Bergmannsverein General Blumenthal
Chronik 1994
Die im letzten Quartal des Vorjahres nach Jahren der Stagnation weltweit wieder angelaufene Konjunktur zeigt
ansteigenden Verlauf. Erneut ist die Belebung bei der Stahlindustrie das auslösende Moment. Die Wirtschaft in
den Industrieländern zieht mit und dort werden derzeit mehr als zwei Drittel der nachgefragten Energie
verbraucht. So steigt auch die Förderung von Steinkohle in der Welt nach dem Einbruch in den vergangenen
Jahren erstmals wieder an - um 113 Mio t. Die zusätzlichen Mengen kommen vor allem aus den USA und
Indien. In den westeuropäischen Ländern dagegen führen weiterhin Stillegungsmaßnahmen zu spürbaren
Einschränkungen der Produktion.
Auf dem Weltkohlenmarkt werden nun 11% der Steinkohlenförderung gehandelt. Rund 70% des
Handelsvolumens stellen die vier Bergbauländer Australien, USA, Südafrika und Kanada. Noch vor wenigen
Jahren sah man in China einen der größten Exporteure der nahen Zukunft. Zwar wartet das Land mit der
weltweit höchsten Fördermenge an Steinkohle auf. Diese reicht aber auch weiterhin noch nicht einmal aus, um
den Inlandsbedarf zu decken.
Die Kohlenpreise steigen. Kraftwerkskohle kostet im Dezember fast 25% mehr als am Jahresanfang.
Nach wie vor ist die Europäische Union neben den USA der größte Energieverbraucher in den industrialisierten
Bereichen der Welt. Die Steinkohlenförderung der EU liegt mit 131 Mio t um mehr als 17% unter dem Niveau
des Vorjahres. Bei gleichbleibendem Energieverbrauch muß etwa die Hälfte der benötigten Energie importiert
werden.
Auch die Bundesrepublik Deutschland nimmt am konjunkturellen Aufschwung teil. Der Verbrauch an
Primärenergie jedoch sinkt weiter ab - wenn auch nur wenig. Die milde Witterung kompensiert den leichten
Nachfrageanstieg deutlich. Der Steinkohlenverbrauch liegt knapp unter dem Wert von 1993. Erdgas wird um
19% stärker nachgefragt, Mineralöl um 4%. Die heimische Energie deckt nur noch 43% des Verbrauchs. Stein-
und Braunkohle stellen unverändert mehr als die Hälfte des inländischen Energieaufkommens.
Die Russische Förderation wird zum wichtigsten Energielieferanten Deutschlands. Die Erdgasund
Rohölbezüge aus Rußland machen mehr als 20% der gesamten Energieimporte der Bundesrepublik aus.
Lebhafte Kritik der SPD an der heimischen Kohlepolitik weist die CDU zurück. Die Subventionierung der
Steinkohle sei bis zum Jahr 2000 mit jährlich 7 Milliarden DM garantiert. Auch danach sei die Finanzierung bis
2005 gesichert. Die SPD hatte 100.000 Flugblätter verteilt, auf denen zu lesen war, der Bergbau sei im Stich
gelassen worden.
Ende des Jahres erheben sich Stimmen, die auf den mit Ablauf des Jahres 1995 endenden Jahrhundertvertrag
und die sich daraus ergebenden Folgen hinweisen. Man macht darauf aufmerksam, daß die Steinkohle im
Berichtsjahr eine Gesamtleistung von 29,4 Mrd DM erbringt.
Davon entfallen auf
– Löhne und Gehälter (netto) 5,8 Mrd DM
– Steuern 1,2 Mrd DM
– Sozialabgaben 3,5 Mrd DM
– Sonstige Leistungen 1,6 Mrd DM
– Aufträge an andere Wirtschaftszweige 17,3 Mrd DM.
Von der Steinkohle leben derzeit in den
Steinkohleunternehmen etwa 138.000 und in den
abhängigen Bereichen über 200.000 Beschäftigte.
Die Ruhrkohle AG besteht nun 25 Jahre. Die
Gesellschaft nimmt zu Jahresanfang mit der Gründung
der "RAG Beteiligungs GmbH" eine Neuordnung ihres
Beteiligungsbereiches vor.
