Bei weltweit weiter steigender Energienachfrage decken die fossilen Energieträger unverändert den
Mehrverbrauch von rd. 200 Mio Tonnen zu knapp 90%. Den Rest teilen sich Kernenergie und Wasserkraft
gleichbleibend etwa je zur Hälfte. Es ist abzusehen, daß Öl, Kohle und Gas auch mittelfristig nicht durch
regenerative Energien ersetzt werden können und somit auch weiterhin fast ausschließlich den steigenden
Bedarf decken müssen. Ausreichende Reserven sind zwar vorhanden, sind aber bei unterschiedlichen
Reichweiten ungleich verteilt. So sind rd. 80% der Vorräte an Öl und Erdgas auf die OPEC und die UdSSR
konzentriert, also auf Förderregionen, die politisch als instabil gelten und für die Abnehmer Versorgungsrisiken
bedeuten, von den Preisrisiken ganz abzusehen. Die Kohlelagerstätten sind weltweit breiter gestreut und von
längerer Reichweite als die Reserven von Öl und Gas.
Der steigende Europäische Energieverbrauch ist unverändert vom Öl geprägt, das im Berichtsjahr einen
Zuwachs von 4% verzeichnen kann. Der Steinkohlenverbrauch bleibt mit 17% Anteil etwa auf Vorjahreshöhe.
In der Bundesrepublik Deutschland nimmt der Primärenergieverbrauch wegen des stark gesunkenen Bedarfs in
den neuen Bundesländern insgesamt um 11,1 Mio t SKE ab.
Zum Jahresanfang ordnet der Steinkohlenbergbau seine bestehenden gemeinschaftlichen
Forschungseinrichtungen neu. Der Essener Steinkohlenbergbauverein mit der Bergbauforschung GmbH, die
Westfälische Berggewerkschaftskasse mit der Bergbauversuchsstrecke und die Versuchsgrubengesellschaft
mbH schließen sich zu einer technisch-wissenschaftlichen Gemeinschaftsorganisation unter dem Namen
"Deutsche Montan Technologie für Rohstoff, Energie, Umwelt" (DMT) zusammen. Die neue Gesellschaft umfaßt
alle Aktivitäten des deutschen Steinkohlenbergbaus auf den Gebieten der Forschung und Entwicklung, des
Prüfwesens sowie der Aus- und Fortbildung. Ziel ist es, erworbenes Know-how national und auch international
zu vermarkten.
Die EG-Kommission genehmigt Anfang Februar die Subventionen für den deutschen Steinkohlenbergbau
rückwirkend für 1989 in einer Höhe von 3,26 Mrd. DM. Der Streit mit der EG über den bestehenden
Jahrhundertvertrag und die Höhe der Verstromungsmenge soll nach kartellrechtlicher Prüfung beigelegt
werden.
Wahrlich keine Hilfe für die deutsche Steinkohle sind die Äußerungen des Vize-Präsidenten der
EG-Kommission, Martin Bangemann, der eine massive weitere Schrumpfung des deutschen
Steinkohlenbergbaus für nötig hält. Die inzwischen auf 10 Mrd. DM pro Jahr angewachsenen
Kohle-Subventionen seien "nicht mehr einsehbar".
Im März liegt der Bericht der "Mikat-Kommission" vor. Dieser legt den Absatz von 1987 zugrunde und schätzt
zunächst den Absatz ab 1995 auf mindestens 65 Mio t Kohle. Die Mehrheit von 7 Mitgliedern sieht allerdings
die Möglichkeiten ab diesem Zeitpunkt bei nur etwa 55 Mio t. Im Bericht kommt zum Ausdruck, daß die
Sicherung der Versorgung mit dem lebenswichtigen Faktor Energie Aufgabe der Daseinsvorsorge ist. Nach
Auffassung der Kommission sind die wichtigsten Mittel zur Erhöhung der Versorgungssicherheit die Produktion
von Energieträgern im eigenen Lande. Der heimische Bergbau müsse in die Lage versetzt werden, gegen
Risiken des Weltmarktes als Option zu dienen.
Die Ergebnisse werden durch die zwischenzeitlich erfolgte Zusammenführung der zwei deutschen Staaten mit
völlig unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Systemen stark infrage gestellt. Die Bevölkerung der
neuen Bundesländer liegt bei nur rd. einem Viertel der Bevölkerung in den alten Bundesländern.
Der Verbrauch an Primärenergie in der ehemaligen DDR weist im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt ein
Verhältnis von 1:2,8 auf. Daraus resultieren erhebliche wirtschaftliche und auch energiepolitische Probleme, die
nur mit hohem finanziellen Aufwand zu lösen sein werden.
