Der Steinkohlenbergbau sieht sich nun klar den Folgen der durchschlagenden Absatzkrise gegenüber.Seit
1957/58 sind bereits 37 Großschachtanlagen mit einer Förderung von rund 18 Mio t und 131 Kleinzechen mit
einer Produktion von 6,5 Mio t stillgelegt worden. Es waren etwa 73.000 Arbeitskräfte betroffen - 53.000 davon
allein im Ruhrgebiet. Die Entwicklung nimmt dramatische Formen an, als nun der Rationalisierungsverband am
31.Oktober 1964 nicht weniger als 31 Großschachtanlagen und 20 kleinere Bergwerke mit einem
Fördervolumen von insgesamt 26 Mio t zur Stillegung anmeldet. Allein im Essener Raum betrifft das über
10.000 Bergleute der Anlagen Victoria-Mathias, Helene, Langenprahm, Friedrich-Joachim und Amalie.
Jetzt greift die Bundesregierung massiv ein und versucht, die Einfuhren von Mineralöl unter Kontrolle zu
bekommen. Sie zwingt die Ölgesellschaften, den Heizölverkauf nur noch im Rahmen der vorgegebenen
Steigerungsraten zu erweitern und macht Rohöl- und Heizölimporte sowie den Bau von Raffinerien und
Erdölleitungen genehmigungspflichtig. Bestehende Genehmigungen werden verkürzt. Der Ölhandel muß
Mindestvorräte anlegen.
Der Bau von Kohlekraftwerken wird unterstützt. Ab 1964 dürfen neue kohlebefeuerte Anlagen, sofern sie
mindestens 10 Jahre lang Steinkohle der Europäischen Gemeinschaft einsetzen, 45% steuerfreie Rücklagen
bilden und diese später erfolgsneutral auflösen.
Der Bergbau kann im laufenden Jahr von all diesen Maßnahmen nicht mehr profitieren. Erstmals seit 1959 muß
wieder eine größere Menge der geförderten Kohle - 4 Mio t - auf Halde genommen werden. Das Heizöl steigert
seinen Marktanteil auf 21,3%. Eine Erhöhung des Kohlepreises um mehr als 4% erweist sich als
unumgänglich, worauf auch die Stromerzeuger Preiserhöhungen anmelden und die Hüttenunternehmen
verstärkt um den Bezug billiger Kokskohle aus Drittländern bemüht sind.
Die Mineralölgesellschaften erhöhen die Einfuhren um 28% auf fast 52 Mio t und senken ihre Verkaufspreise.
Auch die Bergwerksgesellschaft Hibernia muß dem Absatzrückgang bei der Kohle und dem Preisverfall beim
Heizöl durch Umsatzeinbußen Rechnung tragen. Die Bergwerke Shamrock und Waltrop werden beim
Rationalisierungsverband vorsorglich zur Stillegung angemeldet. Die nachfolgende interne Untersuchung führt
zu einem umfangreichen Investitions- und Rationalisierungsprogramm. Danach wird das Bergwerk Waltrop
unter Zurückziehung der Stillegungsanzeige weiterbetrieben. Die Anlagen unter und über Tage sollen eine
umfassende Modernisierung erfahren. Dagegen soll das Grubenfeld Shamrock, das wegen seiner schwierigen
geologischen Verhältnisse für einen mechanisierten Abbau nur bedingt geeignet ist, in absehbarer Zeit
stillgelegt werden.
Am 01. August scheidet der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates der Hibernia, Fritz Dahlmann, aus
den Diensten der IG Bergbau und Energie, wo er 2. Vorsitzender war, aus.
Als stellvertretende Mitglieder werden die Herren Willy Schürmann (am 13.07.) sowie Dr. Hans Dieter Köster
und Hanns Joachim Riedel (am 01.10.) in den Vorstand berufen. Dr.Dr.e.h. Ermbrecht Rindtorff verläßt den
Vorstand am 31. Dezember.
