Die seit Anfang des Jahrzehnts andauernde weltwirtschaftliche Rezession hat die Talsohle durchschritten. Auch
auf den für die Kohle wesentlichen Märkten Energie und Stahl kommt der Nachfragerückgang zum Stillstand.
Noch immer herrscht an Energie ein Überangebot. Die Energiepreise bleiben unter Druck.
Die Bundestagswahl 1983 sieht die Christdemokraten mit rd. 50% der Stimmen vorn. Das entspricht etwa dem
Stimmenanteil, den die Sozialdemokraten im Raum Recklinghausen erreichen. Die Christdemokraten regieren
in Bonn wieder mit den Freien Demokraten. Bundeswirtschaftsminister wird Dr. Martin Bangemann.
In der Bundesrepublik Deutschland wird insbesondere wegen der leicht gestiegenen Stahlerzeugung erstmals
seit 1979 wieder mehr Primärenergie verbraucht. Davon profitieren neben der Kohle auch Kernenergie und
Gas. Öl, Gas und Einfuhrkohle werden billiger.Die Bundesregierung will langfristig öffentliche Hilfen für den
Kohlenexport nicht mehr gewähren. Damit werden die bisher durch Subventionen geschützten Absatzmärkte im
Ausland für die deutsche Steinkohle gefährdet.
Die unsichere politische Lage im Nahen Osten macht die seit den Ölkrisen verfolgte Energiesicherungspolitik
nach wie vor notwendig. In einer weiteren "Kohlerunde" am 10.Oktober beim Bundesminister für Wirtschaft
besteht Einvernehmen, daß der aus dem Absatzeinbruch bei der deutschen und westeuropäischen
Stahlindustrie resultierende Kapazitätsüberhang des deutschen Steinkohlenbergbaus bis 1987 um rd. 10 Mio t
abgebaut und so die Jahreförderung auf 80 Mio t zurückgeführt werden muß. Den größten Anteil davon -
nämlich 7 Mio t - übernimmt die Ruhrkohle AG. Das bedeutet eine Rücknahme der Jahresförderung auf 55 Mio
t und bis 1988 den Verlust von 14.000 Arbeisplätzen. Der Anpassungsprozess soll sozial- und
regionalverträglich ablaufen, das heißt zeitlich gestreckt und räumlich verteilt. Am 16. November billigt der
Aufsichtsrat das vom Vorstand vorgelegte Konzept.
Bereits im Berichtsjahr senkt die Gesellschaft die Förderung durch Verringerung der Belegschaft um rd. 4.400
Mitarbeiter, Reduzierung der Überschichten sowie durch 5 Betriebsurlaubstage im ersten und 12
Kurzarbeitstage im zweiten Halbjahr auf 57,9 Mio t. Auch die Koksproduktion geht um mehr als 3 Mio t zurück.
Gleichzeitig gelingt es, den Absatz um 2 Mio t zu erhöhen. Noch immer aber liegen 15,2 Mio t Kohle und Koks
auf Halde. Die Ertragslage ist weiter unbefriedigend. Der Jahresfehlbetrag beziffert sich auf 212 Mio DM. Für
den Schacht 7 (Romberg) des Bergwerks Haus Aden wird am 07. Februar der erste Spatenstich vollzogen.
Am 30. Juni erfolgt die Inbetriebnahme des Anschlußbergwerks "An der Haard 1" in Datteln-Ahsen. Eine
würdige Feier umrahmt das Ereignis. Am 31. März wird die Kokerei Consolidation in Gelsenkirchen stillgelegt.
Die Kokerei Emscher-Lippe in Datteln stellt ihre Produktion am 30. November ein.
Im April erfolgt die Gründung der Ruhröl GmbH. Es ist ein Gemeinschaftsunternehmen der VEBA-Öl AG und
der venezolanischen Ölgesellschaft. Die VEBA AG baut hierfür in Scholven eine Spaltanlage, in der jährlich 5
Mio t Rohöl aus Venezuela verarbeitet werden sollen.
Am 21. Juni findet in Essen eine Konzerntagung der Ruhrkohle AG mit einer Podiumsdiskussion statt.
Am 27. Juni wird Dr.-Ing. e.h. Rudolf von Bennigsen-Foerder, der Vorsitzende des Vorstandes der VEBA AG,
Vorsitzender des Aufsichtsrates der Ruhrkohle AG.