Der Jahrhundert- und der Hüttenvertrag werden jedoch nicht in den Einigungsvertrag übernommen.
Der Bergbau soll nun ein Gesamtoptimierungsmodell erstellen mit dem Ziel, die Subventionen deutlich zu
verringern. Maßstab habe künftig die Importkohle zu sein.
In diesem Jahr laufen die letzten Strebbetriebe in der steilen Lagerung aus. Eine lange Tradition geht zu
Ende.
In den Gewinnungsbetrieben verwendet man erstmals Sensoren, die die Grenze von der Kohle zum
Nebengestein erkennen. Eine Hilfe für alle Gewinnungsmaschinen.
Die Bergwerke der Ruhrkohle AG nehmen gemäß dem Anpassungsprogramm aus der Kohlerunde 1987 die
Förderung auf 49,4 Mio tvF zurück. Die Kohlengewinnung erfolgt in diesem Jahr erstmals ausschließlich in
vollmechanisierten Streben. Die Schichtleistung unter Tage steigt um 3,8% auf 4,946 tvF/MS. Der Absatz an
Kohle, Koks und Briketts sinkt um 6,3 Mio t auf 48 Mio t. Mehr als die Hälfte der Lieferungen gehen an die
Kraftwirtschaft, über 40% an die eisenschaffende Industrie, die derzeit unter starkem Importdruck steht. Der
rückläufige Absatz ist zum wesentlichen Teil auf den auch bereits in den beiden letzten Jahren eingetretenen
Preisverfall bei Importenergien zurückzuführen.
Im Berichtsjahr kann auf Kurzarbeit verzichtet werden.
Zum 01. Januar erwerben die Ruhrkohle AG und der EBV sämtliche Geschäftsanteile der Sophia-Jacoba
GmbH in Hückelhoven. Die Genehmigung durch die EG-Kommission erfolgt allerdings erst ein Jahr später am
16. Januar 1991.
Die drei bestehenden Bergbau Aktiengesellschaften werden zum Jahresanfang auf die Ruhrkohle AG
verschmolzen und die Betriebsführung der Bergbaubetriebe auf zwei neu gegründete Gesellschaften
übertragen, die Ruhrkohle Niederrhein AG und die Ruhrkohle Westfalen AG.
Zum gleichen Zeitpunkt schließen sich die Bergwerke Lohberg und Osterfeld zum Verbundbergwerk
Lohberg/Osterfeld zusammen.
Am 31. Januar wird das Bergwerk Radbod in Hamm stillgelegt.
Die Kokerei Scholven in Gelsenkirchen stellt am 30. April die Produktion ein.
Auf der Hannover-Messe stellen die Ruhrkohle AG und die AEG erstmals die auf den Bergwerken General
Blumenthal und Prosper in den vergangenen Jahren über Tage im Versuchsbetrieb gelaufene Magnetbahn vor,
die als integriertes Transportsystem bisherige Transporttechniken unter Tage ablösen könnte (s. Chronik
1983). Die Magnetbahn ist bei Betriebsreife in der Lage, Personen, Material und Massengüter ohne Zugführer
schnell und sicher auch über Steigungs- und Gefällestrecken zu befördern. Für den Untertageeinsatz ist
allerdings noch viel Entwicklungsarbeit erforderlich.
Am 13. Juli erfolgt die Gründung der Ruhrkohle Berufsbildungs GmbH.
Die Gesellschaft betreibt am Jahresende noch 17 Bergwerke.
Am 28. August scheidet Arbeitsdirektor Fritz Ziegler aus dem Vorstand der Gesellschaft aus. Sein Nachfolger
wird Wilhelm Beermann, der nun das Ressort Belegschaft übernimmt.
Ab dem 01. Januar gilt ein neuer Manteltarifvertrag. Er sieht eine Erhöhung der Löhne und Gehälter von 3,05%
vor.
Die Förderung des Bergwerks General Blumenthal liegt in etwa in der Höhe des Vorjahres.
Die wesentlichen betrieblichen Kennwerte tendieren leicht nach unten. Das Betriebsergebnis zeigt sich bei
geringer
Verbesserung noch immer deutlich im Minus.
Zu Jahresanfang beginnt man im Baufeld Haard 4 mit dem Abbau des Flözes Zollverein 2/3 im Schutzbezirk
des Wesel-Datteln-Kanals. Für die bergmännischen Aktivitäten gelten hier besondere Auflagen, die in der
"Bergverordnung für Schiffahrtswege und Kanäle (BVO Ssch)" geregelt sind. Im Baufeld Haltern laufen nun zwei
Abbaubetriebe, die zusammen 3.000 bis 4.000 tvF täglich bringen.