Für das Bergwerk General Blumenthal fällt nun die Entscheidung über die weitere Zukunft: Im Grubenfeld
Shamrock wird noch bis zur Fertigstellung einer Verbundanlage General Blumenthal/Shamrock Kohle
abgebaut. Die in Schollen anstehenden steilgelagerten Vorräte auf Shamrock sind wirtschaftlich nicht
gewinnbar. Im Gegensatz dazu sind im Grubenfeld General Blumenthal die zumeist flachgelagerten Flöze wenig
gestört und bieten ausgezeichnete Chancen für einen mechanisierten Abbau über eine Dauer von mehr als
einem halben Jahrhundert.
Der Förderschacht 6 des Bergwerks General Blumenthal aber ist überaltert und hat mit einem Fördervolumen
von etwa 6.500 tvF je Tag seine Leistungsgrenze erreicht. Seine Dampffördermaschinen stammen aus den
Jahren 1907 und 1911 und hätten in nächster Zeit ersetzt werden müssen. Da die Kapazitäten in der
Hauptstrecken- und Schachtförderung ausgefahren sind und Bunker fehlen, können Förderspitzen in den
einzelnen Abbaurevieren nicht aufgefangen werden.
Leistungs- und Förderabfall in der Gewinnung und ein erheblicher Schichtenaufwand in den rückwärtigen
Diensten sind die Folge. Auch die Aufbereitungsanlage ist abgewirtschaftet und nicht in der Lage, eine höhere
Förderung durchzusetzen. Das Bergwerk Shamrock 3/4 hingegen verfügt über eine neue, leistungsfähige
Aufbereitung und einen modernen Zentralschacht. So sollen die Tagesanlagen des Bergwerks Shamrock 3/4
weiter genutzt werden. Unter Tage wird eine etwa 9 km lange Strecke beide Bergwerke verbinden. Die gleiche
Teufe der Hauptfördersohlen erleichtert die Aufgabe. Die Auffahrung ist umgehend in Angriff zu nehmen.
Durch diesen Verbund wird es möglich, die Förderung aus den Blumenthal-Feldern gemäß der Planung auf
9.000 bis 10.000 tvF je Tag zu erhöhen und die Kohle auf Shamrock 3/4 zu Tage zu heben und aufzubereiten.
Der Presse gegenüber hält sich der Vorstand noch bedeckt. So erklärt Bergass. a.D. Hawner am 27.
Dezember, daß die Entscheidung, ob General Blumenthal zu einer Zentralschachtanlage ausgebaut werden
oder aber ein Verbund mit dem Bergwerk Shamrock erfolgen soll, erst für Anfang 1965 zu erwarten sei. Das
Bergwerk General Blumenthal sei eine Perle, die noch in der Muschel liege. Es sei an der Zeit, diese Muschel
aufzubrechen.
Das Bergwerk General Blumenthal indessen bereitet sich auf den Abbau der Flöze Karl 1, Dickebank,
Wasserfall und Sonnenschein in den C-Feldern vor. Da der Schacht 3 bei 2 oder 3 in den C-Feldern
gleichzeitig laufenden Streben die erforderliche Wettermenge nicht bringen kann, muß ein neuer Einziehschacht
vom Tage geteuft werden - der Schacht General Blumenthal 8. Bereits 1957 fand eine erste Begehung des
späteren Schachtgeländes durch die Herren Bergwerksdirektor Kegel, Betriebsdirektor Weber, Markscheider
Riedel und Wirtschaftsing. Wunsch statt. Ausgewählt wurde der Bereich zwischen der ehemaligen Ewald-Bahn
und dem Silvert-Bach.
Ein Jahr später werden mit dem Vorstand Fragen der Großausrichtung und des Abteufens geklärt. Nach dem
Erwerb des Grundstücks wird dann am 30. Januar 1960 der einen Monat vorher eingereichte
Rahmenbetriebsplan vom Oberbergamt Dortmund zugelassen. Ab Ende März 1960 bringt die Firma C.