Dr. Heinz Horn wird am 01. Juli als stellvertretender
Vorsitzender in den Vorstand der Ruhrkohle AG
berufen.
Auf dem Bergwerk General Blumenthal laufen die
Arbeiten für die Erstellung des Anschlußbergwerks
Haltern weiter. Nachdem der Schacht Haltern 1 im
Vorjahr die 3. Sohle erreicht hat, wird nun der Sumpf bis
zur Endteufe von 1.135,1 m niedergebracht. Man fährt
das Füllort nach Osten bis auf 381 m Länge auf und
beginnt dann mit der Auffahrung des Füllorts nach
Westen. Die Füllörter des Schachtes 1 sind für Seilfahrt
und Umschlag des gesamten Materials ausgelegt. Das
Gleisnetz für die Lokomotivförderung bei einer Spurbreite
von 1.000 mm und die notwendigen
Aufstellmöglichkeiten für die großen, 4 Behälter fassenden Materialwagen sowie die Abwickelung des
Personenzugverkehrs bedingen im schachtnahen Bereich große Querschnitte. Die Schachtglocken auf allen 3
Sohlen haben so einen Querschnitt von 143 m2. Auf der 3. Sohle verjüngen sich die beiden Füllortstrecken nach
15 m Auffahrung in ihrem Querschnitt auf noch 57 m2, der im gesamten Bahnhofsbereich beibehalten wird. Bis
dahin stehen diese Grubenräume in Anker-Spritzbeton-Bauweise.
Beim Weiterteufen des Schachtes Haltern 2 trifft man bei
831,4 m auf das Karbon. Die Anschläge der 1. und 2.
Sohle werden im Niveau 870,5 m und 985,5 m
ausgesetzt. Der Schacht erreicht schließlich seine
Endteufe bei 1.111,9 m. Nach der Demontage der
Teufeinrichtungen unter und über Tage beginnt man mit
der Erstellung des neuen Schachtkopfes sowie mit den
Anschlüssen für die Wetterkanäle. Am 24. August erfolgt
der Durchschlag zum Schacht Haltern 1.
Über Tage nimmt die neue Schaltanlage mit vorerst
einem Transformator den Betrieb auf. Lüftergebäude und
Druckluftzentrale sind im Bau. Die öffentlichen Parkplätze
stehen bereit. Mit dem Bau der Kauengebäude wird
begonnen. Unterhalb der Parkplätze legt man ein
Feuchtraumbiotop an , das von vorgeklärten Oberflächenwässern gespeist wird. Die Kanalisation für Straßen
und Parkplätze ist fertiggestellt. Die Robbins-Vollschnittmaschine ist Anfang Mai nach dem Umsetzen auf der 3.
Sohle im 1. Querschlag an Station 5.250 m, mit neuem Bohrkopf ausgerüstet, für den Anschnitt zum 2.
Auffahrungsabschnitt bereit. Dieser beginnt mit der Kurve zur Hauptrichtstrecke. Ein errichteter Damm für den
Abschluß zum 1. Querschlag dient wegen der kurzen Startröhre beim Anschnitt als Abspannstoß für die
Maschine. Im Juni läuft die Auffahrung der Hauptrichtstrecke nach Osten an.
Im September und Oktober verzögern notwendige Verfüllarbeiten im Bereich der Flözgruppe Girondelle 4/5 den
Vortrieb. Am 21. November erfolgt der Durchschlag zum Durchstich zu den Haltern-Schächten. Erstmals
besteht nun eine durchgehende Wetterverbindung von Haltern 1/2 nach den Schächten General Blumenthal 3/4.
Die Sonderbewetterung bis zu diesem Punkt wird außer Betrieb genommen. Die anschließende
Weiterauffahrung muß zum Jahresende wegen stark gestörten Gebirges kurzzeitig gestundet werden. Die
Vollschnittmaschine hat im Berichtsjahr 1.401,4 m Strecke hergestellt.
Aus Anlaß des Durchschlages der Streckenvortriebsmaschine mit den Schächten Haltern 1/2 läßt die
"Arbeitsgemeinschaft SVM General Blumenthal" eine Medaille prägen.
Im 1. Querschlag laufen die Arbeiten für die Verlegung der Doppelgleisanlage mit 1.000 mm Spur und der
Schaffung des erforderlichen Grubenraumes für die Kippe.