Zu Beginn des Berichtsjahres hat die Ruhrkohle AG alle
nach der Kohlerunde 1991 erforderlichen
Förderrücknahmen abgeschlossen. Die Folgen der
Stahlkrise 1992/1993 und die hohen Haldenbestände machen jedoch eine weitere Kapazitätsanpassung in
Höhe von 3 Mio t erforderlich. Das geschieht durch die Fördereinstellung auf dem Bergwerk Monopol in
Bergkamen am 31. Januar und durch die Teilstillegung der Bergwerke Hugo/Consolidation in Gelsenkirchen
und Heinrich Robert in Pelkum bei Hamm zum gleichen Zeitpunkt. All die vorgenannten Maßnahmen führen im
gesamten Ruhrkohle-Bergbaubereich - dieser umfaßt neben den eigentlichen Bergwerken der Gesellschaft nun
auch die Bergwerke Auguste Victoria in Marl und Sophia Jacoba in Hückelhoven - zu einem Rückgang der
Produktion auf 41,7 Mio tvF. Das sind 5,5 Mio tvF weniger als im Vorjahr.
Die konjunkturelle Erholung der Wirtschaft bringt aber
auch der Ruhrkohle AG positive Impulse. Der
Bergbaubereich kann aufgrund der Verminderung der
Produktionskapazitäten und der verbesserten
Absatzlage 49,4 Mio tvF absetzen. Die Haldenbestände
sinken um etwa ein Drittel auf noch 13,3 Mio tvF.
Die Bergbauunternehmen des RAG-Konzerns
beschäftigen Ende des Jahres noch 78.630 Mitarbeiter,
5.840 weniger als 1993. In dieser Zahl enthalten sind
auch die Teilnehmer an der strukturellen Kurzarbeit, die
überwiegend mit Erreichen der persönlichen
Voraussetzungen in den Ruhestand gehen und die
Teilnehmer an Umschulungsmaßnahmen, die mit dem
Abschluß der Umschulung dann ausscheiden. Ohne
diese Mitarbeiter haben die Bergbauunternehmen
noch 74.540 aktive Beschäftigte. Seit der Kohlerunde
1991 wurden so innerhalb von 3 Jahren bei den
RAG-Bergbauunternehmen rund 26.000 Arbeitsplätze
abgebaut.
Am 31. Dezember scheidet der Vorstandsvorsitzende
der Ruhrkohle AG, Dr.rer.pol. Heinz Horn, aus den
Diensten der Gesellschaft aus. Prof.Dr.-Ing.e.h.
Gerhard Neipp wird im Verlauf des Jahres in den
Vorstand gewählt und übernimmt zum 01. Januar 1995
den Vorsitz.
Zum Jahreswechsel verläßt auch Dr.-Ing. Peter Rohde den Vorstand.
Arbeitsdirektor Wolfgang Wieder wechselt ins Privatleben. Er war in seinem 46-jährigen Berufsleben seit Mitte
1992 Vorstandsmitglied der beiden Betriebsführungsgesellschaften Niederrhein und Westfalen.
Seit dem 12. April ist der Betriebsratsvorsitzende des Bergwerks Blumenthal/Haard,
Wolfgang Grewe, Mitglied des Aufsichtsrates der Ruhrkohle AG. Das Bergwerk
Blumenthal/Haard wartet im Berichtsjahr erstmals in seiner Geschichte mit einer
Untertageleistung über 5 tvF/MS auf.
Am 01. Januar wird bei den Löhnen und Gehältern eine Kürzung von 6% wirksam,
bedingt durch die schlechte Lage im Steinkohlenbergbau. Als Ausgleich für die
Einkommensminderung gewährt man 8 zusätzliche persönliche Freischichten, deren
Gesamtzahl nun auf 30 im Jahr angestiegen ist.
Unter dem Generalthema "Blumenthal/Haard 2000" beginnt man, die Planung und
Organisation des Bergwerks über die Jahrtausendwende hinaus mit dem Ziel auf
einen zeitgemäßen Betriebszuschnitt auszurichten. Dazu gehören auch eine Reihe
von Einzelmaßnahmen, die in den Folgejahren ergriffen werden und in dieser Chronik
auch Erwähnung finden.
Im Baufeld Haard erfolgt ab Februar eine Trennung der Kohlenarten.