Deilmann Bergbau GmbH, Bentheim, eine Untersuchungsbohrung bis auf eine Teufe von 601,7 m nieder.
Diese zeigt, daß die Schichten des Turon bei 457 m Teufe beginnen. Der geplante Schacht muß also
zumindest bis zu diesem Niveau im Gefrierverfahren niedergebracht werden. Die geologische Abteilung der
Westfälischen Berggewerkschaftskasse in Bochum begleitet die Bohrarbeiten. Frau Dr. Dora Wolanski und
Herr Dr. Schöne-Warnefeld werten die Ergebnisse aus. Obwohl der Schachtansatzpunkt im wasserreichsten
Gebiet der gesamten Umgebung liegt, kann man sich zu einer Verlegung nicht entschließen. Dennoch wird die
Deutsche Schachtbau- und Tiefbaugesellschaft in Lingen beauftragt, drei Bohrungen zur Ermittlung der
Wasserzuläufe zu erstellen. Seit dem 17. April laufen die Vorbereitungsarbeiten für das Abteufen. Die Firma
Gewerkschaft Walter, Essen, erhält den Auftrag für das Abteufen des Schachtes. Diese überträgt ihrerseits
einen Teil der Aufgaben an die Firma Heitkamp in Wanne-Eickel. Im August ist das Gefriermaschinenhaus
fertig. Der Kranz der Gefrierbohrlöcher wird erstellt und am 13. Oktober beginnt man mit der Herstellung des
Frostkörpers. Etwa 50.000 m3 Deckgebirge sind von 9 Grad auf -15 Grad Celsius abzukühlen. Das ist bis zum
18. Dezember geschehen. Die Abteufarbeiten beginnen am 01. Dezember mit einem Bagger, dessen Wirken
die erste Kalksandsteinschicht ein Ende setzt. Bis Ende des Jahres steht die Fördermaschine. Die
Heizanlagen sowie Kauen und ein Teil der Bürobaracken werden in Betrieb genommen. Am Ende des Jahres
sind 13,55 m geteuft.
Das Bergwerk bringt seine Förderung im Berichtsjahr vor allem
aus den Flözen Karl, Hugo, Katharina, Zollverein 1 und
Röttgersbank sowie aus den steilgelagerten Betrieben der
Flöze Dickebank und Sonnenschein.
In der flachen Lagerung läuft ein Streb in Flöz Zollverein 4 an
und wird nach nur 3 Monaten wieder gestundet.
Aus vollmechanisierten Betrieben kommen nun schon 77,33% der
Gesamtförderung.
In Flöz Karl 2 wird ein weiterer Streb mit dem Rahmenausbau der Firma
Hemscheidt ausgerüstet. Erstmals steht die zentrale Pumpstation nicht
im Bereich des Strebeingangs, sondern etwa 400 m zurück in der
Bandstrecke. Erfolgreich ist der Einsatz eines überschweren
Hobelkörpers im gleichen Streb, der nun das Klettern des
Gewinnungsgerätes auf einen harten Liegendpacken verhindert.
Mit den durch eine elektro-hydraulische Beienmatik angetriebenen
Rammanlagen stellt sich eine neue Generation der Gewinnungsgeräte
für die steile Lagerung vor. Es werden 3 dieser Anlagen beschafft und
kommen in den Streben Röttgersbank und Wilhelm (Blindschacht 88)
sowie Wilhelm (Blindschacht 77) zum Einsatz. Diese nun
hochmechanisierten Steilstreben bringen jeweils eine tägliche
Förderung von mehr als 1.200 tvF. Auch sind die Bergleute in diesen
Betrieben mit ihren hohen Gedingelöhnen recht zufrieden.
