Bergmannsverein General Blumenthal
Chronik 1963
Nach der Ablehnung eines gemeinschaftlichen Ruhrkohlenverkaufs genehmigt nun die Hohe Behörde zwei
voneinander unabhängige Verkaufsgesellschaften für die Dauer von drei Jahren, jedoch mit einschneidenden
Auflagen. Alle Bindeglieder der bisherigen Verkaufsorganisation, vor allem das Gemeinschaftliche Büro, sind
ab dem 01. April 1963 nicht mehr erlaubt.
Die Bergwerksgesellschaft Hibernia AG liefert ab diesem Zeitpunkt für den Bereich der Montanunion über die
"Geitling" Ruhrkohlen-Verkaufsgesellschaft mbH, Essen. Für die Länder außerhalb des Gemeinsamen Marktes
wickelt die Verkaufsgesellschaft die Geschäfte über die Ruhrkohlen-Exportgesellschaft "Geitling" mbH, Essen,
ab.
Am 01. September erfolgt die im Vorjahr beschlossene Gründung eines öffentlich-rechtlichen
Rationalisierungsverbandes. Der Bergbau wählt die Rechtsform eines Selbstverwaltungsorgans der
Kohlewirtschaft. Die Bundesregierung zahlt 12,50 DM je Jahrestonne stillgelegter Förderung. Die
Bergbauunternehmen steuern nochmals den gleichen Betrag bei. Mit den in Milliardenhöhe zur Verfügung
stehenden Mitteln soll der Konzentrationsprozeß der Bergwerke gefördert werden. Die Subventionen sollen
auch die Gesellschaften in die Lage versetzen, ihre Pensions- und Deputatverpflichtungen gegenüber den
ehemaligen Beschäftigen zu erfüllen und das Bergschadensrisiko zu decken. Das Konzept enthält jedoch einen
wesentlichen Schwachpunkt. Es gibt keinen einheitlichen Maßstab für Stillegungen. So geschieht es, daß die
einzelnen Unternehmen zwar jeweils ihre leistungsschwächsten Bergwerke schließen. Diese aber liegen zum
Teil im Gesamtbild des Reviers in der realen Produktivitätsskala recht deutlich über dem Durchschnitt.
Durch das "Gesetz zur Neuregelung des Rechts der gesetzlichen Unfallversicherung" vom 30. April 1963
entlastet der Bund den Steinkohlenbergbau teilweise von den überdurchschnittlich hohen sozialen Abgaben.
Im Mai beschließt der Bundestag zum Schutz der über 55 Jahre alten Bergleute die Einführung der
Knappschaftsausgleichsleistung (KAL), einer Sonderleistung der bestehenden knappschaftlichen
Rentenversicherung. Der Anspruch dafür entsteht, wenn der Bergmann mindestens 25 Jahre lang Beiträge zur
knappschaftlichen Rentenversicherung geleistet hat und in dieser Zeit wenigstens 15 Jahre als Hauer tätig war.
Die Kündigung muß aus betriebsbedingten Gründen erfolgen. So können die Bergleute auch bei vorzeitigem
Ausscheiden ihren Lebensstandard halten. Die Höhe des gezahlten Betrages ist von der individuellen
Rentenbemessungsgrundlage abhängig.
Ein Rahmen für eine gemeinsame europäische Energiepolitik ist zwar in Arbeit. Aber die Chancen dafür, daß
dieser bei der extrem unterschiedlichen Interessenlage der Mitglieder einmal ausgefüllt werden kann, stehen
schlecht.
Eine Beschränkung des Kapazitätsausbaus in der Mineralindustrie findet noch immer keine Mehrheit im
Bundestag.
Bedingt durch den strengen Winter 1962/63 kann der deutsche Steinkohlenbergbau 5,8 Mio t an
Haldenbeständen abbauen, obwohl der Marktanteil der Steinkohle am Primärenergieverbrauch auf 49,8%
sinkt.
Auf der Eisenerzgrube in Lengede-Broistedt kommen am 24. Oktober bei einem Schlammeinbruch 29
Bergleute ums Leben. In einer dramatischen Rettungsaktion kämpft man um die Rettung der Eingeschlossenen.