Am 03. Februar kommt der SPDVorsitzende und Kanzlerkandidat
Rudolf Scharping zu einer Grubenfahrt. Im Baufeld Haltern befährt
er einen Streb in Flöz Zollverein 5. Wieder am Tage gibt es ein
Live-Interview für das WDR-Mittagsmagazin und eine
Pressekonferenz. Dann eröffnet der Betriebsratsvorsitzende
Wolfgang Grewe anschließend eine weitere Konferenz, an der 120
Bergleute teilnehmen.
In den ersten beiden Monaten des Jahres nehmen 165 Bergleute
des Bergwerks Haus Aden/Monopol in Bergkamen auf
Blumenthal/Haard die Arbeit auf. Für einige ist dies nun die dritte
oder vierte Station. Sie haben schon auf den Bergwerken Viktoria,
Gneisenau und Minister Stein gearbeitet.
Ein Brief aus Hamburg sorgt für Überraschung. Dort hat ein pensionierter Bademeister auf dem Trödelmarkt
einen Ehrensäbel entdeckt, auf dessen Klinge die Namen von 15 Blumenthaler Bergleuten eingraviert sind, die
bei der Schlagwetterexplosion am 02. Juli 1937 in Flöz Gretchen (dem damaligen Revier 13a) ihr Leben lassen
mußten.
Der ehemalige Bademeister war auch im Besitz von 10 Fotos, die
den Trauerzug durch die Straßen von Recklinghausen zeigen.
Damals war auch höchste NS-Prominenz anwesend. So der
Reichsmarschall Hermann Göring, SS-Reichsführer Heinrich
Himmler und der Reichsorganisationsleiter der NSDAP, Dr.
Robert Ley. Der Betriebsrat schickt sofort einen Boten los, der am
nächsten Tag mit den Erinnerungsstücken zurückkommt.
Am 01. April verlegt die Ausbildungsabteilung den Bereich
Maschinentechnik und die Blumenthaler Abteilung des Bereichs
Bergtechnik im Rahmen der 2. Stufe der Zusammenlegung zur
Anlage Ewald Fortsetzung 1/3 in Oer-Erkenschwick.
Vier große Ausrichtungsprojekte nimmt man im Berichtsjahr in
Angriff. Sie werden die Infrastruktur des Bergwerks erheblich
verändern.
Im April wird auf der 7. Sohle in der 7. Querschlagsachse südlich
von Schacht 3 für den Aufschluß des Baufeldes B 1 Süd ein
Gesteinsberg angesetzt, der über eine Länge von ca. 1.100 m
zunächst bis in das Niveau des Flözes Hugo getrieben werden
soll. Er wird bei der Bewetterung des Baufeldes B 1 Süd der
spätere Abwetterweg nach den Schächten 3 und 4 sein.
Das zweite Projekt soll den Förderweg der Kohlen aus dem Baufeld Haltern ändern. Bisher werden die Kohlen
dort auf der 3. Sohle gekippt und gelangen über dem Bandberg zur Ladestelle auf der 7. Sohle im 9.
Querschlag nach Norden. Von da erreichen sie mit der automatischen Lokomotivförderung den Schacht 11. Für
die Zukunft ist nun beabsichtigt, die Förderung aus dem Haltern-Feld im Niveau der 3. Sohle bis in das Feld B
1 zu bringen und dort zu laden. So beginnt die beauftragte Firma Deilmann Haniel im Mai auf der 3. Sohle
südlich des Schachtes 8 mit der Auffahrung eines ca. 4 km langen Verbindungsquerschlages in das Feld B 1,
an dessen Ende die Kohlen gekippt und über einen noch aufzufahrenden kurzen Förderberg auf das Band des
Hauptförderberges gelangen sollen. So erreichen die Kohlen die bestehende Ladestelle 1 auf der 7. Sohle im
3. Querschlag, wo sie von der automatischen Lokomotivförderung übernommen werden.
Nach der Fertigstellung des Projekts werden damit die bisherige Kippstelle im Baufeld Haltern auf der 3. Sohle
und der Hauptförderberg von der 3. Sohle Haltern zur 9. Querschlagsachse auf der 7. Sohle Blumenthal für die
Kohlenförderung nicht mehr benötigt.
Nur einen Monat später läuft auf der 3. Sohle des Baufeldes Haltern die Auffahrung der etwa 4 km langen 6.