Die ersten als Kurvenförderer konzipierten Stegkettenförderer des Typs
EKF 0, -geliefert von der Firma Halbach und Braun-, erscheinen unter
Tage.
Die DEMAG-Vortriebsmaschine VS 1 (Nashorn) fährt ein Aufhauen in Flöz Dickebank im 5. Querschlag
unterhalb der 3. Sohle auf.
Im Flözberg Röttgersbank westlich des 3. Querschlages läuft eine neuartige Schrapperwinde mit
innenliegenden hydraulischen Trommelbremsen.
Der Einbau einer Bandraffanlage der Firma Eickhoff in der Bandstrecke des Flözes Dickebank (Rev. 9)
ermöglicht es, ein 1.000 m langes Band mit nur einem Antrieb zu betreiben.
Das Bestreben, den Bergleuten lange Fußwege auch in gleislosen Strecken zu ersparen, führt zur Einführung
der Fahrt auf den vorhandenen Förderbändern. Besondere Sicherheitsmaßnahmen sind vor allem an den Auf-
und Absteigestellen zu treffen, bis in den Bandstrecken der Streben in den Flözen Karl 2 (Rev. 13) und
Dickebank (Rev. 9) die Bandfahrt freigegeben werden kann.
Erstmals wird auch in der 6. Richtstrecke auf der 3. Sohle eine
Einschienenhängebahn zur Personenbeförderung hergerichtet.
In der horizontalen Ausrichtung wird auf der 7. Sohle der 9.
Querschlag nach Süden weitergetrieben. Mit dem Ziel, wie bei
der Verbindung des 3. und 5. Querschlages einen Kreisverkehr
in der Förderung möglich zu machen, beginnt die
Unternehmerfirma Grüttner im Januar mit der Weiterauffahrung
der 2. Richtstrecke - als Gegenort zum 9. Querschlag nach
Süden.
Auf der 9. Sohle erfolgt im Mai aus dem Blindschacht 952 heraus
die Auffahrung des 5. Querschlages in Richtung Schacht 2. Der
Querschlag soll die Vorräte oberhalb der 9. Sohle aufschließen und eine Wetter-, später auch eine
Förderverbindung zum Schacht 2 herstellen.
Im Oktober wird der Transportberg Flöz Katharina im 3. Querschlag mit der 7. Sohle durchschlägig.
Die Erstellung der neuen Bergebrechanlage auf der 7. Sohle vom 4. Querschlag aus wird forciert. Das ist nötig,
weil die nunmehr 11 Jahre alte Brechanlage auf der 3. Sohle an Schacht 7 weitgehend abgewirtschaftet ist und
vom Maschinenrevier nur unter erheblichem Reparaturaufwand und hohen Kosten betriebsfähig erhalten wird.
Der Leiter der Maschinenabteilung, Obersteiger Walter Pothmann, hält es sogar für fraglich, ob die Zeit bis zur
Fertigstellung der neuen Anlage noch überbrückt werden kann.
Nun werden im September die Erweiterungsarbeiten im Maschinenbereich in Angriff genommen. Die Kosten
für die maschinelle Einrichtung und den elektrischen Teil des Objekts liegen bei etwa 1.100.000 DM. Den
Auftrag erhält am 28. Oktober die Westfälische Maschinenbau AG in Unna. Die neue Brechanlage soll bei
einschichtigem Betrieb stündlich 250 t Berge durchsetzen.
Der Umbau im Schacht 3 geht zügig voran. Auf der 7. Sohle werden das erweiterte Füllort angesetzt und der
Seilfahrtskeller hergestellt.
In der Nacht zum 29. August muß der Hauptförderschacht 6 stillgelegt werden. Die Kante eines auf der 7. Sohle
aufgeschobenen Förderwagens hat eine herausragende Spurlattenschraube erfaßt. Beim Treiben werden auf
einen Abschnitt von etwa 130 m Spurlatten und Einstriche herausgerissen, bis der Korb steht. Der Anschläger
Willi Büttner
beweist viel Mut, als er trotz der herabfallenden Teile das am Schacht angebrachte Notsignal betätigt.