Im März erfolgt im Halterner Feld im Flöz Zollverein 2/3, das mit
einer Mächtigkeit bis zu 3,30 m aufwartet, erstmals der Einsatz
einer Schrämmaschine. Es ist ein Doppelwalzenlader
EDW-150-2L-2WMP, der Firma Eickhoff in Bochum. Bereits
im Jahr 1959 versuchte man, das Flöz Hugo 1 auf der 8. Sohle
an Schacht 3 mit einem Eickhoff-Schrämwalzenlader
abzubauen. Der Versuch scheiterte, weil man damals mit dem
Einzelstempelsystem bei der großen freigelegten Fläche nicht
in der Lage war, das Hangende zu halten (s. Chronik 1959). Für
den heute
verwendeten Bock- oder Schildausbau, der zumeist mit
Vorpfändkappen ausgerüstet ist, stellt das kein Problem mehr
dar. Auf der 3. Sohle des Baufeldes Haltern läuft zu dieser Zeit an der Förderdiagonale nach Haltern 1 eine
zweite Ladestelle mit einer neuen Technik an. Sie kann bei Zugdurchfahrten hydraulisch angehoben werden.
Für den Aufschluß des Baufeldes B 1 Süd laufen die begonnenen Planungsarbeiten weiter.
Im Februar wird Dipl.-Ing. Peter Bölling Umweltingenieur. Diese Aufgaben haben bisher der Stabsstellenleiter,
der Grubeninspektor sowie der Leiter des Tagesbetriebes gemeinsam wahrgenommen.
Die Änderung erfolgt im Zuge der ersten Novellierung der Umweltschutz-Richtlinie, die im Januar in Kraft
getreten ist. Die gestiegenen betrieblichen Anforderungen an den Umweltschutz machen die Schaffung der
Stelle eines hauptamtlichen Umweltingenieurs erforderlich.
In den ersten Monaten des Jahres wird der Schacht Emscher Lippe 6 unterhalb des Durchschlagpunktes mit
dem von der 950 m-Sohle aus aufgefahrenen Wetterberg verfüllt. Der Durchschlag des Wetterberges mit dem
Schacht erfolgt im Juli 1990. Im Juni erreicht der Schacht Ewald Fortsetzung 5 seine Endteufe unterhalb der 3.
Sohle (-1.000 m).
In Anlehnung an den im März vorgelegten Bericht der "Mikat-Kommission" erfolgen im Oktober erste
Überlegungen für eine neue Planung der Aus- und Vorrichtung und des Abbaus in den Baufeldern Haard,
Haltern und Olfen.
Im Baufeld Haard 2 beginnt Mitte November der Abbau unterhalb der 950 m-Sohle im Flözbereich Wasserfall
2/Sonnenschein 1 als Unterwerksbau mit Beginn in Flöz Wasserfall.
Im Berichtsjahr erfolgt im Rahmen einer Umorganisation der Aufbau der Abteilung Grubenbetrieb Logistik (GL).
Die Leitung übernimmt Betriebsführer Wolfgang Brandt. Hier werden viele Aufgaben aus verschiedenen
Abteilungen zusammengeführt, insbesondere aber Kernbereiche wie die Gewinnung und die Aus- und
Vorrichtung spürbar entlastet.
Die neugeschaffene Abteilung ist für folgende Aufgaben zuständig:
– Wagenförderung,
– Bedienung der Ladestellen,
– Materialtransport im Schacht und auf der Schiene,
– Personenbeförderung im Gleis- und EHB-Bereich,
– Sümpfen von Wasserhaltungen,
– Abfallverbringung in der Grube,
– Rauben und Räumen von Strecken,
– Verfüllen und Abdämmen von nicht mehr benötigten Grubenbauen sowie
– Wartung und Instandhaltung von Tagesschächten, EHB-Anlagen und dem Gleis.
Die Wetter-, Bohr- und Sicherheitsabteilung sind administrativ an GL angebunden.
Es gibt eine Reihe von technischen Verbesserungen.
So wird bei der pneumatischen Baustoffanlieferung unter Tage erstmals vor Ort ein Zyklonabscheider
eingesetzt. Dabei wird der in der Rohrleitung ankommende Baustoff kurz vor dem Austrag in einer 6 m langen
Mischstrecke benetzt und tangential in ein senkrechtes, nach oben verschlossenes Rohr eingeblasen. Das
Fördergut verliert so seine kinetische Energie und fällt in einen Mischer, aus dem die Blasluft seitlich entweicht.
Durch Wasserzugabe erhält man die gewünschte Konsistenz.