Richtstrecke zum Schacht An der Haard 1 an. Wiederum wird die Firma Deilmann Haniel mit der Ausführung
der Arbeiten beauftragt. Ziel ist der Förderverbund mit dem Baufeld Haard auf der 3. Sohle. Die
Kohlenförderung aus dem Baufeld Haard wird so künftig in diesem Niveau über das Baufeld Haltern und den
o.a. Verbindungsquerschlag bis in das Feld B 1 mit dem modernen Großzugsystem erfolgen. Die beiden
erwähnten Bandberge stellen dann wieder die Verbindung zur Ladestelle auf der 7. Sohle im 3. Querschlag her.
Mit dem Anlaufen dieser Förderstraße werden dann keine Kohlen mehr über den Bandberg von Baufeld Haard
zur 4. Richtstrecke auf der 7. Sohle Blumenthal gefördert.
Damit wird dann auch die dort installierte Ladestelle abgeworfen.
Im August schließlich nimmt man auf der 9. Sohle im 5. Querschlag die Herstellung des Förderanschlusses
Baufeld B 1 Süd in Angriff. Über diesen Grubenbau, der Anschluß an den Hauptförderberg im Feld B 1 haben
wird, sollen künftig Kohlen und Material laufen.
Beim Tieferteufen des Schachtes 6 stellt man auf der 9. Sohle bis Mitte Februar die Schachtglocke fertig.
Dabei sind auch die für die späteren Aufschiebeeinrichtungen erforderlichen Füllortkeller eingeschlossen.
Für die Aufnahme der Bühnenkonstruktion sind nun zunächst auch unter Berücksichtigung der
Sprengauswirkungen 40 m Vorschacht aus dem Vollen zu teufen. Diese Arbeiten ziehen sich bis Ende März
hin. Nach Montage der Kippeinrichtung auf der 9. Sohle und dem Umbau auf größere Kübel beginnen Anfang
Mai die Teufarbeiten aus dem Vollen, die Mitte Juni unterbrochen werden, um im Niveau der 10. Sohle die
Schachtglocke im ausgesetzten Füllort auszubauen. Ab Anfang August wird das Teufen fortgesetzt und Ende
Oktober ist das Niveau der 11. Sohle erreicht. Das Aussetzen des Füllortes und die Errichtung der
Schachtglocke sind im Dezember abgeschlossen. Man beginnt mit dem Teufen des Sumpfes.
Im Februar werden im Baufeld Haard die Förderstraße nach Ewald Fortsetzung 1/3 und die
Schachtbeschickung abgeworfen. Am 31. März erfolgt dann auch über Tage die Stillegung und Aufgabe der
Aufbereitung, die aber nicht abgerissen wird, da die später im Baufeld Olfen geförderten Kohlen hier
aufbereitet werden sollen. Bis zum Ende des Vorjahres war die bestehende Sollförderung von 16.200 tvF je
Tag allein an Schacht 11 in Herne-Wanne wegen zu geringer Kapazität nicht zu bewältigen. Nach der Anfang
des Jahres erfolgten Rücknahme des Solls auf täglich 14.000 tvF aber reicht die Kapazität des Schachtes 11
nun aus, um die gesamte Förderung dort zu Tage zu heben und zu verarbeiten.
Im gesamten Baufeld Haard ist nun die bis dahin bestehende Gleislostechnik wieder auf ein gleisgebundenes
Fördersystem umgestellt. Dafür sind wirtschaftliche Gründe maßgebend. Lediglich die zur Schachtbeschickung
laufenden gleislosen Fahrzeuge der Firma Paus für den Materialtransport bleiben in Betrieb.
Im Wetterschacht Emscher-Lippe 6 werden im Berichtsjahr die Einbauten entfernt. Damit fallen im Schacht
künftig nur geringe Wartungs- und Reparaturarbeiten an. Schachtbefahrungen erfolgen nun mit einer Bühne.
Im Mai beginnt man im gesamten Grubenfeld mit der Umrüstung der Bandstraßen in den Abbaubereichen auf
1.200 mm Gurtbreite. Im langfristigen Abbauplan ist vorgesehen, die Tagesförderung aus nur noch vier
Gewinnungsbetrieben zu bringen. Dazu müssen die Bänder ausreichend ausgelegt sein.