Menschen kommen nicht zu Schaden. Ab 07. September läuft die Förderung wieder. Betroffene Bergleute
erhalten ein Überbrückungsgeld.
Nach dem Auslaufen der Zollverein-Streben im
Bereich Schacht 2 zwischen der 2. und der 5. Sohle
kann der Schacht 2 die gesamte Seilfahrt der Anlage
1/2/6 und einen Teil der Materialförderung
übernehmen. Das bedeutet dringend nötige
Entlastung für den Förderschacht 6. Voraussetzung
dafür ist neben der Einbindung der Hauptförderung
zur 7. Sohle die Einrichtung einer Nebenförderung
von der 7. zur 9. Sohle.
Über Tage wird durch den Bau einer geschlossenen
Mannschaftsbrücke eine direkte Verbindung vom
Schacht 2 zur Kaue geschaffen, die die oft
naßgeschwitzten Bergleute vor Unbilden der
Witterung schützt.
Für den Tagesschacht 5 kommt im Berichtsjahr das Ende. Am 05. Februar 1904 begann das Abteufen. Bei
einer Teufe von 540 m stellte man zunächst die Arbeiten ein und setzte dann 1914 den Schacht nur in den
Maßen eines Blindschachtes von etwa 5,0 x 2,5 m auf die Endteufe von 640,1 m bis zur 5. Sohle durch.
Während der Zeit des Abbaus der Flammkohlenflöze im Westfeld des Bergwerks diente der Schacht 5 als
Abwetterschacht. Da eine Wiederaufnahme des Abbaus in diesem Bereich ausgeschlossen werden kann,
entschließt man sich, den Schacht abzuwerfen und nach Ausrauben des noch verwendbaren Materials zu
verfüllen. Vom Kraftwerk Buer bezieht man dazu etwa 15.000 t Granulatasche, die nicht zusammenbackt und
gegebenenfalls wieder abgezogen werden kann, falls der Schacht einst doch wieder gebraucht werden sollte.
Das würde aktuell, wenn eines Tages der Abbau der Vorräte im Niveau der 9. Sohle, bis zu der der Schacht
dann noch abgeteuft werden müßte - zweckmäßigerweise vom Bergwerk Schlägel und Eisen aus - zur Debatte
stünde. "Wir wollen unseren Nachkommen die Arbeit möglichst bequem machen", so Bergwerksdirektor
Nehrdich am 10. Juni anläßlich einer Jubilarfeier. Am 09. Dezember bringt ein Seilzug das Fördergerüst zum
Fallen.
Beim Abteufen des Blindschachtes 751 sind im August die
bergmännischen Arbeiten abgeschlossen.
Der Blindschacht 331 soll vom Niveau Flöz Dickebank bis Flöz
Sonnenschein weitergeteuft werden, um die Flöze Wasserfall und
Sonnenschein aufzuschließen. Im März fällt der erste Abschlag.
Die Gasabsaugung bringt im Berichtsjahr einen Gewinn von etwa
60.000 DM. Die Gaswirtschaft untersteht nun der Werksdirektion
Energie, wie auch das Fernheizsystem, an das am 07. Dezember
die Anlage 3/4 angeschlossen wird. Im Tagesbetrieb werden auf
der Anlage 1/2/6 die werksinternen Straßen weiter ausgebaut.
Hier beginnt man im Mai mit dem Abriß des alten Kesselhauses.
Der Neubau des Gebäudes wird später einen Teil der
Gasabsaugung und das Lager der Bohrabteilung aufnehmen. Der
Holzplatz erhält eine neue Beleuchtungsanlage.
Klimakammern verbessern die Arbeitsbedingungen der an
Schacht 6 tätigen Fördermaschinisten.
