Bergmannsverein General Blumenthal
Chronik 1988
Der Weltenergieverbrauch steigt stetig weiter und beträgt bei einer Zunahme von über 300 Millionen Tonnen
SKE im Berichtsjahr nun 11,7 Milliarden SKE. Das Mineralöl kann seinen Anteil von 38% halten. Die Kohle liegt
bei rd. 30%.
Seit 1980 werden jährlich im Mittel etwa 2% mehr Energie verbraucht, bedingt vor allem durch das Wachsen
der Bevölkerung und durch die nun rascher zunehmenden Industrialisierung in den Entwicklungsländern. Eine
Hoffnung für die vorhandenen fossilen Energieträger, also auch für die Kohle?
Das weltweit hohe Wirtschaftswachstum und die gute Beschäftigung in der Stahlindustrie bewirken auch einen
starken Anstieg des Weltkohlenhandels. Langfristig sieht man Neuaufschlüsse von schwierigeren Lagerstätten
erforderlich werden, die wegen der höheren Kosten auch Preissteigerungen bringen dürften. Das unterstreicht
die Bedeutung der heimischen Kohle für die Versorgungssicherheit in der Europäischen Gemeinschaft. In der
Bundesrepublik Deutschland steigt der Verbrauch an Primärenergie nur um 0,5%. Den Mehrverbrauch deckt
fast ausschließlich die Kernenergie. Trotz des ansehnlichen Wachstums der Wirtschaft von 3,4% bleibt die
verbrauchssteigernde Wirkung wegen der milden Witterung unter den Erwartungen.
Von den Vereinigten Elektrizitätswerken Westfalen - mit 22% Anteilseigner an der Ruhrkohle AG - kommt der
Vorschlag, die Kohlekraftwerke zu einem effektiveren "Gas- und Dampfturbinen vereinigenden Verfahrensgang
mit integrierter Kohlevergasung" zu entwickeln.
Der Vorstandsvorsitzende der VEBA Kraftwerke Ruhr, Harig, stellt fest, daß Westdeutschland mit seinen
modernen Kraftwerken nur 1% zum weltweiten Kohlendioxidaustoßes beiträgt. Würden die chinesischen
Kohlekraftwerke nur um 10% verbessert, so ergäbe das weltweit schon 1% weniger Kohlendioxid.
Die deutschen Kraftwerke sind nach den praktisch abgeschlossenen Maßnahmen zur Rauchgasentschwefelung
auch im Hinblick auf Entstaubung und Stickoxidminderung die saubersten der Welt.
Die Ruhrkohle AG setzt im Berichtsjahr bei einer verwertbaren Fördermenge von 51,2 Mio t erstmals seit 1985
wieder über diesen Wert hinaus ab - 52,4 Mio t. Es werden 21 Feierschichten eingelegt.
Ende des Jahres betreibt die RAG noch 20 Bergwerke mit einer durchschnittlichen Förderung von 11.130 tvF
täglich.
Die Gesellschaft sieht sich im Hinblick auf die "Kohlerunde" im vergangenen Jahr gezwungen, die jährliche
Fördermenge bis 1995 auf 46 Mio t zurückzunehmen unter Beibehaltung der bestehenden Kohlepreise. Die
Belegschaft soll um 20.000 auf 87.000 Mitarbeiter schrumpfen. Ruhrkohle AG-Vorstandsmitglied
Arbeitsdirektor Ziegler erklärt in der Werkszeitung, daß von den Anpassungsmaßnahmen die Bergwerke
Rheinland, Osterfeld, Schlägel und Eisen, Nordstern und mit Einschränkung auch Haus Aden, Heinrich Robert
und Minister Achenbach betroffen seien. Dagegen sollen die Bergwerke Lohberg, Walsum, Prosper, Ewald,
General Blumenthal, Hugo und Haard Bergleute aufnehmen.
Auf der Hannover-Messe vom 20. bis zum 27. April präsentiert die Ruhrkohle AG "Bergbau live". Vom
Messestand aus wird über eine Entfernung von rd. 250 Kilometer ein Kohlenhobel in einem Abbaubetrieb des
Bergwerks Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort ferngesteuert. Das interessiert auch den Bundeskanzler, der den
Stand besucht.
Im November feiert die Ruhrkohle AG 20-jähriges Bestehen. Der Bundeskanzler erklärt, es sei Ziel der
Regierung, eine tragfähige Lösung zur Sicherung der deutschen Steinkohle zu erreichen.
Aus Regierungskreisen verlautet im Dezember zum bestehenden Jahrhundertvertrag, ein Erhöhen der
Einsatzmengen ab 1991 sei aus fiskalischen Gründen nicht mehr möglich. Die vereinbarte restliche
Mengenerhöhung von 4 bis 9 Mio t soll erst nach 1995 realisiert werden.