Die letzten 11 Überlebenden können nach 13 Tagen Dunkelheit durch ein Großbohrloch mit einer
"Dahlbusch-Bombe" zu Tage gezogen werden. Diese Rettung geht als das "Wunder von Lengede" in die
Geschichte ein.
Die Bergwerksgesellschaft Hibernia hält mit der allgemeinen Entwicklung im Steinkohlenbergbau Schritt und
erhöht Förderung und Leistung unter Tage.
Am 22. Februar wird die Förderung auf dem Bergwerk Scholven eingestellt. 32 Angestellte finden auf dem
Bergwerk General Blumenthal ein neues Arbeitsfeld.
An arbeitsfreien Samstagen werden auf den Bergwerken der Hibernia bis November freiwillige Zusatzschichten
verfahren, um die Gesellschaft in die Lage zu versetzen, ihren Lieferverpflichtungen nachzukommen.
Dr. Ludger Westrick gibt am 18. November den Vorsitz im Aufsichtsrat der Gesellschaft an Ludwig Kattenstroth
ab. Der neue Vorsitzende gibt anläßlich der Einführung in sein Amt das Ziel vor, daß in den nächsten 4-5
Jahren der Anteil der aus vollmechanisierten Streben der Hibernia kommenden Förderung von 60% auf 90%
gesteigert werden soll.
Dr.-Ing. Walter Scheithauer verläßt den Vorstand am 30. Juni. Seine Nachfolge übernimmt Bergass. a.D. Karl
Heinz Hawner.
Über die Zukunft des Bergwerks General Blumenthal besteht noch keine Klarheit. Am 25. April besucht der 2.
Vorsitzende der IG Bergbau und Energie, Fritz Dahlmann, das Bergwerk. Nach einer Grubenfahrt, an der auch
die Herren Bergass. a.D. Hawner vom Vorstand der Hibernia, Bergwerksdirektor Nehrdich, Betriebsführer
Spree, der Vorsitzende des Betriebsrates Kastner und Angestelltenvertreter Klever teilnehmen, stellt Bergass.
a.D. Hawner fest: “Wie die Entscheidung auch ausfällt, General Blumenthal bleibt eine selbständige Anlage”. In
seinen weiteren Ausführungen läßt er die Möglichkeit offen, daß die auf General Blumenthal abgebaute Kohle
auf der Anlage Shamrock 3/4 in Wanne-Eickel zu Tage gehoben werden könnte. Es bestehe aber auch die
Alternative, General Blumenthal zu einer Zentralschachtanlage auszubauen. Die Presse nimmt diese Aussage
auf.
Aber auch andere Möglichkeiten werden in Betracht gezogen. So eine eventuelle Zusammenlegung der
Bergwerke General Blumenthal und Schlägel & Eisen mit den Varianten, die Kohle entweder auf General
Blumenthal oder auf Schlägel & Eisen zu Tage zu bringen. Dafür müßte - am besten im Niveau der 10. Sohle -
eine Verbindungsstrecke aufgefahren werden; auch im Hinblick darauf, daß beide Zechen mit unterschiedlichen
Spurweiten in der Hauptstreckenförderung fahren. Zu hohe Kosten, auch hinsichtlich der dann neu zu
konzipierenden Tagesanlagen, lassen aber eine Weiterverfolgung diese Projekts nicht sinnvoll erscheinen.
Gleiches gilt für eine Planung, durch eine gemeinsame Sammelstrecke einen Förderverbund der Bergwerke
General Blumenthal, Schlägel & Eisen und Westerholt herzustellen, das damals so genannte "Projekt Utopia".
Im Herbst berät der Aufsichtsrat des Gesellschaft über eine untertägige Verbindung der Anlagen General
Blumenthal und Shamrock 3/4, ohne eine Entscheidung zu treffen.
Am 20. April beschließt die VKR (VEBA Kraftwerke Ruhrgebiet) den Bau des Fernheizwerks
Recklinghausen.
Das Bergwerk General Blumenthal steigert in diesem Jahr die Förderung um 84.310 tvF. Die Untertageleistung
klettert erstmals über 2,5 tvF/MS. An der Gesamtförderung hat die Fettkohle einen Anteil von 82,9% und
kommt vor allem aus den Abbaubetrieben der Flöze Hugo, Karl, Katharina, Dickebank und Johann.