Auf Initiative der Westfälische Berggewerkschaftskasse erhalten
französische Firmen die Möglichkeit, neue Verfahren zur
Untersuchung oberflächennaher Schichten auf Wasserführung
kennenzulernen. In dicht besiedelten Gebieten können Kenntnisse
darüber wertvoll sein, aber auch beim Abteufen von Schächten. Die Versuche finden hinter Schacht 7 statt. Da
die Meßgeräte gewisse Ähnlichkeit mit Geigerzählern haben, verbreitet sich das Gerücht, auf dem Gelände von
General Blumenthal befänden sich radioaktive Stoffe oder es seien Schatzgräber am Werk. Natürlich ist die
Presse sofort zur Stelle. Bergwerksdirektor Nehrdich stellt die Sachlage klar.
Am 17. Februar protestiert die Belegschaft des Bergwerks gegen eine ab dem 01. Juli vorgesehene
Mieterhöhung bei den Werkswohnungen.
Der Wohnungsbau läuft auf vollen Touren. Auf dem Kuniberg sind 60 Wohneinheiten im Bau.
Am Schneewitchenring entstehen 56 Eigenheim-Wohneinheiten für Bergleute, von denen im Dezember 12
bezogen werden können. Auch für die Angestellten kann der Bedarf weiter reduziert werden. In der Sauerland-
und Lipperlandstraße werden insgesamt 28 Wohnungen gebaut. Im Dezember können 12 Familien von
Angestellten einziehen. An der Westerwaldstraße läuft der Bau von 12 Reiheneigenheimen.
Für den Nachwuchs im Bergbau bringt das Jahr eine zusätzliche Aufstiegsmöglichkeit. Die
Berggewerkschaftskasse Bochum gründet im März eine Fachschule für den Steinkohlenbergbau. Hier können
Bergleute mit einer mindestens 4 -jährigen Untertagepraxis in Abendschulkursen auf den Gebieten Bergbau-,
Maschinen- oder Elektrotechnik in den Aufsichtsdienst überwechseln. Die Ausbildung ist auf 2 Semester
angesetzt. Außerdem sollen die Bewerber vier Semester lang im wöchentlichen Wechsel zwischen Schule und
Praxis ausgebildet werden. Vom Bergwerk General Blumenthal nehmen die ersten 6 Bergfachschüler dieses
Angebot wahr.
Das 1963 ins Leben gerufene Berufsfindungsjahr zeigt sich als Erfolg. Mehr als die Hälfte der Lehrlinge
entschließt sich zu einer Ausbildung auf General Blumenthal, mehr als erwartet. Im Berichtsjahr läuft die
Maßnahme mit 50 neuen Teilnehmern weiter. Der Vorstand genehmigt ein zusätzliches Jahr. Vier weitere
Bergwerke im Ruhrgebiet übernehmen dieses Ausbildungssystem.
Der ausgezeichnete Kenntnisstand der ausgebildeten
Lehrlinge hat auch seinen Nachteil. Die umliegende Industrie
wirbt kräftig ab - allen voran das Opel-Werk in Bochum, das
hohe Löhne zahlt.
Am 31. Juli geht der Tagesbetriebsführer Friedrich Rumberg in
den Ruhestand. Erwin Löhken übernimmt ab dem 01. August
die Leitung des Tagesbetriebes.
An einem Magenleiden verstirbt am 23. November
Rechnungsführer Alfred Markötter sen.. Noch 1962 konnte er
sein 40-jähriges Dienstjubiläum feiern. Nachfolger wird sein
bisheriger Stellvertreter Josef Schardt.