Bei dem Zusammenlegung der Bergwerke General Blumenthal und Haard waren auf der Verbundanlage 3
verschiedene Typen von Transportbehältern und Unterwagen im Gebrauch, die wegen unterschiedlicher
Längen jeweils nur in ihrem bisherigen Bereich eingesetzt werden konnten. Man beginnt nun mit der Umrüstung
auf ein einheitliches System. Die Aktion wird sich voraussichtlich bis 1997 hinziehen.
Im Mai gibt es aber auch etwas zu feiern. Der Männergesangverein General Blumenthal, der Werkschor,
besteht nun 40 Jahre. In einer Festwoche vom 14. bis zum 21.05. finden viele Veranstaltungen statt, an denen
auch Gäste aus Rußland (Istra/Moskau) und Freunde des Gesangs und der Instrumentalmusik aus der nahen
und weiteren Umgebung Recklinghausens mitwirken.
Auf der 3. Sohle des Baufeldes Haltern laufen die Arbeiten zur Verlängerung der zweigleisigen
Streckenabschnitte für den Betrieb mit 16-Wagen-Zügen.
Die Bohrgesellschaft Rhein-Ruhr setzt im Juni auf dem Fritzberg die zweite Tiefbohrung zur Aufklärung der
Lagerstätte im Baufeld B 1 Süd an. Das Bohrloch soll ca. 1.500 m tief werden. Im Verlauf des Berichtsjahres
nimmt man nun auch die zentrale Versorgung des Altfeldes mit Chlorkalzium-Lauge zur Staubbindung in
Betrieb. Im Vorjahr hat man damit in Haltern begonnen.
Im Herbst wird die erste Ladestelle im 1. Querschlag auf der 3. Sohle Haltern, die nördlichste Ladestelle im
Baufeld, abgeworfen.
Im Baufeld Haard beginnt man mit der Umrüstung der 10 vorhandenen Diesellokomotiven auf den geforderten
Stand der "Technischen Anforderungen an Grubenlokomotiven" (TAG). Die Arbeiten sollen 1996
abgeschlossen sein.
In diesem Feld verwendet man im Berichtsjahr erstmals eine "Dieselkatzenfähre". In dieses Fahrzeug, das auf
dem Gleis steht, fährt der komplette Dieselkatzenzug an der EHB ein und kann nun über das Gleis verfahren
werden. So spart man einen Wartungsraum.
Mitte Juli eröffnen Bergwerksdirektor Karl-Hans Gärtner und der Bürgermeister von Oer-Erkenschwick,
Clemens Peick, in der Lohnhalle von Ewald Fortsetzung eine Ausstellung des Deutschen Bergbau-Museums
Bochum unter dem Thema "Ausländer im deutschen Bergbau - für Zusammenarbeit, gegen Haß".
Im Berichtsjahr erfolgt an Schacht Ewald
Fortsetzung 5 der Abriß der
Fördermaschine, des Schachtgerüstes
und der Gebäude. Die Einbauten im
Schacht werden geraubt. Der Schacht
fungiert nur noch für die Wetterführung als
Einziehschacht.
An Schacht 2/6 wird der Holzplatz
aufgegeben. Die Holzlieferfirmen Raab
Karcher und Wirus schließen sich
zusammen und errichten auf dem
Bergwerk Schlägel und Eisen einen
zentralen Holzplatz. Von dort werden nun
die benötigten Holzmengen täglich
abgerufen und zu den Schachtstandorten
geliefert. An Schacht Blumenthal 2/6
errichtet man über Tage eine zentrale Waschhalle mit chemisch-physikalischer Wasseraufbereitung zur
Reinigung von verschmutzten Betriebsmitteln, die von unter Tage kommen.
Auch die Betriebe der Ruhrkohle AG müssen dem Gang der Zeit Rechnung tragen. So werden Anfang August
nur noch 45 Auszubildende angelegt. Im Vorjahr waren es gar nur 34. Zum Start der diesjährigen Neuanfänger
läd das Bergwerk zu einem "Tag der offenen Tür" in die Ausbildungseinrichtungen in Oer-Erkenschwick ein.
In diesen Tagen besucht auch Familienministerin Hannelore Rönsch das Bergwerk, in ihrer Begleitung der
heimische CDU-Abgeordnete Erwin Marschewski und Arbeitsdirektor Wilhelm Beermann vom Ruhrkohle
-Vorstand. Die Grubenfahrt führt nach Flöz Johann.