Die Rammanlage im steilgelagerten Flöz Röttgersbank muß ausgebaut werden, da das brüchige Hangende
bei überkipptem Stoß nicht zu halten ist.
Anfang Juni streiken 40 Bergleute aus dem Streb Flöz Katharina für die Anhebung des Gedingelohns und für
den weiteren Bestand des Kameradschaftsgedinges. Sie lehnen den Abschluß von Einzelgedingen für ihren
Arbeitsbereich ab.
In der Gesteinsstreckenauffahrung erreicht der 9. Querschlag nach Norden auf der 7. Sohle im Dezember den
geplanten Durchsetzpunkt von Schacht 8 und wird gestundet. Die Auffahrungen der 9. Querschläge nach Süden
auf der 4. und 7. Sohle laufen über das gesamte Jahr.
Der Umtrieb an Schacht 2 auf der 7. Sohle wird fertiggestellt und die Förderung am Schacht eingebunden.
Im Mai beginnen im 5. Querschlag auf der 7. Sohle die bergmännischen Arbeiten für das Abteufen des
Blindschachtes 751 auf Großbohrloch.
Die Abteufarbeiten im Blindschacht 952 finden ihren Abschluß. Am 09. Dezember erfolgt die Zulassung zur
Seilfahrt.
Auch am Blindschacht 791 im Ostfeld können im Berichtsjahr die Abteufarbeiten abgeschlossen werden.
Der Tagesschacht 4 bedarf dringend einer Reparatur. Dazu war ursprünglich vorgesehen, den Schacht zu
überholen und wieder für die Seilfahrt einzurichten. Eingehende Überlegungen führen aber dann zu dem
Entschluß, den Schacht 4 zu einem reinen Wetterschacht umzubauen und im Schacht 3 die Voraussetzungen
für Seilfahrt und Materialtransport mit größeren Körben zu schaffen. Die Firma Deilmann erhält den Zuschlag für
die Durchführung der umfangreichen Arbeiten, deren Beginn sich zu Anfang des Jahres wegen anhaltenden
Frostes verzögert. So zieht man unter Tage an den Füllörtern anstehende Umbauten und Reparaturen vor. Auch
der Ausbau der nach langem Betrieb schrottreifen Bergefalltreppe von der 7. zur 8. Sohle fällt in diese Zeit. Im
April wird der Schacht 3 stillgelegt, dabei Förderkörbe, Seil und Seilscheiben ausgebaut. Dann aber geht es
zügig voran. Die alten Einbauten werden geraubt, das schadhafte Schachtmauerwerk ausgebessert und die
neuen Einbauten eingebracht. Bis Jahresende sind die alten Einbauten bis auf 640 m Teufe geraubt und 611
neue Einbauten installiert. Dann gibt es erneut Verzögerungen durch einbrechenden Frost bei den Arbeiten im
Einziehschacht.
Im Schacht 4 wird ein neuer, im Lauf verstellbarer zweistufiger Axiallüfter in Betrieb genommen. Der Abbau
stark ausgasender Flöze macht diese Maßnahme erforderlich.
Am 29. November stürzen 2 Leerwagen von der Hängebank in den Schacht 6. Die Ursache ist schnell ermittelt.
Der Anschläger hat sich von einem Kollegen vertreten lassen. Dieser will so schnell arbeiten wie sein Vormann
und schiebt im Eifer statt der 4 Sätze noch einen fünften auf. Den aber gibt es nicht und der Korb ist schon
weg.
Die Aufklärung des in der 4. Richtstrecke auf der 7. Sohle angefahrenen Eßkohlenflözes Finefrau beginnt am
Blindschacht 791 mit einem Aufhauen, um die Bauwürdigkeit festzustellen.
Ein mit Blasversatz laufender Abbau in Flöz Hugo nach Westen unterfährt im Sommer den 5. Querschlag auf
der 7. Sohle. Um den langen Versorgungsweg für die Berge zu verkürzen, wird nun das Versatzgut über eine
neu installierte Bergefalltreppe im Blindschacht 851 der Blasmaschine zugeführt. Erstmals kommt hier eine
nach dem Kammerprinzip arbeitende Maschine GA 120 der Firma Torkret zum Einsatz, die stationär ist und
nicht wie die Zellenradaggregate umgesetzt werden muß.
