Die im Vorjahr begonnene rezessive Wirtschaftsentwicklung setzt sich weltweit fort. Zusätzlich verzeichnet man
weiterhin eine deutlich sparsamere Energieverwendung. In der Europäischen Gemeinschaft wie auch in der
Bundesrepublik Deutschland sinkt der Energieverbrauch um 4% und liegt damit unter dem Verbrauch des
Jahres 1973, dem Jahr vor dem ersten Ölpreisschub. Bei etwa gleichhoher Importabhängigkeit hat sich jedoch
der Devisenaufwand für die Energieimporte seitdem vervierfacht.
Die Verteuerung der Mineralölerzeugnisse bewirkt eine weitere Umstrukturierung des Energieverbrauchs. Der
Anteil des Mineralöls am Verbrauch an Primärenergie ist seit 1977 um 10% auf 45% gefallen. Im gleichen
Zeitraum erhöhte sich der Anteil der Steinkohle aber nur um 3% auf 21%. Das Erdgas ist langsam, aber stetig
auf dem Vormarsch und liegt nun schon bei 16%. Die Ruhrgas AG und die sowjetische
Außenhandelsorganisation Sojus-Gasexport unterzeichnen am 20. November in Essen ein Abkommen über die
Lieferung von 10,5 Milliarden m3 Erdgas in die Bundesrepublik ab 1984.
Die Rohstahlerzeugung in der Europäischen Gemeinschaft sinkt weiter ab. Die Kapazitäten sind nur zu etwa
60% ausgelastet. Die deutsche Stahlindustrie setzt zu Lasten von Heizöl und Erdgas weiterhin zunehmend
Koks in den Hochöfen ein. Die Kraftwirtschaft meldet bei der Kraftwerkskohle eine gleichlaufende
Entwicklung.
Im November legt die Bundesregierung die Dritte Fortschreibung ihres Energieprogramms vor, in der sie vor
allem die Aufrechterhaltung des Versorgungsbeitrags des deutschen Steinkohlenbergbaus "für den Rest des
Jahrhunderts", die Fortsetzung der Investionshilfe und die Unterstützung von Erstinnovationen im Bergbau sowie
die weitere Substitution von Mineralöl durch Kohle im Wärmemarkt als Ziele stellt.
Der deutsche Steinkohlenbergbau begrüßt diese Vorgaben, hält aber weitere flankierende Maßnahmen für
unerläßlich, vor allem im Hinblick auf die unzureichende Kokskohlenförderbeihilfe und die 1981 auslaufende
zusätzliche Investitionshilfe von 450 Mio DM, die seit 1978 jährlich gezahlt worden ist.
Im Juni präsentieren sich auf der "Bergbau '81" der deutsche Steinkohlenbergbau und die gesamte
Zulieferindustrie auf dem Düsseldorfer Messegelände. Nicht nur die Fachwelt bekundet ihr starkes Interesse.
Hochrangige Besucher aus Politik und Wirtschaft finden sich ein. Auch Ruhrbischof Franz Hengsbach zeigt mit
seinem Besuch einmal mehr seine Verbundenheit mit dem Bergbau.
Die Ruhrkohle AG schließt das Geschäftsjahr, besonders wegen der überproportional gestiegenen Personal-
und Sachkosten, mit einem Fehlbetrag von 133 Mio DM ab. Wesentlichen Anteil am erzielten Betriebsergebnis
haben auch die Aufwendungen für "Vorleistungen im allgemeinen Grubengebäude", die mit fast 1,4 Milliarden
DM zu Buche schlagen. Diese Kosten sind seit 1978 um mehr als 50% gestiegen.
Erstmals seit 1977 liegt die Kohleförderung der nunmehr 25 Bergwerke mit 63,4 Mio tvF über dem Absatz, der
sich auf 63,0 Mio tvF beziffert. Die Haldenbestände steigen auf 8,1 Mio tvF (ohne nationale Kohlereserve).
Die Förderung stabilisiert sich. Die Kapazitäten sind insgesamt gut ausgelastet.
Am 15. Mai wird das Bergwerk Königsborn 3/4 in Unna stillgelegt.
Am 08. Juli nimmt die Kohleölanlage in Bottrop die Produktion auf.
Der Schacht Prosper 10 in Kirchhellen geht am 07. September in Betrieb und am 13. Oktober fördert das
Bergwerk Neu-Monopol in Bergkamen die ersten Kohlen.
Das RAG-Vorstandsmitglied Heinz Kegel - bisher zuständig für das Personal - und Sozialwesen der
Gesellschaft - beendet am 30. April seine aktive Laufbahn. Das Amt übernimmt Fritz Ziegler aus Wickede.