Ein anhaltender Streik in den französischen Kernkraftwerken dauert mehr als 5 Wochen. Betroffen sind auch
die Länder, die französischen Strom einführen. So Italien, die Schweiz, die Niederlande und auch einige
Bundesländer im süddeutschen Raum.
Dr.-Ing. e.h. Rudolf von Bennigsen-Förder, Aufsichtsratsvorsitzender der Ruhrkohle AG und
Vorstandsvorsitzender der VEBA AG, sieht Anfang Dezember die Lage der Ruhrkohle unsicher. Es fehle ein
senkrechter Verbund. Er schlägt einen neuen Verstromungsvertrag bis über das Jahr 2.000 hinaus vor und hält
die in der "Kohlerunde" für 1995 vereinbarte Fördermenge von 46 Mio t für gar nicht erst ansteuerungswürdig.
Damit würde man das ständige Drosseln des Einsatzes von Kraftwerkskohle von derzeit 41 Mio t auf 30 Mio t
im Jahr 2.000 erleichtern.
Am 25. März beschließen die Aufsichtsräte des Eschweiler Bergwerks-Vereins und der Ruhrkohle AG die
Übernahme des Eschweiler Bergwerks-Vereins durch die Ruhrkohle AG.
Die Kokerei Osterfeld stellt am 31.März die Produktion ein.
Zum 01. Juni erfolgt der Verbund der Bergwerke Consolidation und Nordstern.
Dr.-Ing. Heinrich Heiermann wird am 01. Januar stellvertretendes Mitglied des Vorstandes. Seine Bestellung
zum ordentlichen Vorstandsmitglied erfolgt am 07. Dezember. Er wird Nachfolger von Dr.-Ing. Friedrich Carl
Erasmus, der am 27. November ausscheidet.
Im August geht der Leiter des Bergamts Recklinghausen, der Ltd.Bergdirektor Georg Schlüter, in den
Ruhestand. Er übergibt sein Amt an Dr.-Ing. Aloys Berg. Dr.Berg war im Jahr 1957 übrigens im Rahmen seiner
Ausbildung Steiger auf General Blumenthal.
In den ersten Monaten des Jahres werden auf dem Bergwerk General Blumenthal auf der 3. Sohle im Baufeld
Haltern der Batterieladeraum und die Reparaturwerkstatt für Lokomotiven und Förderwagen in Betrieb
genommen.
Ebenfalls auf der 3. Sohle im Baufeld Haltern erfolgt im März der Ersteinsatz eines Montagefahrzeuges mit
Eigenantrieb und integrierter hydraulischer Arbeitsbühne. Es handelt sich dabei um eine Lokomotive, die mit
einer hydraulischen Hubbühne (Schalker Eisenhütte) ausgerüstet ist und die für Reparaturen in den Strecken
verwendet wird.
Man beginnt bei den hydraulischen Betriebsmitteln mit der Umstellung der wasserfreien Hydraulikflüssigkeiten
(HFD) auf Wasserglykole (HFC), die mittlerweile ausreichende Schmierung gewährleisten.
Für die Zollverein-Betriebe im Halterner Feld läuft im Mai die 2. Stufe einer 4,5 MWGroßkühlanlage an.
Im Sommer wird ein Gutachten für den Bereich des Wasserwerks Haltern fertiggestellt. Dieses sagt aus,
welche Bodenbewegungen für das Wasserwerk (Gebäude) selbst voraussichtlich zu erwarten sein werden und
in welchem Umfang Absenkungen der Versickerungsbecken in Betracht gezogen werden müssen, ohne daß
vorher teure Gegenmaßnahmen einzukalkulieren sind.
Endlich geht nun auch auf der 3. Sohle Haltern im Juli der
mit der Firma Unkel und Meyer in Wattenscheid in den
letzten Jahren entwickelte moderne Personenzug als
Wendezug mit einer Maximalgeschwindigkeit von 7 m/s
(25,2 km/h) in Betrieb. Dieser besteht aus einem
Steuerwagen mit 18 Sitzplätzen und 8 Wagen mit je 24
Plätzen.
Lange Verhandlungen mit der Bergbehörde waren nötig,
bis schließlich die Lok auch vom Steuerwagen aus, der am
anderen Ende des Zuges steht, kontrolliert werden durfte.