In dieser Zeit installiert man auch am Blindschacht 733 auf der 7. Sohle die erste vollautomatische Kippstelle.
Die Blindschächte 90 und 781 werden mit Sumpfbecherwerken ausgerüstet.
Im Herbst liefert die Firma Hausherr und Söhne in Sprockhövel die erste Streckensenkmaschine (Typ GSR 1).
Der auf Raupen laufende Senklader hat eine aktivierte Schaufel, in deren Boden 4 schwere Abbauhämmer mit
Druckluftantrieb das Gestein in der Streckensohle lösen. Ein erster Probeeinsatz erfolgt auf der 4. Sohle in der
4. Richtstrecke. Beim Start klettert der zuständige Steiger Reinhard Luschnat selbst auf den Fahrersitz.
Im September erhält das Bergwerk von der Firma Demag in Duisburg eine Maschine vom Typ VS 1 zur
mechanischen Auffahrung von Aufhauen. Das "Nashorn" - wie die Maschine auch von den Bergleuten genannt
wird - löst die Kohle mit einem heb-, senk- und schwenkbaren Schrämkopf und führt das Fördergut über einen
Querförderer einem Stegkettenförderer zu, der die Kohle auf ein Band (mit einer Bandschleife) aufgibt. Die
Vorwärtsbewegung erfolgt über ein Doppelschreitwerk.
Das "Nashorn" kommt in Flöz Zollverein 4 am
Blindschacht 781 zum Einsatz und fährt bis zum
Jahresende 331 m Aufhauen auf.
Auf General Blumenthal geht der erste komplett mit
Schreitausbau ausgerüstete Streb an der Ruhr in
Betrieb.
Ab dem 01. November läuft an Schacht 7 in der 3.
Bauhöhe n. Osten in Flöz Dickebank ein Versuch mit
Hemscheidt-Ausbaugespannen, die im Gegensatz
zur Gullick-Version nach dem Rahmenprinzip
konzipiert sind. Die Einheiten haben einen Setzdruck
von 40 t und kosten jeweils 7.500 DM - soviel wie
ein Auto der Mittelklasse. Erste Ergebnisse sind
erfolgversprechend.
Im gleichen Streb wird kurz vorher ein Schnellhobelversuch, bei dem der Hobel mit der doppelten der sonst
üblichen Geschwindigkeit läuft, durchgeführt. Die Geschwindigkeit des Strebförderers wird nicht verändert.
In der Gewinnungstechnik beginnt im Berichtszeitraum die Umstellung der herkömmlichen Reißhakenhobel auf
den neu entwickelten Steuerklappenhobel. Neben einer erhöhten Betriebssicherheit bietet der neue
Hobelkörper eine bessere Verstellmöglichkeit der Messer.
Nicht nur der Einsatz neuartiger Maschinen und maschineller Anlagen ist es, der das von vielen Aktivitäten
geprägte Jahr 1963 kennzeichnet. Auch organisatorisch tut sich einiges. So wird an Schacht 7 erstmals ein
Transportrevier eingerichtet, das alle auf diesem Gebiet anfallenden Aufgaben in diesem Bereich übernimmt.
Das neue Revier ist nicht nur für die Materialzufuhr und -abfuhr zum und vom Verbraucher zuständig, sondern
auch für die Errichtung und Wartung, Überwachung und Reparatur der Einschienenhängebahnen in den
Strecken und Bergen. Lediglich die Antriebe und Signalanlagen unterstehen dem Maschinenbzw.
Elektrorevier.
Für den gesamten Transportbereich unter Tage aber beginnt die Umstellung des Materialtransports auf
Paletten. Damit entfällt in erheblichen Maße der zum Teil mehrfach erforderliche Umschlag von Einzelmaterial
unter Tage. Die ersten 15 Palettenwagen stehen bereit. Neue EHB-Schienen werden nur noch in St 52
hergestellt.
In Rev. 6 (Flöz Karl 2) wird die erste vollautomatische Seilbahnmaschine installiert. In den Aufhauen Flöz
Finefrau und Flöz Katharina läuft für den Materialtransport jeweils ein neuartiger "Streckenkuli" der Firma Scharf
in Hamm.