Bei der Baustoffanlieferung nach unter Tage wurde bisher der Baustoff von über Tage pneumatisch über
untertägige Zwischenbunker dem Verbraucher zugeführt. Jetzt beginnt man, auf hydraulische Anlieferung
umzustellen.
In der Dammbautechnik unter Tage werden die bisher aus Yton-Steinen bestehenden Stützwände durch
Metallverschläge ersetzt. Das ist billiger und spart Zeit.
Im Nordbahnhof auf der 3. Sohle im 1. Querschlag des Baufeldes Haltern ist seit Jahresmitte beim
Materialumschlag eine ca. 72 m lange EHB-Schiene installiert, die mit einer Pneumatik horizontal in 3
Positionen versetzt werden kann. Damit vermeidet man Schrägzug beim Anheben der Behälter von den
Unterwagen, auf denen je zwei Behälter nebeneinander stehen.
Im Berichtsjahr beginnt man damit, "bergbaueigenen" Abfall entweder direkt in der Grube zu belassen oder
über Tage aussortiertes Material wieder nach unter Tage zu bringen und in sogenannten Entsorgungsstrecken
zu endzulagern. Der Abfall umfaßt u.a. nicht mehr benötigte oder defekte Betriebsmittel wie Wassertröge,
Lutten oder auch Gummigurte, Kabelschrott, Rohrleitungen und Schläuche.
Im Verlauf des Jahres werden weitere 315 Mitarbeiter des Bergwerks Minister Achenbach in Brambauer
übernommen.
Das Bergwerk bietet zudem am 01. August 130 Ausbildungsplätze in den 4 Berufszweigen an.
Zum Jahresende muß die Fischteichbrücke über dem Wesel-Datteln-Kanal wegen der abbaubedingt zu
erwartenden Senkungen angehoben werden. Die Auflagen begründet die o.a. BVO Ssch. Verursacher der
Absenkungen sind die Zollverein-Flöze in der 4. Abteilung des Baufeldes Haard.
Im übrigen wird im Berichtsjahr entgegen der ursprünglichen Planung auf Anweisung der RAG in Essen das
Baufeld Hohemark an das Bergwerk Auguste Victoria in Marl abgegeben.
Im Rahmen einer Neuordnung von Stab und Maschinenbetrieb unter Tage wird Maschinen-Betriebsführer
Klemens Frohleiks dem Stab zugeordnet und übernimmt Mechanisierungsaufgaben. Maschinen-Obersteiger
Dieter Mücher verbleibt beim Maschinenbetrieb.
Ass.d. Bergf. Wilhelm Baumgärtel kommt am 01. Februar vom Bergwerk Hugo als Betriebsführer zum
Bergwerk General Blumenthal zurück.
Am 30. Juni geht Ausbildungsleiter Paul Graf in den Ruhestand.
Dipl.-Ing. Michael von Bronk wird Leiter der Ausbildungsabteilung.
Auch Obersteiger im Tagesbetrieb Dietrich Karg beendet am 30. Juni seine aktive Laufbahn.
Am 01. Juli wird Fahrsteiger Thomas Deimel zum Obersteiger befördert. Er ist in der Abteilung Grubenbetrieb
Logistik tätig.
Am 31. Juli wechselt Inspektor Alfred Saternus ins Privatleben. Er ist einer der wirklich "Altgedienten" auf
General Blumenthal. Seine Tätigkeit auf den Bergwerk hat er im Januar 1951 aufgenommen - als Lehrhauer in
der steilen Lagerung an Schacht 7 in Flöz Wasserfall. Sein Aufgabenbereich liegt nun in den Händen von Ass.d.
Bergf. Wilhelm Baumgärtel, der bald darauf zum Inspektor befördert wird.
Mit Ablauf des Monats September geht auch Fahrsteiger Günter Predel in den Ruhestand. Er kam 1970 zur
Stabsstelle und hat in dieser Zeit das Transportwesen unter Tage neu organisiert und auf den technisch
aktuellen Stand gehalten. Seine Aufgaben liegen nun in den Händen von Friedrich Effkenann.
Am 01. Oktober wird Dipl.-Ing. Michael Kaptur zum Obersteiger im Tagesbetrieb befördert.
Elektro-Fahrsteiger Josef Finger erhält am 01. November die Beförderung zum Elektro-Obersteiger.
Für Dipl.-Ing. Jörg Korte, dem Leiter der Planungsabteilung, erfolgt am 30.November die Versetzung zur
Abteilung T 1 der Verwaltung in Herne. Er übergibt seinen Aufgabenbereich an Dipl.-Ing. Norbert Hillenbrand.
Maschinen-Obersteiger Dieter Mücher wird am 01. Dezember zum Maschinen-Betriebsführer befördert.