Zum 01. Januar scheidet der bisherige kaufmännische Vorstand der BAG Lippe, Dr.jur. Jürgen Hertz-Kleptow,
aus. Sein Nachfolger wird Prof.Dr. Hermann Georg Griebel.
Am 6. Januar verstirbt Bergass. a. D. Karl-Heinz Hawner kurz vor Vollendung seines 62. Lebensjahres. Im Jahr
1957 wurde er jüngstes Vorstandsmitglied der Bergwerksgesellschaft Hibernia in Herne und leitete am dem 1.
Januar 1962 den gesamten Bergbaubereich. Mit Gründung der Ruhrkohle AG wurde er in den Vorstand der
Führungsgesellschaft gerufen und übernahm 1973 die Geschäftsleitung der Montan-Consulting GmbH. Für das
Bergwerk General Blumenthal war Karl-Heinz Hawner der Initiator des Verbundes mit dem Bergwerk Shamrock
und bahnbrechender Erneuerungen im Untertagebetrieb. Er trat frühzeitig für den Aufschluß der nördlichen
Reservefelder (Haard/Haltern) ein. Bei der Trauerfeier in der Christuskirche in Recklinghausen am 12. Januar
stellen die leitenden Angestellten des Bergwerks General Blumenthal die Ehrenwache in Bergmannsuniform.
Das Bergwerk General Blumenthal setzt im Berichtsjahr
die Arbeiten auf den Haltern-Schächten mit aller Intensität
fort. Der Schacht Haltern 1 erreicht Anfang Juli nach
Durchfahren des Turon und des Cenoman bei 846 m
Teufe das Karbongebirge und steht im August bei einer
Teufe von 870,9 m. Hier wird das erste Füllort im Niveau
der Mergelsohle mit einem Querschnitt von 107 m2 nach
Osten und Westen ausgesetzt und in
Anker-Spritzbetonbauweise ausgebaut.
Den Streckenquerschnitt führt man in einem
Übergangsbereich jeweils auf 40 m2 zurück. Zum
Jahresende sind beide Strecken auf etwa 120 m Länge
aufgefahren.
Für den Schacht Haltern 2 stellt man bis Mai den Vorschacht in offener Baugrube bis zur Endteufe von 47,8 m
fertig. Mitte August laufen die Gefriermaschinen an, die eine Frostwand bis zu einer Teufe von etwa 220 m
herstellen sollen. Ende Oktober ist die vom Schacht An der Haard 1 übernommene Abteufeinrichtung montiert
und es beginnen die Abteufarbeiten im Gefrierteil von der Sohle des Vorschachtes aus. Der Schacht Haltern 2
ist am Jahresende 125,6 m tief.
Die Zufahrtstraße von der Bundesstraße 51 aus zum
Schachtplatz ist nun asphaltiert. Auf der 10. Sohle hat die
Vollschnittmaschine zu Jahresanfang die stark gestörten
Schichten des Becklemer Sprunges zu durchörtern. Die
starke Beanspruchung macht eine Reparatur des
Bohrkopfes und der Staubabsaugung erforderlich. Danach
erfolgt die Auffahrung zum Ansatz der Kurve zum 1.
Querschlag.
Einige wasserführende geologische Störungen hemmen
den Vortrieb. Dann aber steht die Robbins-Maschine nach
etwa 3.300 m Auffahrung am Beginn des Querschlages.
Die Vollschnittmaschine fährt im Berichtsjahr 2.448,9 m
auf und erreicht am Jahresende die Station 4.952,3 m.
Das bei der Auffahrung anfallende Haufwerk wird weiterhin östlich des Schachtes 8 über Tage aufgehaldet.
Sobald möglich, beginnt man mit der Aufschüttung des Mutterbodens und der Begrünung der Halde.
Auf der Mergelsohle läuft die Auffahrung in der 1. Querschlagsachse zur Herstellung der Wetterverbindung mit
der Anlage Auguste Victoria 6.
Für den Anschluß der 10. Sohle an den Schacht Haltern 1 ist die Planung zur Auffahrung der Hauptrichtstrecke
in Arbeit.
Die Förderung des Bergwerks General Blumenthal liegt im Berichtsjahr leicht unter der des Vorjahres.
Geologische Schwierigkeiten in den Gewinnungsbetrieben und Feierschichten verschlechtern die betrieblichen
Kennzahlen. Die im Vorjahr fast geräumten Halden zeigen nun wieder einen Bestand von rd. 139.000 t am
Jahresende. Diese Kohlen stammen aber wiederum nur zum geringen Teil aus der Förderung des Bergwerks.
Die Hauptmenge wird von anderen Anlagen der BAG Lippe angefahren.