Im Tagesbetrieb geht ein neues Kesselhaus in Betrieb. Das alte Kesselhaus ist stillgelegt.
Die Gasabsaugung arbeitet weiter mit "schwarzen Zahlen". Der Reingewinn bei einem Absaugevolumen von
19,6 Mio m3 liegt bei rd. 237.000 DM.
Das Betriebliche Vorschlagswesen wird unter der Leitung von Ass.d.Bergf. Steffe neu organisiert.
Die Erweiterung und der Umbau der Lehrwerkstatt sind im Berichtsjahr abgeschlossen. Der Elektrobereich gilt
als die modernste Ausbildungsstätte im Ruhrgebiet. Darüber berichtet auch die "Westfälische Rundschau" in
ihrer Ausgabe vom 28. Februar.
Der Vertrauensschwund in die Sicherheit des Arbeitsplatzes im Bergbau wirkt sich besonders bei der
Heranführung des bergmännischen Nachwuchses aus. Es fehlt an Lehrlingen. Nach Vorgesprächen des
Präsidenten des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschland, Arnold Dannemann, mit dem Vorstand der
Bergwerksgesellschaft Hibernia am 19. September 1962 und auf Initiative des Ausbildungsleiters Eckard
Lipsius wird am 17. April 1963 mit zunächst 101 Auszubildenten ein "Berufsfindungsjahr" ins Leben gerufen.
Diese berufspädagogische Maßnahme gibt noch unentschlossenen Schulabsolventen Gelegenheit, innerhalb
eines Jahres sämtliche Abteilungen im Ausbildungsbereich zu durchlaufen und einen Beruf zu finden, der ihnen
zusagt und in dem sie anschließend gründlich ausgebildet werden. Dabei lernen sie auch die bergmännischen
und handwerklichen Tätigkeitsbereiche des Bergbaus kennen. Da das Bergwerk General Blumenthal ein
breitgefächertes Angebot - ganz besonders auf dem Gebiet der Elektrotechnik - bringt und moderne
Ausbildungsplätze bereithält, zeigt die Maßnahme bald schon Erfolg. So beschließt man, das
Berufsfindungsjahr auf eine Dauer von 4 - 5 Jahren beizubehalten. Auch die Presse berichtet davon. Wie
notwendig eine solch gezielte Maßnahme ist, zeigt eine Äußerung des Aufsichtsratsvorsitzenden der Matthias
Stinnes AG, Heinz Kemper, der auf Grund von Erfahrungen in seinem Unternehmen die Ausbildungskosten
eines Berglehrlings denen eines Volljuristen gleichsetzt.
Der hohe Aufwand ergäbe sich dadurch, daß im Durchschnitt der letzten Jahre nur 25% der ursprünglich
angelegten Lehrlinge dem Bergbau treu geblieben seien.
Hochkonjunktur hat in diesem Jahr auch die Bauabteilung des Bergwerks. Neben den Bauarbeiten für die
Errichtung einer neuen Fernsprechanlage für den Untertagebetrieb im Bürohaus 1, dem Umbau der
Lehrwerkstatt, dem Neubau des Grubenlüfters mit Wetterkanal an Schacht 4, dem Abbruch des alten und dem
Bau des neuen Kesselhauses auf der Anlage 1/2/6 wird auch wird auch die Fußgängerbrücke vom Oerweg
zum Schacht 3/4 abgebrochen und an dieser Stelle eine Rohrbrücke für die Niederdruckluft-Verbundleitung
errichtet. Der Abbruch der Fußgängerbrücke führt zu erheblichen Auseinandersetzungen zwischen der
Stadtverwaltung und den Vertretern des Bergwerks, da hierdurch für die auf der westlichen Seite der
Bahngleise wohnenden Werksangehörigen der Zugang zur Anlage 3/4 wesentlich erschwert wird.
Im nördlichen Teil des Geländes auf der Anlage 1/2/6 wird ein Parkplatz für die Werksangehörigen errichtet.
Im Jahr 1963 können 33 Werkswohnungen zusätzlich zur Verfügung gestellt werden.
Der Gesamtbetriebsrat der Hibernia erwägt, Gastarbeiter aus Marokko auf General Blumenthal anzulegen. Das
stößt auf erheblichen Widerspruch des Betriebsrats auf dem Bergwerk, der energische Gegenmaßnahmen
ankündigt.
