Bergmannsverein General Blumenthal
Presse 2003
Mit Pianisten geht´s steil bergab.
Klassik-Festival Ruhr auf Schacht Haltern 1/2 - Rekordversuch unter Tage. (WAZ vom
05.06.2003)
Justus Franz schaffte auf Schacht 8 vor vier
Jahren 900 Meter. Volker Zwetzschke will
weiter runter: auf 1012 Meter unter Tage.
Und mit ihm steigt nicht nur ein 90 000 Euro
teurer Flügel in Schacht Haltern 1/2 des
Bergwerks Auguste Victoria/Blumenthal ein,
sondern zugleich vier andere Pianisten.
Deren Konzert im Rahmen des 6.
Europäischen Klassik-Festivals Ruhr soll
„etwas ganz Wundervolles" werden, sagt Hubert Schulte-Kemper, Vorsitzende der
Gesellschaft zur Förderung der Philharmonia Hungarica. Und das nicht nur in musikalischer
Hinsicht: In 1012 Metern Tiefe sollen am 27. Juli von 11 bis 17 Uhr mindestens 1012 Zuhörer
den Klängen großer Komponisten lauschen. Wenn's klappt, dann wäre das ein neuer Rekord.
Kohle und Klassik - „ein Kulturspektakel, das große Aufmerksamkeit auf diese Region lenken
wird", verspricht Schulte-Kemper.
Außer dem Marler Volker Zwetschke wollen die Pianistinnen Anna Malikowa, Jana
Prjaschennikowa sowie Marcus Kretzer und Oleg Polianski zum Gelingen des Spektakels
beitragen. Zwetschke: „In einem derart riesigen Schacht können wir natürlich keine schweren
Beethoven-Sonaten spielen." Stattdessen im Programm: Tschaikowsky , Liszt, Chopin,
Rachmaninow - und, schau an, doch Beethoven. „Der Kollege Polianski wollte es sich nicht
nehmen lassen, die Mondscheinsonate zu spielen." Grubenlampen wirken durchaus
inspirierend.
Nicht anders als der 12 Meter hohe Material- und Wetterschacht an sich. In Sachen Akustik
beispielsweise machen sich die Künstler keinerlei Sorgen. Allein der Kawai-Flügel werde
häufiger gestimmt werden müssen- der Feuchtigkeit und Wärme wegen. Jana
Prjaschennikowa zumindest war begeistert: Mein großvater war Bergmann, es ist toll hier.“
Gleichwohl: Wer hören will, darf nicht zimperlich sein - „und sollte möglichst auf die feine
Abendgarderobe verzichten", sagt Bernd Spiekermann, vom Bereich Arbeits- und
Umweltschutz der Deutschen Steinkohle AG. Spiekermann verspricht zwar „saubere Stühle",
doch runter geht's nun einmal nur im Korb - der übrigens 40 Flügel fassen könnte.
Bedingungen, die ein außergewöhnliches Konzertereignis versprechen. Und dem kleinen
Schwarzen eine ganz neue Bedeutung verleihen.
Karten: 10/5Euro pro Konzert; Tel. 0201-8135495. Die Veranstaltung ist nicht geeignet für
Behinderte und Kinder unter 14 Jahre.
Programm: 11 Uhr: Prjaschennikowa / Zwetschke; 13 Uhr: Polianski; 15 Uhr: Kretzer; 17 Uhr:
Malikowa. Über Tage ist ein Rahmenprogramm u.a. mit der AV-Bergkapelle geplant.Klassik
und Kohle. Eine Konstellation, die viel verspricht. Meinen auch: v.l. Prof. Dr. Klaus Hupe
(Gesellschaft zur Förderung der Philharmonia Hungarica), Jana Prjaschennikowa, Hubert
Schulte-Kemper sowie Siegmund Bonk (DSK)