An sich nicht so ganz zu verstehen. Man stelle sich nur
einmal kurze Zeit an die Linie der Deutschen Bundesbahn
Münster - Essen und man wird Personenzüge sehen, die mit Steuerwagen betrieben werden und viel schneller
fahren und das schon seit Jahren. Im September beginnt man mit den Arbeiten zum Tieferteufen des Schachtes
Ewald Fortsetzung 5 bis unter das Niveau der 3. Sohle, um an diese den Anschluß herzustellen im Hinblick auf
die geplante Auffahrung in das Baufeld Olfen.
Einen Monat später erfolgt im Baufeld Haard der Ansatz
einer Aufklärungsstrecke im Flöz Zollverein 2/3 zur
Erkundung der Lagerstätte.
Zum 01. November werden die Löhne und Gehälter um
2,0% angehoben.
Erstmals wieder seit 1973 läuft auf General Blumenthal im
Dezember des Berichtsjahres eine Teilschnittmaschine
(s.Chronik 1973). Es ist eine WAV 300 der Firma Westfalia
in Lünen mit einem Querschneidkopf. Sie soll unter der
Regie der Unternehmerfirma Gew. Walter im Baufeld
Haltern einen Flözberg in Flöz Zollverein 2/3 auffahren.
Mit Ablauf des Jahres erhält die Bergbehörde die fälligen Rahmenbetriebspläne der Bergwerke General
Blumenthal und Haard, aus denen alle wesentlichen bergmännischen Aktivitäten bis zum Ende des Jahres
2.004 zu ersehen sind. Das Baufeld Blumenthal-Süd wird dabei wieder in die Abbauplanung einbezogen.
Als Folge einer Diskussion mit der Firma Gelsenwasser AG wird im
Haltern-Feld der Trinkwassergewinnung Vorrang gegeben. Damit stellt
das Bergwerk General Blumenthal rd. 30 Mio t abbauwürdiger
Kohlenvorräte zeitlich zurück, die nun aus dem Baufeld B 1 Süd
gefördert werden sollen. Der Abbau unter den Ortsteilen Hillen,
Quellberg, Lohweg und Hinsberg soll schonend mit einem jährlichen
Förderanteil von etwa 1 Mio t Kohle erfolgen.
Am 14. August erfolgt die Versetzung von Bergwerksdirektor Dipl.-Ing.
Werner Externbrink als Mitglied des Vorstandes zu den
Saarbergwerken.
Betriebsdirektor Dipl.-Ing. Karl-Hans Gärtner übernimmt die Leitung
des Bergwerks General Blumenthal und wird Bergwerksdirektor.
Zum gleichen Zeitpunkt wird Dipl.-Ing. Hein Müllensieffen Betriebsdirektor für
den Bereich Produktion.
Er hatte am 01. Januar des Jahres General Blumenthal für 7 1/2 Monate
verlassen, um als Inspektor auf dem Bergwerk Hugo in Gelsenkirchen Dienst zu
tun.
Am 01. Januar erhält Elektro-Obersteiger Günter Gleißl seine Beförderung zum
Elektro-Betriebsführer unter Tage. Ihm unterstehen derzeit 1 Obersteiger, 4
Fahrsteiger, 42 Elektrosteiger und insgesamt 302 Elektriker.
Auch der Leiter der Maschinenabteilung unter Tage Klemens Frohleiks wird zum
Jahresanfang zum Maschinen-Betriebsführer befördert.
Obersteiger Wolfgang Brandt erhält am 01. Februar seine Beförderung zum
Betriebsführer und ist für den Bereich Kohlengewinnung zuständig.
Maschinen-Fahrsteiger Dieter Mücher wird am 01. März zum
Maschinen-Obersteiger befördert.
Dipl.-Ing. Erich Waschkies geht am 30. Juni in den Ruhestand.
Zum gleichen Zeitpunkt beendet auch der Werkssachverständige Dipl.-Ing. Egon
Bennerscheidt den aktiven Dienst. Sein Nachfolger wird Dipl.-Ing.Axel
Scheffler.
Auch Wetterfahrsteiger Diedrich Hilgenstock geht mit Ablauf des Monats Juni In
den Ruhestand. Er hat sich große Verdienste bei der Verbesserung der
Berechnung von Wetternetzen erworben.
Die Leitung der Wetterabteilung liegt ab Juli in den Händen von Fahrsteiger
Dietmar Jedberg.
Fahrsteiger Gerhard Jeuthner - Leiter der Planungsabteilung - wechselt
ebenfalls am 30. Juni ins Privatleben und übergibt seinen Aufgabenbereich an
Dipl.-Ing. Jörg Korte.
Am 14. August verläßt Ass.d.Bergf. Wilhelm Baumgärtel das Bergwerk General Blumenthal und wird
Betriebsführer auf dem Bergwerk Hugo in Gelsenkirchen.