Bergmannsverein General Blumenthal
Kurz-Chronik
Generalfeldmarschall steht Pate für ein Bergwerk in Recklinghausen
Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal stand Pate bei der Taufe einer Recklinghäuser
Zeche. Der Name des “glänzenden“ Strategen, der später als Generalinspekteur der 3. und
4. Armeeinspektion unter Kaiser Wilhelm II. Militärgeschichte machte, wurde am 28. März
1873 “entliehen“, als die erste Generalversammlung der neuen Bohrgesellschaft im
“Römischen Hof“ zu Recklinghausen abgehalten wurde. Am 21. Mai jenes Jahres fand die
Wahl des Grubenvorstandes statt und Rive von Wolfsbank wurde zum ersten
Bergwerksdirektor ernannt.
Am 1. September 1873 war es so weit: Das amtliche Wochenblatt für den Kreis
Recklinghausen berichtet:
“Am vorigen Montag. am 1. September 1873, wurde auf der Zeche General Blumenthal vor
dem Viehtor der erste Spatenstich zum Abteufen des Schachtes gemacht. Böllerschüsse
verkünden den hiesigen Einwohnern das freudige Ereignis. Wir begrüßen das für unsere
Stadt so wichtige Unternehmen mit einem herzlichen Glück auf und wünschen demselben ein
rasches Fortschreiten.
Ein gutes Jahrhundert später haben sich die Verhältnisse grundlegend verändert. Es ist
abzusehen, wann die Grubenfelder der Zeche ausgekohlt sind. An der Anlage neuer Material-
und Wetterschächte erhitzten sich die öffentlichen Gemüter. Das Wachstum, das die Grube
damals vor rund 100 Jahren aufweisen konnte, setzt sieh nicht mehr ungehindert fort.
Die neuen Übertageanlagen werden seitdem grundsätzlich landschaftsverträglich erbaut,
allerdings erstreckt sich der Förderweg der Kohle bis zur Hebung zutage, untertägig auf 25
km, in Herne-Wanne-Eickel zum Schacht 11 der ehemaligen Grube “Shamrock“!
Wesentlich anders war die Situation in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts: „General
Blumenthal entwickelt sich prächtig, Schacht 1 wird wasserdicht hergestellt, eine Erfindung
aus England, die den Bergbau revolutionierte, wie die heute für das Ruhrgebiet typischen
Bockgerüste“
Das erste Grubenunglück auf “Blumenthal“ wird im Jahr 1884 aufgezeichnet. 18 Tote waren
zu beklagen - damals immerhin 5 % der Untertagebelegung! Damals ereignete sich eine
Explosion auf der 517 m Sohle in den Flözen 0 und 1/2 im Ostfeld.
Das wichtigste Ereignis des Jahres 1895 sieht der Chronist in den Abteufarbeiten für den
Schacht 3 (Nähe Hauptbahnhof). Damit wurde im Zuge der Entwicklung der “Nordwanderung“
des Bergbaus, ein wichtiger Schritt unternommen, der sein vorläufiges Ende im Abteufen des
Schachtes 7 im nördlichen Recklinghausen und des Schachtes 8 in 0er- Erkenschwick fand.
In der Geschichte des Bergwerks sollte man den Bergwerksdirektor Drissen nicht vergessen,
der die Anfangsprobleme der Grube meisterhaft überwand. Auch zur Frühzeit gab es auf
“Blumenthal“ einen steinernen „MaIakowturm“, in dessen Fundamente man mit zunehmender
Schachtabteufung gezwungen war, später ein stählernes Fördergerüst zu setzten. In den
30er Jahren sollte dieser frühe Zeuge der Schachtförderung auf “Blumenthal“ endgültig
verschwinden.
In der Firmenchronik galt das Jahr 1945 als ein verhängnisvolles Jahr. „Am Anfang stehen,
wie in den fünf vergangenen Jahren, die an der Front gefallenen Kameraden. Doch trotz aller
Hiobsbotschaften gelingt es der Belegschaft unter unsäglich schwierigen Umständen, den
Betrieb zusammen mit der Direktion aufrechtzuerhalten“.
“Als sich in den 50er Jahren die Seilscheiben wieder schneller zu drehen begannen, konnte
sich der Bergmann eines Sieges rühmen, der erst wieder durch die billigen Ölimporte ertränkt
werden sollte“.
General Blumenthal/Haard war im Jahre 1992 das größte Bergwerk im Ruhrgebiet.
Das Bild der „Blumenthal-Geschichte“ ist damit unvollständig gezeichnet, doch ein
Betrachtungspunkt sollte nicht unerwähnt sein: Waren es in den Anfängen dieses Bergwerks
die Kapitaleigner (Kuxenbesitzer), die sich gegen den Bau zusätzlicher Wetterschächte
stellten. hat sich heute das Bild verkehrt. Die Bestrebungen nördlich der Stadt, im Waldgebiet
der Haard, untertägig Steinkohle zu fördern und Schächte abzuteufen, stieß bei einem Teil
der Bevölkerung auf Ablehnung.
Weiterhin war eine nördliche Ausdehnung nicht möglich, da dort der Haltener Stausee mit den
Wassergewinnungsanlagen Vorrang hatte.
Sicherlich haben bergtechnisch bedingte Schäden im Innenstadtbereich von Recklinghausen,
politisch und von Bürgerinitiativen bestärkt, das Ende dieses Bergwerks zudem enorm
beschleunigt.
Am 30.06.2001 wurde die „Großzeche“ geschlossen.
Das „Glückauf Blumenthal“ ist nun für immer verstummt!
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