In der 1. Bauhöhe nach Westen des Flözes Dickebank (Feld C II Mitte) ist in dem im September angelaufenen
Abbaubetrieb erstmals eine Leitplankenhobelanlage eingesetzt. Im Gegensatz zu den bisher üblichen
Reißhakenhobel- und Gleithobelsystemen hat dieses Gewinnungsmittel eine am Kohlenstoß freilaufende Kette.
Neben den wesentlich geringeren Anschaffungskosten bietet die neue Leitplankenhobelanlage eine
vereinfachte Technik und eine bessere Steuerbarkeit und ist damit für die Kohlegewinnung unter den
Bedingungen, die in den C-Feldern vorliegen, gut geeignet.
Im gleichen Betriebspunkt geht man auch in der Technik des Schreitausbaus neue Wege. Ein von der Firma
Klöckner-Becorit in Recklinghausen entwickelter schwingenstabilisierter Bockausbau mit
Sperrgelenkkappenzug besteht erfolgreich seinen Test. Der Verstellbereich dieses Ausbaus reicht von 700 mm
bis 2.200 mm Flözmächtigkeit. Erstmals verwendet man hier auch Vorsteuerventile und
Bündelschlauchleitungen. Neben der Verringerung des Aufwandes an Einzelschläuchen liegt der Vorteil des
Systems in der Bedienung der Funktionen, die es gestattet, Vorgänge wie Schreiten und Richten parallel
ablaufen zu lassen.
Im Berichtsjahr verzeichnet man einen erheblichen Anstieg der Energiepreise, besonders beim Mischpreis für
Strom . Die Gesamtkosten für Druckluft, Strom und Wärme erhöhen sich gegenüber dem Vorjahr von 8,25
DM/tvF auf 9,62 DM/tvF. Da dies abzusehen war, versucht man ab März, die Leistungsspitzen beim
Stomverbrauch über und unter Tage in den Hauptabnahmezeiten zu begrenzen. Dafür steht ein von der Firma
Raddatz-Vertriebs GmbH in Herdecke geliefertes Gerät, Typ Optimat B 80-1 CB, zur Verfügung, mit dem der in
den letzten Jahren stark gestiegene Trend in den Leistungsspitzen der Hochtarifzeit deutlich verlangsamt
werden kann. Das führt zur Einsparung von Kosten. Es stellt sich noch die Aufgabe, ein ausgewogenes
Verhältnis von einzustellendem Grenzwert zum Umfang der für den Betrieb zumutbaren Abschaltungen zu
finden. Das Gerät arbeitet noch nicht störungsfrei und hat noch einen Flüchtigkeitsspeicher, in dem zuweilen
Teile des Programms unbeabsichtigt gelöscht
werden. Eine verbesserte Ausführung soll im kommenden Jahr Abhilfe schaffen.
Im Materialtransport unter Tage sind inzwischen von den 62 laufenden Einschienenhängebahnen 6 Anlagen mit
Doppeltraktion ausgelegt. Sieben Bahnen dienen zum Teil neben dem eigentlichen Materialtransport auch der
Personenbeförderung. Eine Anlage davon läuft mit Funkfernsteuerung. Von den 73 z.Zt. laufenden
Gurtbandförderern stehen nun 33 Anlagen für die Personenfahrt zur Verfügung.In der Richtstrecke Flöz
Dickebank im Feld C II ist eine Becorit-Flurförderbahn von 640 m Länge in Betrieb.
Das erfolgreiche Forschungsvorhaben "Abbaubereichserkundung im Steinkohlengebirge durch
Horizontalbohrungen großer Länge" ist abgeschlossen. Ein bereits im Vorjahr gestellter Aufstockungsantrag
wird wegen fehlender Mittel abgelehnt. So stellt man einen Neuantrag. Inhalt der geplanten Aktivitäten sind die
Entwicklung einer Steuertechnik in der Horizontalebene und die Erprobung eines kostengünstigen
Nachbohrverfahrens für Bohrlochlängen bis zu etwa 1.000 m. Die Arbeiten sollen im 9. Querschlag auf der 7.
Sohle durchgeführt werden. Nachdem auch dieser Antrag wegen der knappen Gelder für eine Bezuschussung
abgelehnt wird, geht das Vorhaben in die Hände der Ruhrkohle AG in Essen über und wird von der Abteilung P
5 übernommen, die noch Bohrungen auf den Bergwerken Schägel und Eisen in Herten und anschließend
Heinrich Robert in Pelkum durchführen läßt.