Für den künftigen Zugbetrieb auf der 3. Sohle ist der Prototyp der DIEMA-Milles Batterielokomotive EGL 160
fertiggestellt. Die mit einer installierten Leistung von 4x40 kW ausgestattete Maschine hat ein Dienstgewicht
von 44 t. Vor dem Einsatz unter
Tage durchläuft sie einen
intensiven Fahrtest auf der
Selfkantbahn im Aachener Raum.
Daneben lotet man aber auch
Möglichkeiten zur Entwicklung
einer Drehstomlokomotive - ggf.
mit einer Thyristorsteuerung - weiterhin aus.
Die 25 m3-Förderwagen werden bei der Herstellerfirma Gutehoffnungshütte in Sterkrade und auf der
vorgenannten Selfkantbahn Druckbelastungs-, Bremsund Fahrversuchen unterzogen.
Die Versuchsanstalt der Deutschen Bundesbahn in
Minden übernimmt hierbei die technische Begleitung.
Gegen Jahresende erfolgt die Anlieferung der ersten 32
Wagenkästen.
An Schacht 8 müssen über Tage für die erforderliche
Erweiterung der Halde Kabel der Deutschen
Bundesbahn umgelegt werden. Zur Begrünung der
Haldenoberfläche sind Ersatzund Neuaufforstungen in
Arbeit.
Die Jahresförderung des Bergwerks General
Blumenthal liegt bei fast gleicher Tagesproduktion
wegen der insgesamt 5 Ruhetage und 12
Feierschichten unter der des Vorjahres.
Es gibt 5 Strebumzüge. Der Abbau bewegt sich sowohl im Feld B I unterhalb der 7. Sohle, als auch in den
C-Feldern in den Flözen Wilhelm, Röttgersbank, Dickebank und Wasserfall. Als Gewinnungsmittel sind
weiterhin zumeist Leitplankenhobelanlagen im Einsatz. Beim Strebausbau geht man weiter zum
schwingenstabilisierten Bockausbau über.
Die zunehmende Gewinnungsteufe macht eine steigende Verwendung von Wetterkühlmaschinen erforderlich.
Derzeit laufen 29 Anlagen, an die zum Teil wiederum Streb- und Streckenkühler angeschlossen sind.
Im Feld B I erreicht der aus dem Flözberg Wasserfall heraus gefahrene Ortsquerschlag nach Süden die Achse
des geplanten Blindschachtes 951. Für diesen laufen die Vorbereitungsarbeiten wie die Herstellung der
Haspelkammer und die Auffahrung der Umtriebe.
Das Bergwerk ist letztlich ein großes Transportunternehmen". Diese Erkenntnis ist nicht neu. Sie unterstreicht
die große Bedeutung der Förderung und des Transports unter Tage. Seit vielen Jahren schon geht der
Gedanke zur Schaffung eines "Integrierten Fördersystems" um. Dabei zielen die Bemühungen auf ein noch zu
entwickelndes Fördermittel, mit dem möglichst alles, was unter Tage bewegt werden muß, transportiert werden
kann - Kohle, Berge, Material und auch Personen. Die Firma Magnetbahn GmbH in Starnberg ist nun dabei, ein
solches System zu schaffen. Sie geht vom Prinzip des Linearmotors aus. Diese Linearmotoren erzeugen
Wanderfelder und sind in kurzen Abständen seitlich an den Schienen angebracht, so daß die Magnetleisten an
den Fahrzeugen stets im Schubbereich von mindestens zwei Wanderfeldern sind. In Steigungen ist der
Abstand der Linearmotoren geringer, um die Schubkraft zu erhöhen. Kohle und Berge können so in langen
"Zügen" gefördert werden. Für den Transport von Material und Personen sind besondere Wagen und Aufsätze
vorgesehen. Eine neue Art der Förderung für das Altfeld oder gar für das Baufeld Haltern? Der Weg ist noch
weit. Die Aktivitäten sollen in ein Forschungsvorhaben eingebunden werden.
Nach erfolgreicher Prüfung des Magnetbahn-Systems bei der Berggewerkschaftlichen Versuchsstrecke in
Dortmund-Derne stellt die Firma im Oktober ein Funktionsstück der Bahn von 5 m Länge mit einem Laufwagen
vor.
Die Grubenwarte an Schacht 1/2/6 wird modernisiert und erweitert. Ein neuer Relaisraum ist fertiggestellt. Zur
Übertragung der Daten aus dem Altfeld General Blumenthal dient weiterhin das bewährte TF 24-System, das
allerdings für die Datenfernübertragung aus dem Baufeld Haltern nicht mehr geeignet ist.