Anfang Juni kommen Künstler der Ruhrfestspiele zu einer Grubenfahrt. Unter den Gästen sind die Schauspieler
Hannes Messemer und seine Gattin Rosel Schäfer, die in der laufenden Saison in Friedrich Schillers "Kabale
und Liebe" mitwirken.
In der Führungsmannschaft des Bergwerks gibt es im Berichtsjahr wesentliche Veränderungen.
Am 01. April wird Werner Spree von der Anlage Zweckel-Scholven als Grubenbetriebsführer zum Bergwerk
General Blumenthal versetzt. Er hat sich in den Folgejahren auch in erheblichem Maße um den Ausbau der
Bohrabteilung verdient gemacht.
Am gleichen Tage erfolgt die Ernennung von Fahrsteiger Oskar Raddatz
zum Obersteiger.
Stabsstellenleiter Bergrat a.D. Karl-Heinrich Budde soll am 14. Juli zur
Betriebsdirektion Buer versetzt werden. Er nimmt diese Weisung aber nicht
an und wechselt als Leiter des Grubensicherheitswesens und der Ausbildung
zur Hauptverwaltung der Märkischen Steinkohlen-AG in Hamm.
Am 15. Juli übernimmt Dr.-Ing. Dietrich Ernst, vom Bergwerk Westerholt
kommend, die Leitung der Stabsstelle, wird am 01. September
Betriebsdirektor, bleibt aber gleichzeitig Stabsstellenleiter.
Am 31. August verläßt Bergwerksdirektor Dipl.-Ing. Karl-Heinz Kegel das
Bergwerk und wird Technischer Direktor bei der Firma C. Deilmann GmbH
in Dortmund-Kurl.
An seine Stelle tritt am 01. September der bisherige Betriebsdirektor
Dipl.-Ing. Jürgen Nehrdich, der am 01. November als Bergwerksdirektor
bestätigt wird.
Die letzte Grubenfahrt von Obersteiger Bernhard Schroer
In der 1.R.v.l.:Wirtschaftsing. Wunsch, Bergrat a.d.
Budde, Obersteiger Schroer, Betriebsführer Wengeler,
Tagesbetriebsführer Rumberg, Sekretär Homann. In der
2.R.v.l.: Obersteiger Sebastian, EL.-Obersteiger Pfitzner,
Steiger Noll, Masch.-Obersteiger Pothmann, Ass.d.Bergf.
Steffe, Tagesbetriebsführer Löhken, Förderaufseher
Moritz
Dipl.-Ing. Josef Pfitzner gibt am 01. Septem ber die
Leitung der Elektroabteilung unter Tage an den vom
Bergwerk Zweckel-Scholven kommenden Obersteiger
Wilhelm Hilgert ab und wird ab sofort
Werkssachverständiger.
Fahrsteiger Josef Bausch kommt von der Schachtanlage Scholven und tritt seinen Dienst im Tagesbetrieb an.
Obersteiger Bernhard Schroer, von den Bergleuten oft "Papa Schroer" genannt, geht am 31. Dezember in den
Ruhestand. Mit ihm verläßt ein Bergmann, dessen Fachwissen von allen geschätzt war, das Bergwerk.
Er hat sich - so weiß es die Chronik "Alt Blumenthal" von
Bergrat a.D. Alfred Drissen - vor allem auch in den
schweren Jahren des 2. Weltkrieges große Verdienste um
das Bergwerk General Blumenthal erworben. Zu seiner
letzten Ausfahrt wird er auf der 7. Sohle am Blindschacht
851 von Mitarbeitern des Stabes und des
Grubenbetriebes abgeholt und zu Tage begleitet. In der
Waschkaue verbringt man noch einige gemütliche
Stunden mit dem scheidenden Bergmann. Er stirbt 11
Jahre später bei einem Verkehrsunfall. Sein Nachfolger
wird Obersteiger Oskar Raddatz.
Das neue Ruhrfestspielhaus ist noch im Bau. Für
Sicherungsmaßnahmen gegen Bergschäden zahlt die Bergwerksgesellschaft Hibernia 445.000,- DM