In dem seit 1977 laufenden Forschungsvorhaben zur Entwicklung eines Großzugsystems für das Baufeld
Haltern ist u.a. als ein Hauptziel der Bau einer 2x300 kW-Doppellokomotive vorgesehen, die im
Fahrdraht-Batteriebetrieb, also als Verbundlok, laufen soll. Den Auftrag erhielt 1979 die Firma BBC in
Mannheim. Hier ergeben sich nun Schwierigkeiten wegen der leistungsstarken Auslegung, die langwierige
Genehmigungsverfahren nach sich ziehen. Es ist fraglich, ob die Lokomotive rechtzeitig bei Aufnahme des
Förderbetriebs zur Verfügung stehen wird.
Im Bereich der automatischen Lokomotivförderung auf der 7. Sohle des Baufeldes General Blumenthal wird im
Berichtsjahr die Zuglaufoptimierung für den Knoten Ostfeld in Betrieb genommen.
Der Rechner überwacht und steuert nun
– die Personenzüge zwischen Schacht 3 und Schacht 8,
– die Versorgung der Ladestellen Schacht 8 und E-Feld mit Leerwagen sowie
– die Kohlenabfuhr von den vorgenannten Ladestellen.
Im Dezember vollzieht man eine für den Bergbau wohl einmalige Taufe - eine Schiffstaufe. In rd. zweijähriger
Bauzeit haben Ausbilder und Auszubildende des Bergwerks einen hochseetüchtigen Motorsegler fertiggestellt.
Das Schiff erhält am Barbaratag an Schacht 3 im Rahmen einer Feier den Namen "Barbara". Barbara
Engholm, die Ehefrau des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft, Björn Engholm, vollzieht die Taufe.
An zwei Tagen der offenen Tür wird der Motorsegler auf dem Werksgelände der interessierten Belegschaft,
deren Angehörigen und der Öffentlichkeit vorgestellt, bevor er zum alten Ruhrkohlehafen Marl-Brassert
transportiert wird. Von dort nimmt er seinen Weg über die Kanäle zur Ostsee und wirft schließlich in
Eckernförde Anker.
Das Schiff ist 17,5 m lang und 5,2 m breit, wiegt 34 t und hat eine Segelfläche von 165 m2. Zur modernen
technischen Ausrüstung gehören 2 Dieselmotoren mit einer Leistung von je 123 kW, eine Radaranlage und
Echolot. Es beherbergt 12 Kojen. Neben der Crew werden sich künftig Bergleute und Auszubildende, aber auch
eingeladene Gäste den Seewind um die Nase wehen lassen und - zumindest bei ruhiger See - viel Spaß
haben, auch wenn sie zuweilen selbst kräftig mit anpacken müssen.
Die Prägung einer Erinnerungsmedaille (Auflage 100 Stück in Silber und 1.000 Stück in Bronze) mit der
Umschrift: “Bergbaujugend Baut Ein Schiff” dokumentiert das Geschehen.
Wie in den Vorjahren schon wird das von der BAG Lippe den Belegschaftsmitgliedern und den ehemaligen
Mitarbeitern sowie deren Angehörigen vermittelte Sommer- und Winterurlaubsprogramm rege in Anspruch
genommen. Das Urlaubsangebot umfaßt Orte in der Bundesrepublik Deutschland, aber auch in vielen
südeuropäischen Ländern. Insgesamt 2.006 Personen beteiligen sich. Die Kosten müssen selbst getragen
werden. Auch die angebotene Familienerholung in der Bundesrepublik - bezuschußt von der RAG und dem
Land Nordrhein-
Westfalen- wird gern wahrgenommen.
Am 28. Februar verläßt der bisherige Stabsstellenleiter Ass. d. Bergf. Klaus Dreßler das Bergwerk General
Blumenthal. Er wechselt zur Hauptverwaltung und übernimmt dort die Leitung des Vorstandsbüros als
Nachfolger von Dipl.-Ing. Terjung.
Dipl.-Ing. Walter Feckler ist ab dem 01. März Leiter der Stabsstelle General Blumenthal. Er kommt vom
Bergwerk Consolidation in Gelsenkirchen.
Tagesbetriebsführer Dipl.-Ing. Eberhard Block wird am 30. Juni als Inspektor zum Bergwerk Consolidation
versetzt. Ab dem 01. Juli übernimmt Dipl.-Ing. Kurt Heikamp, der vom Bergwerk Nordstern kommt, als
Betriebsführer die Leitung des Tagesbetriebes.
Am 01.Oktober kommt Markscheider Helmut Frisch vom Bergwerk Haard und wird stellvertretender Leiter der
Abteilung Markscheidewesen.
Auf dem Gelände der ehemaligen Schlegel-Brauerei an der Dortmunder Straße legt Oberbürgermeister Erich
Wolfram am 30. Juni den Grundstein für den Bau von 130 Mietwohnungen.
Die Bundesautobahn A 43 ist nun durchgehend von Wuppertal bis Münster fertiggestellt.