Im Oktober erfolgt für die Fahrsteiger, Obersteiger und Betriebsführer unter und über Tage eine Umbenennung
ihrer Dienstränge. Fahrsteiger werden künftig als Abteilungsleiter geführt. Obersteiger nennt man
Bereichsingenieure. Betriebsführer erhalten die Bezeichnung Bereichsleiter.
Im Rahmen der Organisationsentwicklung bei der Ruhrkohle AG wird die Abteilung DTB/Maschinentechnik in
den Maschinenbetrieb unter Tage eingegliedert. Dafür ruft man innerhalb des Stabes die Abteilung
DM/Mechanisierung wieder ins Leben. Dipl.-Ing. Manfred Zech übernimmt die Leitung.
Fünf Lehrerinnen und Lehrer der Käthe-Kollwitz-Schule in Recklinghausen absolvieren im Oktober ein
einwöchiges Betriebspraktikum auf Blumenthal/Haard. Ihnen soll ein Einblick in die gewerblich-technischen
Berufe vermittelt werden. Auch eine Grubenfahrt steht auf dem Programm.
Eine Buchpräsentation unter Tage. Gab's das schon mal? Wie auch immer. Am 27. Oktober stellt der Autor
Hubert Kurowski auf der 3. Sohle des Schachtes Haltern 1 im Füllortbereich sein Buch "Im Westen geht's mir
gut" vor. Organisiert hat dies mit gutem Erfolg die Ausbildungsabteilung.
Im November laufen im Planungsraum Olfen wieder seismische Untersuchungen zur Erkundung der
Steinkohlenlagerstätte. Diese erstrecken sich auf eine Fläche von rd. 36 km2. Die Ergebnisse - sie sollen bis
März 1995 vorliegen - dienen als Grundlage für den geplanten Kohleabbau im Baufeld Olfen durch das
Bergwerk Blumenthal/Haard.
Das Anschlußbergwerk Haltern 1/2 begeht am 03. Dezember sein 10-jähriges Jubiläum und auch die Stadt
Haltern ist nun seit 10 Jahren Bergbau-Stadt. An diesem Tag lief 1984 in Flöz Zollverein 6 der erste Streb im
Baufeld Haltern an. Eine Feier aus diesem Anlaß findet nicht statt. Auf der Schachtanlage Haltern 1/2 sind jetzt
1.100 Mitarbeiter beschäftigt, 836 von ihnen unter Tage. Im Baufeld sind seit Förderbeginn rd. 5 Mio Tonnen
Kohle abgebaut. Fast 41 km Strecken wurden aufgefahren, 19 km davon komplett mit Gleisen ausgestattet. Die
Gesamtlänge der installierten Förderbänder beträgt rund 14 km.
Gegen Jahresende gibt es eine neue Technik bei der Strebkühlung. In Flöz Sonnenschein kommt erstmals ein
Eisgenerator zum Einsatz. Es ist zunächst ein Versuch, der aus der Überlegung resultiert, daß ein
Eis-Wassergemisch die Kälte länger hält, als das bisher verwendete Kaltwasser.
Ab dem Berichtsjahr übernimmt die Ruhrkohle AG auf ihre Rechnung die arbeitsmedizinische Betreuung der
ca. 2.200 Mitarbeiter der Stadtverwaltung Recklinghausen und der etwa 300 freiwilligen Feuerwehrleute der
Stadt. Sämtliche Untersuchungen werden von den Werksärzten Ulf Bengtsson und Dr.med. Norbert Brosch auf
der Anlage 2/6 durchgeführt.
Nach 41-jährigem Berufsleben wechselt Anfang April der langjährige Betriebsratsvorsitzende des Bergwerks
Haard, Udo Klingenburg, ins Privatleben.
Grubenbetriebsführer Heinz Kleibrink geht am 30. September in den Ruhestand. Seine Position übernimmt
Obersteiger Hendrik Thönelt, der zum Bereichsleiter befördert wird.
Am 31. Dezember wird der Betriebsdirektor für den Bereich Produktion Dr.-Ing. Reinhard Bassier zur
Hauptverwaltung in die Abteilung T 1 (Betriebsüberwachung) versetzt.
Mit Ablauf des Jahres scheidet der Leiter der Abteilung DM/Mechanisierung Dipl.-Ing. Manfred Zech aus dem
aktiven Dienst aus. Sein Nachfolger wird Dipl.-Ing. Theodor Böhmer.