Dr.-Ing. Dietrich Ernst übergibt am 01. Dezember unter Beibehalt seines Geschäftsbereiches als
Betriebsdirektor die Leitung der Stabsstelle an Dipl.-Ing. Dietrich Zimmermann. Die Abteilung
Arbeitsplatzbewertung, Betriebsstudien und Gedingewesen liegt nun in den Händen von Fahrsteiger Josef
Schmidt, der bis dahin in der Abteilung Mechanisierung tätig war. Am 31. Dezember wird Betriebsführer
Dr.-Ing. Ulrich Klinge zur Hauptverwaltung, Abt. Technik unter Tage, versetzt.
Am 30. Juli verstirbt der seit August 1961 im Ruhestand lebende Obersteiger Franz Monieta.
Im Juli besucht Bundesschatzminister Dr. Werner
Dollinger in Begleitung von Herren seines
Ministeriums und der VEBA Kraftwerke einige
Chemiebetriebe und Bergwerke im Revier. Auch das
Bergwerk General Blumenthal steht auf dem
Programm. Seine Meinung: "Ein Minister muß von
seinen Schätzen etwas mehr wissen als nur
Aktenkenntnisse". Er fährt mit dem
“Bereisungswagen” in den Zechenbahnhof ein und
nutzt die Zeit, die zum Umspannen der Lokomotive
nötig ist, zu einem Gespräch mit Vorstandsmitglied
Bergass. a.D. Hawner, Bergwerksdirektor Nehrdich
und dem Vorsitzenden des Betriebsrats, Kastner.
Bundesschatzminister Dr. Dollinger besucht das
Bergwerk. v.l.: Betriebsratsvorsitzender Kastner,
Minister Dr. Dollinger, Bergwerksdirektor Nehrdich, Bergass. a.D. Hawner
Der Oberbürgermeister der Stadt Recklinghausen, Heinrich Auge, informiert sich anläßlich einer Grubenfahrt
mit den SPD-Kandidaten Frohne, Lichtenfeld und Masche über die Arbeit unter Tage. Bergwerksdirektor
Nehrdich, Betriebsführer Spree und Betriebsratsvorsitzender Kastner begleiten den Besuch.
Am 01. Mai feiert der Blumenthaler Werkschor unter Leitung von Studienrat Siegfried Jablonski sein
10-jähriges Bestehen. Bergwerksdirektor Nehrdich würdigt das Bestreben, das deutsche Liedgut zu pflegen.
Der Vorsitzende des Blumenthaler Betriebsrates, Walter Kastner, bedankt sich für das Mitwirken des Chores
bei Veranstaltungen des Bergwerks. Stadtdirektor Jäger übermittelt Grüße vom Rat und der Verwaltung der
Stadt Recklinghausen. Der Chor hat oft bei Jubilarfeiern und anderen betrieblichen Veranstaltungen den
festlichen Rahmen gegeben, aber auch bei Beerdigungen von Belegschaftsmitgliedern. Seit dem 01. Januar
1962 ist er Mitglied des Deutschen Sängerbundes. Ein Treffen aller Hibernia-Chöre, an dem insgesamt über
700 Sänger teilnahmen, fand noch 1963 statt. Auch außerhalb des eigentlichen "Schachtsicherheitspfeilers" hat
der nun etwa 50 Mann starke Chor in den vergangenen Jahren die Recklinghäuser Bürger mit seinem Gesang
erfreut. Auch der Humor ist nie zu kurz gekommen. Am 20. Juli 1959 brachte die Recklinghäuser Zeitung das
Bild eines "Adebar-Transports". Die Mitglieder des Chores erstanden damals einen Kinderwagen und brachten
ihn traditionsgemäß zur Wohnung eines Sangesbruders, bei dem gerade Nachwuchs angekommen war. Ein
Ständchen auf dem Marktplatz machte die Sache offiziell.
Der Chronist erinnert sich noch gern daran, wenn sich zur Probe am Abend eines jeden Montags gegen Viertel
vor acht im Rettungslager die Stimmen erhoben: "Grüß Gott, grüß Gott mit hellem Klang. Heil deutsches Wort
und Sang".