Hier entscheidet man sich nach intensiven Tests für die Verwendung eines von der Bergbauforschung in Essen
konzipierten Systems, das mit vertaktetem Gleichstrom arbeitet und die Daten auch aus großer Entfernung
sicher überträgt.
Die Firma Siemens liefert einen Betriebsrechner vom Typ R 30, in den im Rahmen der
Programmierungsarbeiten zunächst die RAG-einheitliche Grundsoftware eingegeben wird. Ein zweiter Rechner
des gleichen Typs zur Sicherung der Daten in Wartungs- und Ausfallzeiten ist bestellt. Das
Sicherheitsprogramm läuft im November an, zum gleichen Zeitpunkt auch die Bildschirmdarstellung des
Betriebszustandes der nach Ladestellen geordneten Gewinnungsbetriebe und Förderstraßen.
Im Oktober wird der von der Abteilung Mechanisierung des Bergwerks entwickelte neue Wartentisch
angeliefert. Mit dem Einbau des Tisches erfolgt zugleich die Umstellung der Telefonanlage auf Durchwahl. Der
Grubenwart braucht nun nicht mehr zu vermitteln.
Da im sicherheitlichen Bereich bei der Überwachung des CO-Anfalls und der Wettergeschwindigkeit ein Ersatz
der Schreiber durch magnetisches Speichern noch nicht zugelassen ist, muß zunächst der Betrieb mit den
Schreibern parallel zum Rechner weiterlaufen.
Seit dem 1. Juli stellt sich die Belegung der Grubenwarte wie folgt:
Betriebswarte: 1 Wart je Schicht an Arbeitstagen,
Sicherheitswarte: 1 Warteningenieur ständig, auch an arbeitsfreien Tagen.
Damit ist die bergbehördliche Forderung nach einer ständig besetzten Stelle erfüllt.
Immer noch ist die Zahl der Wohnungssuchenden groß. Dabei handelt es sich jedoch zumeist um Familien, die
entweder von außerhalb nach Recklinghausen ziehen oder sich lediglich um eine bessere und modernere
Wohnung bemühen. In der Henrichenburger Straße und der Kirchhofstraße sind 36 Einfamilienhäuser
bezugsfertig oder stehen kurz vor der Fertigstellung. Im Quellberg und im Ossenbergweg können in
Mehrfamilienhäusern 30 Wohnungen bezogen werden.
Am 31. März geht Obersteiger Gerd zu Klampen in den Ruhestand.
Betriebsführer Siegbert Plötz wechselt am 30. Juni ins Privatleben.
Am 01. November erhält Dipl.-Ing. Hein Müllensieffen seine Beförderung zum Betriebsführer.
Zum Jahresende verläßt Dr.-Ing. Günter Heidelbach - bis dahin Betriebsdirektor für den Bereich Produktion -
das Bergwerk General Blumenthal und geht zum Unternehmensverband Ruhrbergbau nach Essen.
Seine Aufgaben übernimmt Dipl.-Ing. Karl-Hans Gärtner. Er kommt vom Bergwerk Hugo und war dort Leiter des
Grubenbetriebes.
Ebenfalls am 31. Dezember erfolgt die Versetzung des bisherigen Ausbildungsleiters Dipl.-Ing. Jürgen Bogs
zur Hauptverwaltung der Ruhrkohle AG nach Essen, wo er mit der Leitung des Resorts Erwachsenenbildung
betraut wird.
Die Leitung der Ausbildungsabteilung General Blumenthal geht in die Hände von Dieter Knappmann über.
In diesem Jahr wird das Bürgerhaus in Recklinghausen-Süd eingeweiht.
Schließlich ist da noch die Sache mit der Turmuhr der Kirche St.Peter. Diese will ihren Dienst nicht mehr tun
und bleibt einfach stehen. Die Ausbildungsabteilung des Bergwerks General Blumenthal behebt den Schaden
in liebevoller Kleinarbeit und zeigt so ihre vielfältigen Fähigkeiten. Die Arbeiten haben bereits im Oktober des
Vorjahres begonnen. Anfang April ist es geschafft. Die Uhr läuft und findet sich in der Schalterhalle der
Stadtsparkasse Recklinghausen wieder. Die Kirche St. Peter hat inzwischen eine neue Turmuhr bekommen.