl.-Ing.Karl-Heinz Kegel
• Betriebsdirektor Dipl.-Ing.Ernst Weber
• Stabsstellenleiter Bergrat a.D.Karl-Heinrich Budde
• Markscheider Dipl.-Ing.Erich Riedel
• Vermessungsfahrsteiger Ernst Kaesewinkel
• Grubenbetriebsführer Georg Uebbing
Heinrich Strieter
Walter Wengeler
Dr.-Ing.Ulrich Klinge
Dipl.-Ing.Suitbert Schulte
• Tagesbetriebsführer Friedrich Rumberg
• Maschinenfahrsteiger über Tage Alfred Hermann
• Baumeister Josef Niggemeier
• 1. Bauführer Josef König
• Rechnungsführer Alfred Markötter sen.
• Stellv. Rechnungsführer Josef Schardt
• Werksarzt Dr.med. Hans-Georg Schaper
• Elektro-Obersteiger Josef Pfitzner
• Maschinen-Obersteiger Walter Pothmann
• Gruben-Obersteiger Bernhard Schroer
Franz Monieta
• Fahrsteiger unter Tage Franz Böhmer
Philipp Schalz
Ludwig Weigel
Anton Wanke
Joachim Pelz
Josef Schmidt
Heinrich Gerken
Herbert Kuth
Hermann Weber
Werner Heipertz
Lorenz Hellweg
Alois Gloger
Michael Sebastian
Heinrich Saternus
Alfred Saternus
Dipl.-Ing. Jürgen Bogs
Dipl.-Ing. Erich Siepmann
Ass.d.Bergf. Helmut Porbeck
Ass.d.Bergf. Hermann Steffe
Dipl.-Ing. Hans-Georg Rieß
Dipl.-Ing. Karl Heinz Thüner
• Stabsstelle Dipl.-Ing.Heinrich Wunsch
Dipl.-Ing.Hans Pinnow
Dipl.-Ing.Manfred Bernauer
Dipl.-Ing.Dietrich Zimmermann
• Ausbildungsleiter Eckard Lipsius
Josef Benner
Im kalten Nachkriegswinter 1946 erhielten Hamburger Theaterleute vom Bergwerk König Ludwig 4/5 der Ewald
Kohle AG illegal dringend benötigte Kohlen. Zum Dank bekamen die Recklinghäuser im darauffolgenden
Sommer Kunst in Form von Dankgastspielen. Aus dieser Aktion, die unter dem Begriff "Kunst für Kohle" in die
Stadtgeschichte einging, erwuchs eine bleibende Verbindung. Dabei übernahmen inbesbesondere führende
Vertreter der Gewerkschaft die wesentliche Rolle. Hamburgs erster Bürgermeister Max Brauer schlug bereits
1947 vor, Recklinghäuser Festspiele für die Arbeiter zu veranstalten. Drei Jahre später regte er an, ein Haus
der Ruhrfestspiele zu bauen. 1960 vollzieht nun Bundespräsident Theodor Heuss den symbolischen ersten
Spatenstich und gibt dem Bau und allen, die das Werk fördern das Motto auf den Weg: "Das Haus der
Ruhrfestspiele möge werden eine Heimat der Musen, eine Herberge menschlicher Begegnungen, eine Burg
freiheitlichen Seins“.